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10.07.20 / Umweltzerstörung / Es fehlt an Mut und Willen / Auch die starke Veränderung der Landschaften lässt die Böden zunehmend austrocknen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28 vom 10. Juli 2020

Umweltzerstörung
Es fehlt an Mut und Willen
Auch die starke Veränderung der Landschaften lässt die Böden zunehmend austrocknen

Auch die industrielle Landwirtschaft, die fortschreitende Flächenversiegelung, die Begradigung von Fließgewässern und die Trockenlegung von Feuchtgebieten haben in den vergangenen Jahrzehnten wesentlich zu dem ökologischen Notstand mit geringer Verdunstung, sinkenden Niederschlagsmengen und seit Jahren ausbleibendem Landregen beigetragen. 

Im Jahre 1987 stellte der Biochemiker und Systemforscher Frederic Vester (1925–2003) in seinem einzigartigen illustrierten Bildband „Wasser = Leben. Ein kybernetisches Umweltbuch mit 5 Kreisläufen des Wassers“ fest, dass der Grundwasserspiegel in Deutschland bereits „auf ein gerade noch vertretbares Niveau“ abgesunken war. Weiter schrieb Vester, den man auch den „Vater des vernetzten Denkens“ nennt: „An einer Reihe von Beispielen sehen wir, wie wichtig es ist, die natürlichen Kreisläufe des Wassers zu beachten, nicht willkürlich und unbedacht in das vernetzte Gefüge der Biosphäre einzugreifen.“

Alte Erkenntnisse blieben ungehört

Weiter schreibt Vester: „Je stärker wir in dieses komplexe, vernetzte System eingreifen, desto schwererwiegend sind die Folgen. Wenn wir daher an den vielfältigen Diensten des Wassers weiterhin teilhaben wollen, hilft gar nichts anderes, als zu lernen, weit klüger mit ihm umzugehen, als wir es heute tun.“ Es ist erschütternd, dass wir heute, nach 33 Jahren, weiter davon entfernt sind als je zuvor. In seiner Rezension des Buches schrieb Vitus B. Dröscher in der „Zeit“: „Wer dieses Experimentierbuch zur Hand nimmt, begreift erheblich mehr über die großen und kleinen Kreisläufe des Wassers in der Natur, über Umweltzerstörung und zukunftsbewahrende Schutzmaßnahmen als Tausende von Politikern, Fabrikdirektoren, Ingenieuren, Chemikern, Architekten und Agronomen in den Chefetagen der Konzerne und Rathäuser, die jene unheilvollen Umweltschäden angerichtet haben ... eben aus Unwissenheit oder Profitgier.“ Der unabhängige britische Naturwissenschaftler und Erfinder James Lovelock (geboren am 26. Juli 1919) hinterlässt der Nachwelt eine fast gleichlautende Mahnung. 

1971 leistete Lovelock mit seinen Messungen zur Verbreitung von FCKW in der Erdatmosphäre einen wichtigen Beitrag zur Rettung der Ozonschicht. In einem Interview des „Spiegel“ (Ausgabe 5/2020) erklärte der 100-jährige Umweltforscher kürzlich: „Wir verstehen bei unseren Eingriffen in die Biosphäre nicht gut genug, was wir tun. Es gibt immer unbeabsichtigte Nebenwirkungen. Leider ist das derzeitige Wissenschaftssystem nicht darauf ausgerichtet, die Gesamtzusammenhänge zu verstehen. Auf den Universitäten lernen die Studenten nur, wie man ein Examen macht.“ 

Neue Dimension des Eingriffs

Allgemein gilt die fortschreitende Umwandlung von natürlichen Systemen in degradierte Flächen als schwerstwiegender menschlicher Eingriff in die Biosphäre (Erde und Atmosphäre). Eine neue Dimension der Eingriffe in die Biosphäre betrifft die globale, permanente Abschöpfung von Windenergie. Wegen der europaweiten Dürre müsste hierzu endlich unabhängige, länderübergreifende Forschung ermöglicht werden und eine internationale Fachkonferenz stattfinden. Bisher fehlt es aber an politischem Mut und Willen.  D.J.