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17.07.20 / Armin Laschet / Die Karten werden neu gemischt / Der bisherige Favorit für CDU-Vorsitz und CDU/CSU-Kanzlerkandidatur schwächelt in der Corona-Krise

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29 vom 17. Juli 2020

Armin Laschet
Die Karten werden neu gemischt
Der bisherige Favorit für CDU-Vorsitz und CDU/CSU-Kanzlerkandidatur schwächelt in der Corona-Krise
Peter Entinger

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident und CDU-Landesvorsitzende Armin Laschet gilt zwar in der breiten Bevölkerung nicht unbedingt als Sympathieträger, hatte aber bislang großen Rückhalt in den wichtigen Parteigliederungen, die einen Großteil der rund 1000 Parteitagsdelegierten stellen. Dass er die Nachfolge von Annegret Kramp-Karrenbauer antritt und damit auch das Erstzugriffsrecht auf die Kanzlerkandidatur hat, war mit dem internen Machtzirkel um Kramp-Karrenbauer und Bundeskanzlerin Angela Merkel abgesprochen. Frühzeitig hatte sich Laschet auch die Unterstützung von Gesundheitsminister Jens Spahn gesichert, der zu seinen Gunsten auf eine eigene Kandidatur verzichten will. Dem Wirtschaftsexperten Friedrich Merz und dem Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses Norbert Röttgen wurden nur Außenseiterchancen eingeräumt. 

Doch die miesen Umfragewerte für Laschet haben den Machtkampf neu befeuert. Seit dem Skandal um den westfälischen Fleischproduzenten Tönnies gilt Laschet als angezählt. Den härtesten Treffer landete ausgerechnet einer, der bisher immer betonte, die Führungsfrage in der Schwesterpartei gehe ihn nichts an. Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder erklärte vergangene Woche in einem Interview mit dem Berliner „Tagesspiegel“: „Nur wer Krisen meistert, wer die Pflicht kann, der kann auch bei der Kür glänzen. Wenn wir jetzt in dieser Corona-Krise versagen würden, hätten wir keinen moralischen Führungsanspruch.“ Viele in der CDU haben dies als Kampfansage an Laschet verstanden. Denn in der Beurteilung der Bewältigung der Corona-Krise haben beide höchst unterschiedliche Ansätze verfolgt. Hier der restriktive Söder, dort der liberale „Lockerer“ Laschet. 

Völlig neue Konstellationen denkbar

Bisher galt als ausgemacht, dass der künftige CDU-Chef beide Parteien als Kanzlerkandidat in den Bundestagswahlkampf des kommenden Jahres führen wird. Doch viele in der CDU wünschen sich mittlerweile den Bayern als Spitzenmann, auch weil er bundesweit Sympathiewerte einfährt wie nur die Noch-Kanzlerin selbst. „Mein Platz ist in Bayern. Aber ich will als Ministerpräsident und CSU-Parteivorsitzender meinen Beitrag leisten, dass wir in Deutschland erfolgreich sind“, sagte Söder zwar, aber es klang ein bisschen wie das Motto: „Wer zuerst zuckt, der verliert.“ Die CDU wird – sofern die Corona-Einschränkungen es zulassen – im Dezember entscheiden, ob Laschet, Merz oder Röttgen künftig die Partei führen sollen. Erst danach soll die „K-Frage“ beantwortet werden. „Die CDU entscheidet allein, wen sie an ihre Spitze wählt. Aber klar ist: Ohne die CSU kann man nicht Kanzlerkandidat werden“, erklärte Söder und fügte hinzu: „Die aktuell sehr starken Umfragewerte sind allein der Bundeskanzlerin und ihrer klaren Strategie geschuldet. Und ihre Zustimmung überträgt sich sicher nicht einfach auf andere. Auch das belegen alle Umfragen.“ Auch dies wurde als Seitenhieb auf Laschet verstanden. 

Innerhalb der CDU wird mittlerweile sogar über einen Rollentausch spekuliert. Laschet könne dem deutlich jüngeren Spahn den Vortritt lassen. Der Gesundheitsminister, dem ein enges Verhältnis zu Söder nachgesagt wird, könne dann die Partei modernisieren und dem Bayern den Vortritt bei der Kanzlerkandidatur lassen. 

Auf ein solches Modell scheint auch Röttgen zu setzen, freilich mit sich selbst an der Parteispitze. „Der CDU-Vorsitzende muss nicht zwingend auch Kanzlerkandidat sein. Das sollte der sein, der die größten Chancen auf einen Wahlsieg hat“, erklärte er gegenüber dem „Stern“. 

Möglicherweise schlägt aber doch noch die Stunde von Friedrich Merz. Auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie nolens volens abgetaucht, ist der Wirtschaftsexperte nun in Zeiten der Rezession plötzlich wieder ein gefragter Mann. Vor zwei Jahren schlug er Spahn haushoch und scheiterte nur ganz knapp an Kramp-Karrenbauer. Nun werden die Karten wieder ganz neu gemischt.