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17.07.20 / Östlich von Oder und NeißE / Das Bethaus von Schönwalde wurde nach Lomnitz versetzt / Zwei schlesische Landesväter vertiefen die deutsch-polnische Zusammenarbeit über die Grenze hinweg

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29 vom 17. Juli 2020

Östlich von Oder und NeißE
Das Bethaus von Schönwalde wurde nach Lomnitz versetzt
Zwei schlesische Landesväter vertiefen die deutsch-polnische Zusammenarbeit über die Grenze hinweg
Chris W. Wagner

Die Rekonstruktion des „Schlesischen Bethauses“ aus Schönwaldau [Rzasnik] im Kreis Schönau an der Katzbach [Swierzawa] ist beendet. Am 8. Juli statteten Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer und der Marschall der Woiwodschaft Niederschlesien, Cezary Przybyslki, Schloss Lomnitz [Lomnica] einen Besuch ab. „Wir nehmen heute an einem besonderen Ereignis teil. Diese architektonische Perle, die heute im alten Glanze strahlt, ist ein Symbol der Toleranz und Offenheit unserer Region. Niederschlesien wird durch solche Initiativen immer schöner“, sagte der niederschlesische Marschall. 

Das Bethaus aus Schönwaldau, das nun nach Lomnitz versetzt wurde, „wird ein Ort sein, an dem sich Menschen treffen können, um Gedanken, Erinnerungen und Zukunftspläne auszutauschen. Es wird ein Ort fur Kultur und Bildung, fur Inspiration und Besinnung und auch ein Ort zum Feiern sein“, freute sich Schlossherrin Elisabeth von Küster und lud ihre prominenten Gäste zur Besichtigung einer digitalen Ausstellung mit dem Titel „Schlesische Bethäuser – Schlesische Toleranz“  ein,  welche die Geschichte von 34 ehemaligen evangelischen Kirchen in der Region erzählt.

Elisabeth von Küster geborene Ebner von Eschenbach und ihr Ehemann Ulrich, Enkel des letzten Besitzers, kauften 1991 das nach Kriegsende verstaatlichte Schloss Lomnitz zurück. Nach dessen Totalsanierung erwarben sie 1995 das Witwenschloss und etwa zehn Hektar Park und Wiese dazu. Aus dem Witwenschloss wurde ein Hotel mit Restaurant und der große Park konnte wiederhergestellt werden. Ohne von Küster gäbe es das vom Zerfall bedrohte Bethaus in Schönwaldau sicher nicht mehr. Der Initiative der Eigentümerin und des Vereins zur Pflege der Schlesischen Kultur ist es zu verdanken, dass der Fachwerkbau zunächst abgetragen werden konnte, um dann im etwa zehn Kilometer Luftlinie entfernten historischen Schlosspark von Lomnitz fachgerecht wiedererrichtet zu werden. 

Unter den Habsburgern hatten es die Protestanten schwer, Bethäuser und Kirchen zu bauen. Das änderte sich erst, als Schlesien 1741 preußisch wurde. In kurzer Zeit entstanden mehr als 200 solcher Gotteshäuser. Sie wurden meist in wenigen Monaten aus Fachwerk und Lehm errichtet. Erst später durften Glockentürme hinzugefügt werden und die Bethäuser konnten offiziell als Kirchen fungieren. 1748 entstand das Schönwaldauer Bethaus, das nun in Lomnitz als Begegnungsort dienen wird und bei dessen Eröffnung Kretschmer eine Rede hielt. 

Als nächstes weihte er das neue Verbindungsbüro des Freistaates Sachsen ein, das vor acht Jahren am Ring entstanden war und nun nahezu ebenso zentral neben der Oper beheimatet ist. Im frischsanierten Breslauer Max-Born-Forum wurde Kretschmer das Ehrenzeichen für Verdienste um die Woiwodschaft Niederschlesien durch Andrzej Jaroch, den Vorsitzenden des Niederschlesischen Sejmik (Landtag), verliehen. Gedankt wurde dem gebürtigen Görlitzer und Sohn schlesischer Eltern für seine „solidarischen Verdienste in der Corona-Krise. Er hat sich dafür eingesetzt, dass zahlreiche Masken sowie Schutzanzüge für Krankenhäuser in Niederschlesien durch den Freistaat gespendet wurden sowie täglich 200 Coronatests in der Uniklinik Dresden einschließlich deren Kosten übernommen wurden.“ 

Jaroch unterstrich, dass die 21 Jahre andauernde Partnerschaft der Regionen durch Kretschmer zu einer Freundschaft wurde. Schon als Bundestagsabgeordneter hätte Kretschmer lokale niederschlesisch-sächsische Initiativen unterstützt, wie den Brückenbau zwischen Zittau, Kleinschönau [Sieniawka] und dem tschechischen Grottau [Hradec nad Nisou]. „Durch seine Tätigkeit stärkt er einen guten Ruf der Polen auf der anderen Seite der Grenze. Oft ist er Pate für niederschlesisch-sächsische Projekte.“ 

Inkonsequent ist und opportunistisch wirkt, dass Kretschmer sich bei seinen Besuchen in und um Görlitz zwar als Schlesier gibt, im Politsprech auf Landesebene jedoch eher von der Oberlausitz oder Ostsachsen spricht. Anscheinend funktioniert das Prädikat „schlesisch“ vor Ort als regionale Marke, wird aber in Dresden offenkundig gemieden.