24.04.2024

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10.07.20 / In Kürze / Geschichte zum Nachlesen / Obwohl die Ereignisse vom 11. Juli 1920 in der deutschen Öffentlichkeit weitgehend in Vergessenheit geraten sind, gibt es einige Schriften und Ausstellungen, die darüber tiefergehend informieren. Ein – keineswegs vollständiger – Überblick

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28 vom 10. Juli 2020

In Kürze
Geschichte zum Nachlesen
Obwohl die Ereignisse vom 11. Juli 1920 in der deutschen Öffentlichkeit weitgehend in Vergessenheit geraten sind, gibt es einige Schriften und Ausstellungen, die darüber tiefergehend informieren. Ein – keineswegs vollständiger – Überblick

Zeugnisse zum Anschauen

Wer wenig Vorwissen über Ostpreußen mitbringt, wird von der Volksabstimmung von 1920 vermutlich nie gehört haben. Dabei war für die Ostpreußen dieser Jahre das Ereignis einschneidend und das Abstimmungsergebnis derart eindrücklich, dass über den Moment nationaler Begeisterung hinaus zahlreiche Denkmäler zum dauerhaften Gedenken errichtet wurden - naturgemäß überstanden diese den Untergang Ostpreußens als eine deutsche Provinz nicht, weshalb dem heutigen Touristen in Masuren und im Ermland dieses Kapitel verborgen bleibt. 

Im Ostpreußischen Landesmuseum mit seinem Anspruch, seinen Besuchern ein möglichst vollständiges Abbild der Geschichte Ostpreußens zu präsentieren, darf dieses selbstredend nicht fehlen. Dabei geht es den Kuratoren keineswegs nur darum, ein fraglos starkes Bekenntnis der Masuren, Ermländer und Westpreußen zu Deutschland zu vermitteln und damit die sowjetisch-polnische Propaganda der Nachkriegszeit zu widerlegen. Die Vorgänge rund um die Volksabstimmung sind vielmehr auch ein guter Beleg, wie sich das Gift eines übersteigerten Nationalismus‘ auch in Ostpreußen ausbreitete, wo doch über Jahrhunderte eine bunte Mischung an Ethnien, Sprachen und Glaubensrichtungen sich zu arrangieren wusste und die „preußische Toleranz“ zu einem geflügelten Wort werden ließ. 

Wer die weitere Entwicklung der politischen Stimmungslage in Ostpreußen nach dem Ersten Weltkrieg verstehen will, darf nicht nur die ökonomischen Herausforderungen durch den neuen „polnischen Korridor“ bedenken. Abgetrennt vom Mutterland erwuchs nunmehr in Ostpreußen ein latentes Gefühl, ringsum von „Feinden“ umgeben zu sein, denen ein zu Deutschland gehörendes Ostpreußen ein Dorn im Auge war. Diese Stimmungslage wussten sich schon bald die Feinde junge Republik zunutze zu machen und damit mittelfristig die Weichen auf den Weg in die Katastrophe des Zweiten Weltkriegs zu stellen.JM

Ostpreußisches Landesmuseum 

mit Deutschbaltischer Abteilung

Heiligengeiststraße 38

21335 Lüneburg

Telefon: 04131 759950

E-Mail: info@ol-lg.de

www.ostpreussisches-landesmuseum.de





Fundierter Überblick 

Vor zehn Jahren, zum 90. Jahrestag des Referendums, veranstaltete das Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen eine Sonderausstellung zur Volksabstimmung in Ost- und Westpreußen am 11. Juli 1920.

Der dazu erschienene Begleitband ist noch heute eine fundierte Quelle zum Eintauchen in die damalige Zeit. Mit zahlreichen Fotos von Ereignissen und beteiligten Personen, Abbildungen von Flugblättern und Plakaten sowie durchgehenden deutschen und polnischen Texten vermittelt der Katalog ein anschauliches Bild der Situation nach dem Ersten Weltkrieg und zu Beginn der 20er Jahre. 

Die Volksabstimmung in Ost- und Westpreußen am 11. Juli 1920 / 

Plebiscyt w Prusach Wschodnich i 

Zachodnich 11 lipca 1920 roku 

96 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen, 8,50 Euro zzgl. Porto 

Kulturzentrum Ostpreußen, 

Schloßstr. 9, 91792 Ellingen, 

Telefon: +49 (0)9141 / 86440

www.kulturzentrum-ostpreussen.de





Historische Fachliteratur

Rüdiger Döhler: Ostpreußen nach dem Ersten Weltkrieg. Einst und Jetzt, Bd. 54 (2009), S. 219–235.

Wilhelm Freiherr von Gayl: Ostpreußen unter fremden Flaggen. Ein Erinnerungsbuch an die ostpreußische Volksabstimmung vom 11. Juli 1920, 1940.

Walther Hubatsch: Die Volksabstimmung in Ost- und Westpreußen 1920. Ein demokratisches Bekenntnis zu Deutschland, Hamburg 1980.

Ernst Weichbrodt: Selbstbestimmung für alle Deutschen. 1920/1980. Unser Ja zu Deutschland. Zum 60. Jahrestag der Volksabstimmung in Ost- und Westpreußen am 11. Juli 1920, Landsmannschaft Ostpreußen, Hamburg 1980.

Max Worgitzki, Adolf Eichler, Wilhelm von Gayl: Geschichte der Abstimmung in Ostpreußen. Der Kampf um Ermland und Masuren, Leipzig 1921.

Michael Bulitta: Ein Beitrag zur Organisation der Volksabstimmung im Jahre 1920 im Stadtkreis Allenstein (Ostpreußen). Altpreußische Geschlechterkunde, N.F. 54, 2006, S. 191–212.

Paul Hoffmann: Die Volksabstimmung in Westpreußen am 11. Juli 1920. Vergleichende Darstellung der Abstimmungsergebnisse aufgrund des amtlichen Materials, Marienwerder 1920.

Bernhart Jähnig (Hrsg.): Die Volksabstimmung 1920. Voraussetzungen, Verlauf und Folgen. N.G. Elwert Verlag, Marburg 2002.