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10.07.20 / Nach dem Lockdown / Tempelhofs neues Besucherzentrum öffnet / Die Hälfte der Ausstellung widmet sich zwölf Jahren NS-Zeit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28 vom 10. Juli 2020

Nach dem Lockdown
Tempelhofs neues Besucherzentrum öffnet
Die Hälfte der Ausstellung widmet sich zwölf Jahren NS-Zeit
Frank Bücker

Eigentlich schon im Februar dieses Jahres eröffnete im Empfangsgebäude des Flughafens Tempelhof eine Ausstellung zu dessen Geschichte. Seuchenbedingt war die Schau jedoch monatelang nicht zu sehen. Nun kann sie bei freiem Eintritt montags bis freitags von 13 bis 17 Uhr und am Wochenende von 10 bis 16 Uhr wieder besichtigt werden. 

Die Hälfte der Ausstellung ist den zwölf Jahren der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft gewidmet. Volkspädagogisch soll auch hier dem Besucher der Blick auf Stolz und Leistung verstellt werden. Gewiss, in Tempelhof wurde ein provisorisches Konzentrationslager errichtet, und die Flugzeugbauer Junkers und Weser-Flugzeugbau ließen dort – auch durch Zwangsarbeiter – Junkers Ju 87 (Stukas) und Focke-Wulf Fw 190 (Abfangjäger) bauen, aber die Entstehungsgeschichte Tempelhofs geht auf die Weimarer Republik zurück, in der dem Versailler Diktat zum Trotz Fliegerei betrieben wurde. Die Nationalsozialisten erbten Tempelhof, sie schufen den Flughafen nicht. Der Ausbau des Flughafens hat letztlich weniger mit den Nationalsozialisten zu tun und wäre auch ohne die Machtergreifung Adolf Hitlers erfolgt. 

Das Tor zur Freiheit

Vom 24. Juni 1948 bis 12. Mai 1949 sperrte die sowjetische Besatzungsmacht die Zufahrtswege von Westdeutschland nach West-Berlin. Dies war die Bewährungsprobe für die US-Amerikaner, die West-Berliner und den Flughafen Tempelhof. Die Popularität der Amerikaner in Berlin gründet sich vornehmlich auf die von ihnen, aber auch den Briten und Franzosen, errichtete Luftbrücke. Gelegentlich wird dabei übersehen, dass die USA es sich politisch gar nicht leisten konnten, Berlin aufzugeben. Der Kalte Krieg wurde – zum Teil wenigstens – bereits hier entschieden. 

Auf dem Fußboden des Ausstellungsbereichs befinden sich Rollfeldmarkierungen. Auf einer Leinwand läuft in Endlosschleife eine Diavorstellung über die Entstehung des Gebäudes. Rechts neben dem Eingang ist auf einer Leinwand die Perspektive eines Flugkapitäns zu sehen, der sich im Anflug auf die Landebahn befindet. 

Für die Berliner war Tempelhof das Tor zur Freiheit. Umso mehr verbitterte es die Berliner aus dem Westteil der Stadt, dass sich bei der Volksabstimmung über die Offenhaltung des Flughafens – bei der es eine Mehrheit dafür gab – die Ost-Berliner überwiegend nicht beteiligten, womit das Quorum verfehlt wurde. Es waren nicht nur die DDR-Flüchtlinge, die von Tempelhof nach Westdeutschland ausgeflogen wurden, von hier aus begannen auch die Urlaubsreisen ohne Drangsalierung durch DDR-Grenzer auf den Straßen und in den Eisenbahnen. 

Hier begannen die US-Präsidenten Kennedy und Reagan ihre Berlin-Visiten. Das letzte Kapitel „Aufbruch in die Zukunft – Nach 1989“ enthält eine unzutreffende Überschrift. Nein, die West-Berlinhasser und Flugreisenbedenkenträger aus SPD, Linkspartei, Grünen, BUND, AWO und NABU hatten 2008 endlich erreicht, was sie schon immer wollten. Heimlich hatte sich auch die Bauindustrie gefreut – witterte sie doch goldene Zeiten. Aber daraus wurde nichts. Eine weitere Volksabstimmung entschied, dass Tempelhof nicht bebaut wird.