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17.07.20 / Gartentier des Jahres / Stachelige Freunde

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29 vom 17. Juli 2020

Gartentier des Jahres
Stachelige Freunde
Silvia Friedrich

Aus der Kategorie „Tier macht Sachen“ ging kürzlich die Nachricht durch die Medien, dass sich ein Igel mit dem Kopf in einer Eisenspange verklemmt hatte. Die Feuerwehr musste kommen, um ihn aus der unbequemen Lage herauszuschneiden. Das Missgeschick kann passieren, wenn die Tiere bei anbrechender Dunkelheit aus ihren Verstecken unter Laubhaufen oder Büschen kriechen, um auf Nahrungssuche zu gehen und dabei in die Fallen menschlicher Zivilisation tappen. Diese niedlichen Gartenbewohner, genauer die Braun­brustigel, wurden nun von Freunden der „Heinz-Sielmann-Stiftung“ zum Gartentier des Jahres 2020 gewählt. 

Die nach dem in Ostpreußen aufgewachsenen Tierfilmer (1917–2006) benannte Stiftung will so darauf aufmerksam machen, dass es den Igeln nicht gut- und ihr Bestand zurückgeht. Das liegt nach Ansicht der Fachleute zum einen daran, dass viele Insektenarten sterben, denn diese sind die Hauptnahrung der Igel, und zum anderen auch an gefährlichen Mährobotern. Deren scharfe Messer verletzten die Igel schwer, denn Igel fliehen nicht vor Gefahr, sondern rollen sich zusammen. Da Igel in der Nacht aktiv sind, raten Experten dringend dazu, die Mähroboter nur tagsüber fahren zu lassen. Leider kommen Hunderttausende von Igeln auch auf den Straßen durch Autos zu Tode.

Es gibt weltweit über 20 Igelarten, in Deutschland leben zwei Arten. Überall bei uns verbreitet ist der Braunbrustigel. Der seltenere „Nördliche Weißbrustigel“ kommt nur in wenigen Randgebieten Mitteldeutschlands vor.

Braunbrustigel leben als Einzelgänger, die nur zur Paarungszeit einen Partner suchen. Igelsäuglinge haben bereits etwa 100 Stacheln, die ausgewachsenen Igel besitzen um die 7000.

Die Tiere können nicht gut sehen, aber mit ihrer feinen Nase sehr gut riechen. In der Dämmerung gehen sie dann auf die Suche nach Regenwürmern, Schnecken, Käfern, Spinnen, Tausendfüßlern und allem, was kreucht und fleucht. So vernichten sie ganz nebenbei auch viele Schädlinge im Garten.

Da Igel Winterschlaf halten, müssen sie sich im Herbst eine dicke Fettschicht anfressen. So sind sie, wenn die Blätter bunter werden, immer auf Nahrungssuche, sogar am Tage. Den Winter über zehren sie dann von den Fettreserven und verlieren dabei bis zu 40 Prozent ihres Körpergewichtes. Wichtig ist, dass sie ein gutes Igelversteck finden, in dem sie bis zum Frühling durchschlafen können.

Seit 2010 verleiht die Heinz-Sielmann-Stiftung die Auszeichnung Gartentier des Jahres, um bedrohten Tierarten zu helfen. Weil er so putzig und hilflos wirkt, findet der Igel im Menschen aber stets seinen Freund und Retter in der Not.