27.04.2024

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17.07.20 / Begegnung / Noch ein Trakehner!

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29 vom 17. Juli 2020

Begegnung
Noch ein Trakehner!

Vor einiger Zeit studierte unser Sohn in Berlin. Ich wollte ihm einen kurzen Besuch abstatten und gleichzeitig Ver-wandte und alte Bekannte dort wiedersehen. Während ich noch auf dem Bahnsteig stand, kam eine Gruppe von Damen an mir vorbei, die alle Bernsteinketten trugen. Wir trafen uns wieder im selben Abteil und kamen ins Gespräch.

Auf meine Frage nach dem Ziel ihrer Reise erzählten sie begeistert, dass sie den Bodensee und seine umliegenden Sehenswürdigkeiten besucht hatten. Sie waren auch in Marbach, in dem Gestüt, bei dem Grab von „diesem Trakehner“. Auf meine erstaunte Nachfrage kam die fast schon entrüstete Antwort: „Was? Sie wohnen in Baden-Württemberg und waren noch nicht bei dem Trakehner? Dieser Hengst ist doch die weite Strecke von Nordost nach Südwest gelaufen, mit nur wenigen anderen Trakehnern. Sie waren nur von einem alten Ostpreußen und einem 15 Jahre alten Jungen begleitet!“ Der Hengst sei dann längere Zeit im Marbacher Gestüt als Beschäler im Einsatz gewesen. Am Ende seines Lebens erhielt er ein Ehrengrab auf der Anhöhe in dieser hügeligen Landschaft, mit einem Grabstein auf dem sein Name „Julmond“ steht. 

Das Grab ist Ostpreußen bekannt und viele erweisen diesem Stückchen Heimat die letzte Ehre. Nun war es auch mir ein inneres Bedürfnis, diese Unterlassungssünde auszubügeln. Zusammen mit meinem Mann besuchte ich das Gestüt in Marbach. Das Grab des Trakehnerhengstes kennt hier jeder. Ich fand es geschmückt mit Wiesenblumen auf der Anhöhe, mit einem wunderbaren Blick über die Hügellandschaft. 

Mich erinnert der alte Trakehner an das Pfingstrennen in Insterburg, an dem mein Cousin als Leutnant mitgeritten ist. Ich bin heute noch froh, so etwas miterlebt zu haben. 

Gisela Hannig (95), aus Balga und Heiligenbeil