Da wollte jemand alles richtig machen – und prompt ging alles voll daneben.
Am vergangenen Freitag verkündete die Berliner Verkehrsgesellschaft (BVG), die U-Bahnstation „Mohrenstraße“ umbenennen zu wollen. Schon lange hatten „Antirassismusaktivisten“ gegen den Namen protestiert, da das Wort „Mohr“ Menschen mit anderer Hautfarbe diskriminieren würde. Außerdem erklärte die BVG, „jegliche Form von Rassismus oder sonstiger Diskriminierung“ abzulehnen. Sodann präsentierte das Unternehmen den neuen Namen der Haltestelle: „Glinkastraße“, benannt nach dem Komponisten Michail Glinka, der neben Peter Tschaikowski, Modest Mussorgski und Nikolai Rimski-Korsakow zu den großen Klassikern der russischen Musik im 19. Jahrhundert zählt.
Dumm nur, dass Anfang der Woche „Bild“ und die „Jüdische Allgemeine“ auf Werke und Zitate Glinkas hinwiesen, die ihn als handfesten Antisemiten ausweisen. So erzähle das Epos „Fürst Cholmskij“ von einer jüdischen Verschwörung gegen das russische Reich. Und für beneidete Kollegen gebrauchte Glinka gern das Wort „Shidy“, was dem abfälligen „Jidden“ im Deutschen entspricht. Anton Rubinstein etwa wurde von ihm als „zu jüdisch“ (und auch „zu deutsch“) geschmäht und das Petersburger Konservatorium als „Piano-Synagoge“ bezeichnet.
Die Moral „vons Janze“? Besser aufpassen bei politisch korrekten Manövern. Oder besser gleich die Finger davon lassen. Vor allem dann, wenn man von Geschichte offenkundig keine Ahnung hat.