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03.07.20 / Kaiserin Eugénie / Frankreichs letzte Monarchin

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27 vom 03. Juli 2020

Kaiserin Eugénie
Frankreichs letzte Monarchin
Manuel Ruoff

Frankreichs letzter Monarch versuchte wie sein berühmterer Onkel sein Kaisertum durch ein Einheiraten in den europäischen Hochadel zu stabilisieren. Nachdem sein Heiratsantrag an die spätere letzte Königin Sachsens, Prinzessin Carola von Wasa-Holstein-Gottorp, erfolglos geblieben war, hielt Napoleon III. in jenem Jahr 1852, in dem er Kaiser der Franzosen wurde, um die Hand der späteren Schwiegermutter des letzten Deutschen Kaisers und Königs von Preußen, Prinzessin Adelheid zu Hohenlohe-Langenburg, an. Die Ehe mit der Tochter einer Halbschwester von Königin Victoria versprach gute Beziehungen mit Großbritannien. Die Queen verhinderte jedoch eine Heirat ihrer Nichte mit dem 27 Jahre älteren Empereur. Damit war der Weg frei für die vom Franzosen begehrte 18 Jahre jüngere Spanierin Eugénie de Montijo. 1853 wurde geheiratet.

Die am 5. Mai 1826 in Granada geborene Herzogstochter galt als schön, charmant, klug und gebildet. Ihrem Ehemann wurde sie eine wichtige, wenn auch eher schlechte Ratgeberin. Ihre Ratschläge waren von einem reaktionären Geiste. Innenpolitisch setzte sie sich für einen neoabsolutistischen statt liberalen Regierungsstil ihres Mannes ein. In Italien unterstützte sie den Kirchenstaat gegen den jungen Nationalstaat und in Deutschland die altehrwürdige habsburgische Großmacht gegen den preußischen Emporkömmling. Mit ihrem gegen die Königreiche Preußen und Italien gerichteten Einfluss auf den Kaiser tat die Kaiserin das Ihre, dass es nicht nur zu dem von ihr begrüßten Deutsch-Französischen Krieg kam, sondern dass auch der mit Hilfe ihres Mannes entstandene italienische Nationalstaat ein ureigenstes Interesse an der Kriegsniederlage Frankreichs gewann. Ihre Sympathien für Österreich zahlten sich nicht aus. Das Land blieb ebenfalls neutral. Außenpolitisch isoliert, verlor Frankreich den Krieg, ihr Mann die Krone.

Während ihr Mann wegen der Gefangennahme durch die Preußen bei Sedan dem Zugriff der republikanischen Landsleute entzogen war, musste sie vor diesen erst aus Paris und dann aus Frankreich fliehen. Nach der Entlassung ihres Mannes aus preußischer Kriegsgefangenschaft noch während des Krieges verlebten die beiden die wenigen Jahre bis zu seinem Tode im Jahre 1873 im britischen Exil. Die weiteren 47 Jahre bis zu ihrem Ableben vor 100 Jahren, am 11. Juli 1920, verlebte Eugénie ähnlich wie ihre österreichische Freundin Kaiserin Elisabeth deren letzte Jahrzehnte – mit Reisen.