26.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
10.07.20 / zum Geleit / Verdrängter Meilenstein ostpreußischer Geschichte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28 vom 10. Juli 2020

zum Geleit
Verdrängter Meilenstein ostpreußischer Geschichte
Stephan Grigat

Liebe Ostpreußen, liebe Freunde Ostpreußens, sehr geehrte Damen und Herren!

Vor 100 Jahren, am 11. Juli 1920, fand in zehn Kreisen Ostpreußens und vier Kreisen Westpreußens eine Volksabstimmung über die künftige staatliche Zugehörigkeit des jeweiligen Abstimmungsgebiets statt. Zur Wahl stand die weitere Zugehörigkeit zu Deutschland oder ein Wechsel zu Polen.

Diese Volksabstimmung war, nicht zuletzt aufgrund der von dem kurz zuvor wiedererrichteten Polen erhobenen Gebietsansprüche, durch die Siegermächte des für Deutschland verlorenen Ersten Weltkriegs angeordnet und in den Artikeln 94 bis 97 des Versailler Vertrags festgeschrieben worden.

Klares Bekenntnis zu Deutschland

Das Ergebnis der Abstimmung war „eine ost- und westpreußische Ohrfeige für die Polen“, wie die „Lycker Zeitung“ am 13. Juli 1920 titelte: Im ostpreußischen Teil des Abstimmungsgebiets stimmten 363.209 Personen oder 97,5 Prozent für den Verbleib bei Deutschland und 7980 oder 2,5 Prozent für Polen, im westpreußischen Teil 97.894 oder 92,4 Prozent für Deutschland und 7.947 oder 7,6 Prozent für Polen.

Das Abstimmungsergebnis setzte die polnische Führung und die von ihr ohne jede Rücksicht auf die Fakten gepushte veröffentlichte Meinung unter Schock, obgleich sieben Jahre später der polnische Präsident Pilsudski zum deutschen Außenminister Stresemann sagte, „Ostpreußen ist ein unzweifelhaft deutsches Land. Das ist von Kindheit an meine Meinung, die nicht erst der Bestätigung durch eine Volksabstimmung bedurfte. Und dass dies meine Meinung ist, können Sie ruhig Ihren Ostpreußen in einer öffentlichen Versammlung in Königsberg zur Beruhigung mitteilen.“

Niemand, der offene Augen und einen klaren Verstand hatte, hatte ein anderes Abstimmungsergebnis erwarten können.

Verdrängte Geschichte

Heute, nachdem 100 Jahre vergangen sind, ist in Deutschland nicht nur diese Abstimmung in Vergessenheit geraten, sondern die ganze über 700jährige deutsche Geschichte Ostpreußens gleich mit.

Es ist an uns, das zu ändern und die ostpreußische Kultur und Geschichte ans Licht zu holen und dort zu bewahren. Dabei helfen uns die Volksabstimmung von 1920 und ihr Ergebnis noch heute: 

Ohne die Volksabstimmung vor 100 Jahren würde der gesellschaftliche und politische Mainstream heute wohl fest auf dem Standpunkt verharren, Ostpreußen sei doch eigentlich immer ein polnisches Land gewesen. Das Ergebnis der Volksabstimmung straft eine solche Haltung damals wie heute Lügen.

1945 wurden die Ostpreußen nicht mehr gefragt, sondern fast vollständig vertrieben. 

Gedenken unter besonderen Umständen

Die Landsmannschaft Ostpreußen hatte ursprünglich geplant, anlässlich des 100. Jahrestages der Abstimmung im Kopernikushaus in Allenstein in Ostpreußen eine große und würdige Festveranstaltung durchzuführen. Leider wurde dieses Vorhaben durch die Corona-Krise vereitelt. 

Deswegen haben wir uns entschlossen, die Veranstaltung gewissermaßen digital durchzuführen, in dem wir die geplanten Vorträge vorab aufzeichnen und auf der Internetseite der Preußischen Allgemeinen Zeitung, www.paz.de, veröffentlichen. Unsere Hoffnung ist, dass das Gedenken durch diese aus der Not heraus geborene Lösung letztlich eine größere Verbreitung und eine größere Nachhaltigkeit erzielt, als es mit unserer ursprünglich geplanten Veranstaltung in Alleinstein möglich gewesen wäre.

Zudem dokumentieren wir die gehaltenen Vorträge unserer Gedenkveranstaltung – erweitert um einen Artikel, der die damaligen Ereignisse noch einmal nachzeichnet – in der vorliegenden Sonderbeilage der Preußischen Allgemeinen Zeitung. Die Beilage kann auch ohne Zeitungs-Abonnement in der Geschäftsstelle der Landsmannschaft Ostpreußen e.V. bezogen sowie auch von Abonnenten nachbestellt werden. 

Ich wünsche Ihnen eine angeregte Lektüre der vorliegenden Beiträge, beziehungsweise ein informatives Verfolgen der Gedenkreden unter www.paz.de, und ich würde mich freuen, wenn Sie durch Weitergabe dieser Beilage und/oder Weiterempfehlung der digitalen Gedenkveranstaltung mithelfen würden, an das denkwürdige Ereignis der Volksabstimmung vor 100 Jahren ebenso zu erinnern wie an die über 700jährige deutsche Geschichte Ostpreußens. 

Ihr 

Stephan Grigat 

Sprecher der 

Landsmannschaft Ostpreußen e.V. 

Die Redebeiträge zur digitalen Gedenkveranstaltung der Landsmannschaft Ostpreußen zum 100. Jahrestag der Volksabstimmung am 11. Juli 1920 finden Sie unter www.paz.de/volksabstimmung