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10.07.20 / Drittes Dürrejahr / Dem deutschen Wald geht das Wasser aus / 110.000 Hektar sollen bereits abgestorben sein. Mitschuld ist auch die viel gepriesene Windkraft. Doch der Grundwasserspiegel sinkt bereits seit Jahrzehnten – zuletzt allerdings rapide

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28 vom 10. Juli 2020

Drittes Dürrejahr
Dem deutschen Wald geht das Wasser aus
110.000 Hektar sollen bereits abgestorben sein. Mitschuld ist auch die viel gepriesene Windkraft. Doch der Grundwasserspiegel sinkt bereits seit Jahrzehnten – zuletzt allerdings rapide
Dagmar Jestrzemski

Dem deutschen Wald geht es so schlecht wie wohl kaum jemals seit Menschengedenken. Ende Mai wurde über die regionalen Rundfunksender das ARD-Radiofeature „Das neue deutsche Waldsterben“ übertragen. In den Fokus kam eine Katastrophe, die in der breiten Öffentlichkeit bislang noch kaum wahrgenommen wird.  

Aufgrund der geringen Niederschläge und rapide gesunkener Grundwasserspiegel sollen bereits 110.000 Hektar Wald abgestorben sein. Ursache ist die Dürre im dritten Jahr in Folge. Nicht wenige Beobachter beschleicht schon die Befürchtung, dass wir womöglich aus der Situation nicht mehr herauskommen. Was aber ist zu tun? Geld allein hilft nicht weiter. Wer bei dieser Horrorvorstellung reflexartig wieder nur auf den globalen Klimawandel verweist, übersieht leider die direkt vor Ort stattfindenden menschlichen Eingriffe in das global-atmosphärische System der Wasserkreisläufe und deren Folgen. 

Solange die Wasserkreisläufe intakt sind, bescheren sie Mensch und Natur trotz gewisser Schwankungen ausreichende Niederschläge und umweltverträgliche Grundwasserstände. Bereits seit Jahrzehnten sind aber die Grundwasserspiegel schleichend und zuletzt rapide gesunken. Wenn die Ökosysteme jetzt an Wasserknappheit leiden, sollte das als allerletzte Mahnung dienen, um im Sinne der Natur „vernetzt zu denken“. Bekanntlich gehört die Funktionsweise der miteinander vernetzten Wasserkreisläufe zum Wissensstoff der Grundschule. Vernetzt zu denken, lernt man aber nicht einmal auf der Universität. So haben wir viel Zeit verloren – Zeit, die wir offensichtlich nicht mehr haben. 

Meteorologin: „Es ist wie verhext“

CO2-Emissionen einzusparen mag überaus wichtig sein. Wer aber die Windenergie propagiert, weist die Tatsache der unbeabsichtigten Nebenwirkungen zurück. Die permanente Abschöpfung von kinetischer Energie aus der Atmosphäre provoziert eine Schwächung des Windsystems, was bereits zur Änderung des Wettersystems „direkt vor der Haustür“ führte. Wenn man zur CO2-Einsparung die Windkraft immer weiter vorantreibt, wäre letztendlich das Gegenteil von der erhofften Wirkung erreicht: Die Niederschläge heranführenden Tiefdruckgebiete im Nordatlantik würden das nordwesteuropäische Festland noch seltener erreichen, als bisher schon im Sommerhalbjahr der Fall, und noch öfter in Richtung Skandinavien abdrehen. 

Dieses sich wiederholende Phänomen verleitete im Dürrejahr 2018 eine TV-Meteorologin zu dem Ausspruch: „Es ist wie verhext.“ Zudem ist durch Onshore-Windenergie je nach Ausbaustufe ein Temperaturanstieg nachgewiesen.   

Die Wetter-Auswirkungen der Windturbinen sind vielfältig, wie neue Studien aus den USA und China gezeigt haben. Die PAZ berichtete darüber in Nr. 4/2020. In Deutschland, wo die Windkraft im Verhältnis zur Fläche weltweit am stärksten ausgebaut ist, finanzierte das Bundeswirtschafts- und Energieministerium bisher zwei große Forschungsvorhaben, um zu untersuchen, wie sich die Windbedingungen in der Deutschen Bucht ändern, wenn die Offshore-Windenergie weiter stark ausgebaut wird wie geplant. 

An dem noch bis 2022 laufenden Großforschungsprojekt X-Wakes zur Windenergie-Nutzung in der Deutschen Bucht sind auch die Energiekonzerne innogy SE, Vattenfall, RWE Renewables, Nordsee One GmbH und Tennet TSO beteiligt. Vorrangig geht es dabei um die Standortwahl. Offshore „werden die Windparks meist in Gruppen, sogenannten Windparkclustern, gebaut. Solche Cluster können aus mehreren hundert Windturbinen bestehen“, heißt es da. „Im Windschatten hinter den Anlagen entstehen Nachlaufströmungen mit geringerer Windgeschwindigkeit und stärkeren Turbulenzen, während stromaufwärts der Wind durch Vorstaueffekte (ebenfalls) reduziert wird“, heißt: aufgestaut. 

Lieber glauben statt wissen?

Dies geschieht, wenn der Wind auf die rotierende Turbine mit einem Durchmesser von 160 Metern prallt. Auf der Leeseite der Turbinen fehlen dann ausgleichende Strömungen in der Grenzschicht der Atmosphäre (bis 1000 Meter Höhe). Es ist daher folgerichtig anzunehmen, dass die Komplexität dieser riskanten Faktoren, je nach dem meteorologischen Umfeld, nicht nur die statischen Wetterlagen begünstigt, die uns die wochen- und monatelangen Hochdruckgebiete bescheren, sondern auch zum Abdriften der Tiefdrucksysteme vom Festland beiträgt. Da ein umfassendes Verständnis dieser Vorgänge aber bisher fehlt, nutzt die Windbranche diese faktische Leerstelle empirischen Wissens, um weiter mit politischem Rückenwind den Ausbau der Windenergie an Land und auf dem Meer zu betreiben. 

Das 2019 beendete Projekt unter dem Kürzel WIPAFF (Forschungsprojekt Windpark-Fernfeld) sollte auch Aufschluss zu den „Wechselwirkungen Windkraft und lokales Klima“ geben. Nach einschlägigen Ergebnissen recherchiert man jedoch vergebens. Der MDR berichtete am 24. Juli 2019 online über das Projekt: „Die größten Windparks von Deutschland stehen draußen vor der Küste im Meer. Nebeneffekt: Hinter dem Rotor wird die Luft ausgebremst. Aber wie stark ist der Effekt, wollten Forscher wissen. Ergebnis: Noch in 50 Kilometern Entfernung war die Bremswirkung messbar. Allerdings je nach Wetterlage sehr unterschiedlich.“ Zwei beteiligte Forscher, ein Leipziger Meteorologe und ein Ingenieur von der hauptsächlich beteiligten Technischen Uni Braunschweig, erklärten gegenüber dem Sender, sie glaubten aber nicht, dass durch die ausgebremste Luft eine Auswirkung auf Wetter und Klima bestünde. 

Die beiden Wissenschaftler „glauben“ also nicht an einen Wetter-Einfluss von immer mehr, immer höheren und größeren Windturbinen auf der Nordsee, welche den heranziehenden Tiefs gleich wirbelnden Gebirgszügen große Mengen an Energie und Niederschlägen entziehen, bevor sie, wenn überhaupt, das Festland erreichen. Die US-Wissenschaftlerin Cristina L. Archer berechnete allerdings 2017/18 den Einfluss vieler Windparks auf eine deutliche Abschwächung von Hurrikanen im Golf von Mexiko und einen Verlust der Niederschlagsmengen von bis zu 

30 Prozent über der See im Bereich der Windparks. In Deutschland verlässt man sich dagegen lieber auf Meinungen.