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10.07.20 / Corona / Auch der Fußball wurde auf den Kopf gestellt / Dietmar Hopp wurde vom Saulus zum Paulus – Bei Clemens Tönnies war es umgekehrt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28 vom 10. Juli 2020

Corona
Auch der Fußball wurde auf den Kopf gestellt
Dietmar Hopp wurde vom Saulus zum Paulus – Bei Clemens Tönnies war es umgekehrt
Bodo Bost

Corona hat wie die ganze Gesellschaft auch den Fußball auf den Kopf gestellt und gezeigt, wie schnell jemand dort vom Helden zum „Schweinehund“ und umgekehrt werden kann. War vor Corona der Mehrheitsgesellschafter des Fußballunternehmens TSG 1899 Hoffenheim, Dietmar Hopp, noch Zielscheibe von Hassattacken von Fans, die ihn als „Schweinehund“ bezeichneten, wurde er wenige Wochen später als Mehrheitseigner des biopharmazeutischen Unternehmens Curevac zum „Retter der Nation“ in Corona-Zeiten. 

Umgekehrt lief es bei Schalke 04. Dessen Aufsichtsratsvorsitzender von 2001 bis zum 30. Juni dieses Jahres, Clemens Tönnies, hat mutmaßlich mit der Missachtung von Corona-Regeln einen Covid-19-Ausbruch in seinem Stammwerk und damit einen zweiten Shutdown in Ostwestfalen und die Gefährdung Tausender unbeteiligter Menschen zu verantworten. Schalke-Fans sahen dadurch die Werte ihres traditionsreichen Ruhrpottklubs in Gefahr und machten gegen die Führung um Tönnies mobil. 

„Schalke ist kein Schlachthof!“

Während Kirchen darauf hoffen, dass die Christen nach dem Lockdown wieder in die Gotteshäuser strömen, haben manche Fußballvereine entsprechende Hoffnung nicht mehr. Zu tief sind die Gräben zwischen Verein und Fans geworden. Dazu kommt noch, dass Fußballer und Vereine in der Krise ihr wahres Gesicht gezeigt haben, dass sie nämlich nicht dem Ball hinterherlaufen, sondern eher dem Geld. 

Bei Schalke kamen sportliche Talfahrt und der Corona-Skandal des damaligen Aufsichtsratsvorsitzenden zusammen und führten zu einer explosiven Stimmung. All dies nagte an der Substanz des Vereins. Auf Schalke gehörte von Anfang an das Image des Malochers, des Kumpels von der Zeche dazu. Über reine Rhetorik hinausgehender Zusammenhalt gehörte zur Philosophie des Vereins. Dies alles drohte durch das Ausbeuterimage von Tönnies zu leiden. Deshalb lautete das Motto der Unzufriedenen: „Schalke ist kein Schlachthof! Gegen die Zerlegung unseres Vereins“, das sich klar gegen die Vereinsführung um Tönnies richtete. 

Tönnies’ Freund, der wegen Steuerhinterziehung vorbestrafte ehemalige Präsident des FC Bayern München und Aufsichtsratsvorsitzende der gleichnamigen Aktiengesellschaft, Uli Hoeneß, hat seinen Fehler eingesehen, und ihm war deshalb eine sportliche Rehabilitation vergönnt. Ob Tönnies auch seine Fehler einsehen und korrigieren wird, bleibt abzuwarten.