25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
24.07.20 / Nogeun-ri / US-Massaker auf Befehl von oben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30 vom 24. Juli 2020

Nogeun-ri
US-Massaker auf Befehl von oben
Wolfgang Kaufmann

Zu Beginn des Koreakrieges versetzten die angreifenden Nordkoreaner die US-Truppen, die Südkorea mit Billigung des UN-Sicherheitsrates zur Seite stehen sollten, oft in Angst und Schrecken. Insbesondere fürchteten die weniger kampferfahrenen GI feindliche Kämpfer, die sich als Bauern tarnten. Das führte Ende Juli 1950 zum Massaker von Nogeun-ri, 160 Kilometer südöstlich von Seoul. Das versprengte 2. Bataillon des 7. US-Kavallerie-Regiments feuerte dort auf rund 600 Bewohner umliegender Dörfer, die vor den Nordkoreanern geflohen und zuvor schon von US-amerikanischen Tieffliegern attackiert worden waren. Nun traf es auch all jene, die in den Unterführungen der Eisenbahnbrücke von Nogeun-ri Schutz gesucht hatten. 

Vor 70 Jahren, vom 26. bis zum 29. Juli 1950, töteten die US-Soldaten bis zu 400 Zivilisten. Wenn diese Zahl stimmt, wäre dies das zweitgrößte Massaker an Nichtkombattanten durch Bodentruppen der Vereinigten Staaten nach My Lai in Vietnam gewesen.

Lange Zeit versuchte das US-Militär, den Vorfall als „unglückliche Tragödie“ hinzustellen. Diese schon vorher kritisch hinterfragte Ausrede wurde 2005 als solche entlarvt. Damals fand nämlich der Historiker Sahr Conway-Lanz im Washingtoner Nationalarchiv ein Schreiben des damaligen US-Botschafters in Südkorea, John Joseph Muccio, vom 26. Juli 1950 an den damaligen Staatssekretär im Außenministerium und späteren Außenminister Dean Rusk, in dem es hieß, dass die Führung der 8. US-Armee am Abend zuvor den Befehl erlassen habe, auf südkoreanische Flüchtlinge zu schießen, sobald diese von Norden her auf die Frontlinie zuliefen. 

Damit handelte es sich in Nogeun-ri also definitiv nicht nur um eine Verkettung tragischer Umstände, sondern um ein lupenreines Kriegsverbrechen. Trotzdem verzichtete die Militärjustiz der Vereinigten Staaten darauf, Ermittlungen gegen noch lebende Verantwortliche für das Massaker einzuleiten, was in Südkorea verständlicherweise auf erhebliche Verbitterung gestoßen ist.