19.04.2024

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03.07.20 / Wirtschaftslage im Königsberger Gebiet / Wie ein Tropfen auf den heißen Stein / Ölpreisverfall und Inflation belasten die Wirtschaft – Königsberger Regionalregierung sagt Hilfe zu

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27 vom 03. Juli 2020

Wirtschaftslage im Königsberger Gebiet
Wie ein Tropfen auf den heißen Stein
Ölpreisverfall und Inflation belasten die Wirtschaft – Königsberger Regionalregierung sagt Hilfe zu
Jurij TSchernyschew

Seit Anfang April herrscht in der Russischen Föderation eine allgemeine Quarantäne, die nun allmählich gelockert wird. Die schnelle Verbreitung der Epidemie in Russland und im Königsberger Gebiet fiel mit einem drastischen Preisverfall für Öl zusammen, ein zusätzlicher Faktor, der sich auf die soziale und wirtschaftliche Lage des Landes negativ ausgewirkt hat. Es ist nicht schwer, sich vorzustellen, dass die gegenwärtige Situation die finanzielle Lage der Bevölkerung schmerzhaft beeinträchtigt und die Situation der Unternehmer im Königsberger Gebiet negativ beeinflusst hat. Im nördlichen Ostpreußen wurde die Verpflichtung zur Selbstisolation von Woche zu Woche verlängert.

Bisher hat die Regionalregierung einige Maßnahmen zur Abfederung der wirtschaftlichen und finanziellen Auswirkungen angekündigt. Vorgeschlagen wurde unter anderem  die Möglichkeit, ein zinsgünstiges Darlehen zu 0,1 Prozent mit einem Höchstbetrag von bis zu zehn Millionen Rubel (rund 130.000 Euro) zu erhalten, sowie der Aufschub der Mietzahlung für staatliche und kommunale Immobilien um bis zu sechs Monate. Eine andere Erleichterung sieht die Stundung von Steuerzahlungen vor. Aber nicht jeder wird sie sofort in ihren Genuss kommen können: Eine Stundung kann den Unternehmen aus den am meisten betroffenen Geschäftsbereichen zwar gewährt werden, doch für ihren Erhalt ist es notwendig, einen Antrag mit einem ganzen Paket von Dokumenten einzureichen, welche die schwierige wirtschaftliche Lage des Unternehmens oder Kleinunternehmers belegen. Dieser Aufschub von Steuerzahlungen ist ziemlich umstritten, denn wenn schon jetzt viele Unternehmer nicht genug Geld für die Zahlung ihrer Steuern haben, dann werden sie in ein paar Monaten noch weniger haben.

Andere Maßnahmen zur Unterstützung durch die Regionalregierung, die derzeit erwogen werden, sehen Folgendes vor: Wenn ein einzelner Unternehmer eine Einkommensmeldung mit positivem Saldo vorlegt, erhält er einmalig umgerechnet rund 195 Euro. Hat ein Unternehmer zwei angestellte Mitarbeiter und Mietkosten, werden ihm etwa 450 bis knapp über 500 Euro zugewiesen. Wenn der Unternehmer 15 Mitarbeiter und Mietkosten hat, können die Zahlungen bis zu 1300 Euro betragen. 

Gleichzeitig mit dem allgemeinen Einkommensrückgang steigen die Preise für lebensnotwendige Güter und Lebensmittel permanent. Die Bevölkerung versucht, so gut wie möglich über die Runden zu kommen, obwohl viele Menschen fast keine Ersparnisse und keine Möglichkeit haben, zu arbeiten und ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Der Rückgang der Einzelhandelsumsätze ist sehr beträchtlich. Der Lebensmitteleinzelhandel hat zwar am wenigsten gelitten, aber es gab dennoch einen Einbruch, weil die Einwohner Königsbergs vermehrt zu Billigprodukten greifen.