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10.07.20 / Allenstein / Regenbogenfarben vor dem Rathaus / Landesweite Proteste gegen „homophobe“ Äußerungen von Staatspräsident Andrzej Duda

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28 vom 10. Juli 2020

Allenstein
Regenbogenfarben vor dem Rathaus
Landesweite Proteste gegen „homophobe“ Äußerungen von Staatspräsident Andrzej Duda
Dawid Kazanski

Vor der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen hatte der Amtsinhaber Andrzej Duda, der von der konservativen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) unterstützt wird, bei einer der Wahlkundgebungen für Aufruhr gesorgt, als er die sexuellen Minderheiten der sogenannten LGBT-Bewegung als reine Ideologie bezeichnete und sagte, sie seien keine Menschen. Die Worte des Staatsoberhauptes lösten eine Welle der Kritik, Proteste und Demonstrationen der LGBT-Gemeinschaft und des ihr nahestehenden Teils der Gesellschaft aus. 

Ende Juni fand vor dem Allensteiner Rathaus eine Protestkundgebung gegen Diskriminierung unter dem Motto „Menschenrechte sind keine Ideologie“ statt. Die Demonstration wurde von vier lokalen politischen Gruppen organisiert, dem „Komitee zur Verteidigung der Demokratie“, dem „Allensteiner Gleichheitsmarsch“, der „Jugendorganisation der Grünen“ und der Partei „Linke Gemeinsam“. Über 100 meist junge Menschen kamen zur Demonstration. Die Demonstranten brachten Plakate sowie Schilder mit verschiedenen Parolen mit wie „Dialog statt Hass“, „Liebe ist das Letzte, was man uns verbieten sollte“ oder „Jeder ist anders, alle sollen gleichberechtigt sein“. 

Zu Beginn ergriff Marta Kaminska das Wort, eine Aktivistin des „Komitees zur Verteidigung der Demokratie“: „Wir möchten unsere Solidarität mit der LGBT-Gemeinschaft zeigen. Das ist nicht irgendeine Ideologie, das sind unsere Verwandten, unsere Freunde, unsere Familienmitglieder, unsere Mitbürger. Und es lohnt sich, daran zu erinnern, dass es im Laufe der Geschichte immer wieder unterschiedliche Meinungen darüber gegeben hat, dass Menschen nicht gleich sind. Und wozu das geführt hat, wissen wir alle sehr gut. Diskriminierung beginnt oft damit, dass man behauptet, jemand sei schlimmer als man selbst. Und heute wird versucht, uns das einzureden. Und das dürfen wir nicht zulassen“.  

Agata Szerszeniewicz, Mitorganisatorin des „Allensteiner Gleichheitsmarsches“ und Mitglied der Partei „Linke Gemeinsam“, erinnerte daran, dass Polen in einem im Mai vom Dachverband der Lesben-, Schwulen-, Bisexuellen-, Trans- und Intersexuellenorganisationen ILGA veröffentlichten Bericht den letzten Platz unter den EU-Ländern einnimmt, wenn es um die Gleichstellung im Hinblick auf die sexuelle Orientierung und die Beachtung von Rechten sexueller Minderheiten geht. „Nach den Worten von rechtsgerichteten Politikern, darunter auch Präsidentschaftskandidat Duda, dass LGBT-Leute keine Menschen, sondern eine Ideologie seien, haben wir es mit Entmenschlichung zu tun. Gleichzeitig wurden wir gestern darüber informiert, dass ein weiterer Jugendlicher wegen Verfolgung aufgrund der sexuellen Orientierung Selbstmord begangen hat“, fügte Szerszeniewicz hinzu. 

Die Demonstration in Allenstein verlief friedlich, es gab keine Zwischenfälle. Inzwischen wurde der erste Wahlgang, wie vorhergesagt, vom amtierenden Präsidenten Duda gewonnen. Er hat jedoch keine absolute Mehrheit erhalten und muss in der Stichwahl gegen den Kandidaten Rafal Trzaskowski von der „Bürgerplattform“ antreten. 

Was die sexuellen Minderheiten betrifft, so stellte Duda klar, dass die Familie eine Beziehung ausschließlich zwischen Mann und Frau sein dürfe. Er stellt sich damit entschieden gegen seinen Konkurrenten, denn Trzaskowski ist bekannt für seine Unterstützung der LGBT-Gemeinschaft. Als Bürgermeister von Warschau unterzeichnete er 2019 die LGBT-Charta, in deren Rahmen eine Reihe von Maßnahmen zur Bekämpfung der Homophobie ergriffen wurde. 

Am 12. Juli wird sich herausstellen, wer das Amt des Präsidenten für die nächsten fünf Jahre innehaben wird.