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10.07.20 / Östlich von Oder und NeißE / Von Eisenbahn, Kraftfahrzeugen und Bergwerken / Wie Oberschlesien hat nun auch Niederschlesien eine Tourismusroute entlang 20 Denkmälern der Industriearchitektur

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28 vom 10. Juli 2020

Östlich von Oder und NeißE
Von Eisenbahn, Kraftfahrzeugen und Bergwerken
Wie Oberschlesien hat nun auch Niederschlesien eine Tourismusroute entlang 20 Denkmälern der Industriearchitektur
Chris W. Wagner

Es ist besiegelt. Vertreter des Marschallamtes der Woiwodschaft Niederschlesien und der Stiftung zur Bewahrung des Industrieerbes Schlesiens (Fundacja Ochrony Dziedzictwa Przemyslowego Slaska) haben die „Niederschlesische Route entlang von Industriedenkmälern“ gegründet und es damit den Oberschlesiern nachgemacht. Die Stiftung koordiniert die Zusammenarbeit der beteiligten Industriedenkmäler.

Wichtiger Wirtschaftszweig

„Niederschlesien spielte jahrhundertelang eine führende Rolle unter den Industriezentren Europas. Die touristische Route entsteht, um einstige Industrieorte zu unterstützen, ihr Potenzial zu präsentieren und attraktive Angebote für Besucher zu erarbeiten“, so Cezary Przybylski, Marschall der Woiwodschaft Niederschlesien. Er sieht im Tourismus einen wichtigen Wirtschaftszweig, der sich allmählich von der pandemiebedingten Krise zu erholen beginnt. Die Vorteile einer touristischen Route sieht das Marschallamt unter anderem darin, dass ein gemeinsam ausgearbeitetes Werbeangebot Kosten spart und Möglichkeiten öffnet, EU-Geldtöpfe anzuzapfen. Für Piotr Gerber, den Vorsitzenden der Stiftung zur Bewahrung des Industrieerbes Schlesiens ist wichtig, dass die beitretenden Partner von Industrierelikten einen „authentischen Charakter“, eine besondere Rolle in der Industriegeschichte und eine gute Erreichbarkeit für Besucher mitbringen.

250 Jahre Industriegeschichte

Bislang sind 20 Einrichtungen dabei. Neben dem Museum für Schlesisches Eisenbahnwesen in Königszelt [Jaworzyna Slaska] bei Schweidnitz [Swicnica] und dem Museum für Kraftfahrzeuge auf dem 15 Kilometer südlich von Breslau gelegenen Schloss Koberwitz [Zamek Topacz] stehen das Papiermuseum Bad Reinerz [Duszniki Zdroj], das Weberhaus in Schömberg [Chelmsko Slaskie], die „Hilbertmühle“ in Reichenbach im Eulengebirge [Dzierzoniow], die Josephinen-Glashütte [Huta Julia] in Petersdorf [Piechowice], die Urangrube Klessen-grund [Kletno] oder das Zentrum für Kunst und Wissenschaft „Altes Bergwerk” im Waldenburger [Walbrzych] Ortsteil Weißstein [Bialy Kamien] auf der Liste.

Letzteres feiert in diesem Jahr sein 

250. Gründungsjubiläum. Dieses Wissenszentrum wurde vor fünf Jahren eingerichtet. Es informiert in sechs historischen Gebäuden über die Geschichte des Bergbaus im schlesischen Bergland. Doch während historische Maschinen wie ein Siemens-Umformer von 1911 von der deutschen Geschichte der Region zeugen, werden bei didaktischen Bildungsangeboten für Kinder nur Geschichten polnischer Einwanderer nach 1945 erzählt. Einen besonderen Raum erhielten hier die Nachfahren polnischer Bergleute, die im 19. Jahrhundert nach Frankreich emigrierten und nach Kriegsende den polnisch verwalteten Teil Ostdeutschlands besiedelten. Die Geschichte der Deutschen, die nach dem Krieg jahrelang in Waldenburg festgehalten wurden und ihr Wissen und Können an die nun polnische Industrie weitergeben mussten, sucht man hier vergebens.

Deutsche Geschichte ausgeblendet

Eine der ersten großen Maßnahmen, welche die Einrichtungen auf der Route der Industriedenkmäler gemeinsam veranstalten wollen, ist eine Oldtimer-Rally von Objekt zu Objekt. Diese ist für September angesetzt. Im Marschallamt hofft man auf einen großen Zulauf, da durch die Epidemie 90 Prozent der Bürger des Landes ihre Ferien in der Republik Polen verbringen wollen. Die neue Route soll sie nach Niederschlesien locken, das in den polnischen Urlaubsplanungen oft noch nicht vollständig angekommen ist.