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17.07.20 / Bandaranaike / Weltweite Premiere auf Ceylon 1960

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29 vom 17. Juli 2020

Bandaranaike
Weltweite Premiere auf Ceylon 1960
Wolfgang Kaufmann

Vor den Augen seiner Ehefrau wurde am 25. September 1959 auf Ceylon, dem heutigen Sri Lanka, der dortige Premierminister von einem politischen Extremisten erschossen. Bei den deshalb angesetzten Neuwahlen zum Parlament vom 20. Juli 1960 trat die Witwe, Sirimavo Ratwatte Dias Bandaranaike, als Spitzenkandidatin der Partei ihres Mannes, der Sri Lanka Freedom Party (SLFP), an. Die SLFP gewann die Wahlen, und Bandaranaike wurde Premierministerin. Damit wurde Bandaranaike die weltweit erste frei gewählte Regierungschefin.

In ihren drei Amtszeiten von 1960 bis 1965, 1970 bis 1977 und 1994 bis 2000 beging die 1916 in Balangoda geborene Singhalesin mehrere gravierende Fehler, unter denen ihr Land auch heute, zwei Jahrzehnte nach ihrem Tod, noch leidet. Ihre sozialistische Verstaatlichungspolitik ruinierte die Wirtschaft, und die Diskriminierung der tamilischen Minderheit im Lande legte das Fundament für den späteren Bürgerkrieg zwischen Tamilen und Singhalesen. Kritikern gegenüber zeigte sich Bandaranaike zunehmend autoritär, einschließlich Repressionen gegen unabhängige Medien. Deshalb verlor sie phasenweise jeden Rückhalt im Volke und auch ihr Amt.

Weltweit folgten auf Bandaranaike bis heute 85 weitere weibliche Regierungschefs von Jawaharlal Nehrus Tochter Indira Gandhi in Indien (ab 1966) bis zur zeitweise jüngsten Regierungschefin Sanna Marin in Finnland (seit Dezember 2019). Vielfach wird behauptet, Frauen seien bessere Politiker als Männer – das liege unter anderem an ihren ausgeprägteren kommunikativen und integrativen Fähigkeiten sowie dem weniger dominanten Auftreten. Schaut man auf die Bilanz der zurückliegenden sechs Jahrzehnte seit Bandaranaikes Amtsantritt, so fällt diese allerdings eher gemischt aus.

Golda Meir aus Israel ignorierte 1973 die klaren Warnungen vor einem bevorstehenden arabischen Angriff und führte ihr Land damit an den Rand der Vernichtung, Indira Gandhi befahl 1984 den innenpolitisch verheerenden Militäreinsatz gegen das größte Sikh-Heiligtum in Indien, die „Eiserne Lady“ Margaret Thatcher kungelte mit Junta-Chefs wie Augusto Pinochet in Chile, Benazir Bhutto förderte die Entwicklung der „islamischen Atombombe“ in Pakistan und die birmanische Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi ignorierte Gräueltaten ihrer Militärs. Viele weibliche Regierungschefs stürzten zudem über Korruptionsaffären. Ansonsten sei an die zahlreichen schwerwiegenden Folgen der mittlerweile fast 15-jährigen Regierungszeit von Bundeskanzlerin Angela Merkel erinnert.