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03.07.20 / Konzernstrategie / Im Zweifel besser von England aus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27 vom 03. Juli 2020

Konzernstrategie
Im Zweifel besser von England aus

Es schien die Erfüllung einer Prophezeiung zu sein, als im März 2018 die Unternehmensleitung eines der größten Konsumgüterhersteller der Welt ein Presse-Bulletin veröffentlichte. Seit dem Brexit-Referendum im Juni 2016 hatten die Anhänger der EU überall lautstark gewarnt, dass der Austritt aus der Union sich für Großbritannien zu einem ökonomischen Desaster entwickeln würde und zahlreiche wichtige Unternehmen die störrische Insel verlassen werden.

Nun kündigte der Unilever-Konzern, der in Deutschland vor allem über Marken wie Langnese-Eis oder Knorr-Fertigsuppen bekannt ist, an, die tradierte Doppelstruktur mit den zwei Firmensitzen in London und Rotterdam endgültig aufzugeben. Zukünftig sollten die Geschicke der global agierenden Aktiengesellschaft mit einem jährlichen Umsatz von über 

60 Milliarden Euro ausschließlich vom Hauptquartier im niederländischen Rotterdam gelenkt werden. Als Begründung verwies der damalige Vorstandschef Paul Polman ausdrücklich auf den Brexit und die damit verbundenen Nachteile für den Konzern. 

Doch Polman hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Große Anteile der sowohl an der Londoner als auch der Amsterdamer Börse notierten Gesellschaft befinden sich in der Hand britischer Finanzunternehmen. Diese ließen im Hintergrund ihre Muskeln spielen, und Polman musste schließlich zurückrudern. Zum Jahreswechsel 2018/2019 nahm er seinen Hut. Die Struktur mit zwei Firmensitzen wurde zunächst beibehalten.

Mitte Juni dieses Jahres kam dann der Paukenschlag. Der neue Vorstand von Unilever kündigte an, den Unternehmenssitz nunmehr vollständig nach London zu verlagern. Zwar will der Konzern an den bisherigen Produktionsstandorten auf dem Kontinent festhalten, die wichtigen Gewinne aus der wirtschaftlichen Tätigkeit werden dann aber vollständig in das Vereinigte Königreich abfließen. Dieser Schritt dürfte auch für andere Unternehmen in Europa eine wichtige Signalwirkung haben.D.P.