24.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
24.07.20 / „Cobots“ / Corona bringt Schub für Roboter / Sie müssen keinen Abstand halten: Neue Modelle sind klein, leicht und besonders einfach zu bedienen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30 vom 24. Juli 2020

„Cobots“
Corona bringt Schub für Roboter
Sie müssen keinen Abstand halten: Neue Modelle sind klein, leicht und besonders einfach zu bedienen
Peter Entinger

Der Name ist diesmal nicht unbedingt Programm. Zwar erinnert die Bezeichnung Cobots doch sehr stark an Corona-Roboter, doch mit der derzeitigen Pandemie haben die Maschinen erst einmal nichts zu tun. Außer der Tatsache, dass ihre Hersteller große Profiteure einer industriellen Umgestaltung sein könnten, die das Wirtschaftsleben gründlich verändert. 

Wo Menschen in der Industrie derzeit aufgrund der Abstandsregelungen nicht eingesetzt werden können, greifen vermehrt Roboter ein. Ihr Vorteil: „Der Roboter muss sich nicht an Abstandsgebote halten“, so Helmut Schmid, Deutschland- und Westeuropachef des dänischen Weltmarktführers Universal Robots gegenüber dem „Handelsblatt“.

Sogenannte Kollaborative Roboter (englisch: collaborative robot, kurz Cobot) könnten direkt neben einem Menschen oder neben einem weiteren Roboter arbeiten. Aktuell seien viele Betriebe froh, mithilfe von Cobots und Leichtbaurobotern flexibel produzieren zu können. „Ich bin sicher, dass Automatisierung und Robotik nach Corona einen starken Boom erleben werden“, glaubt Schmid.

Besondere IT-Kenntnisse unnötig

Dabei ist die Branche auch von Corona betroffen. Mehr als 30 Prozent der weltweit produzierten Geräte wurden bislang in der Automobilindustrie eingesetzt. Die hat derzeit mit mangelndem Absatz und zurückgefahrener Produktion zu kämpfen. Der Unterschied zu den klassischen Industrie-Robotern ist der, dass diese teilweise tonnenschwere Lasten bewegen können, die Cobots aber in aller Regel nur wenige Kilogramm. Dafür arbeiten diese wesentlich filigraner und sind leichter zu bedienen. 

Im Unterschied zu klassischen Robotern werden Cobots für ihren jeweiligen Einsatz von Mitarbeitern programmiert, ohne dass diese besondere IT-Kenntnisse haben müssen. „Die Kollegen müssen häufig nur die Roboterarme auf die gewünschten Anwendungen einstellen“, erklärte Marion Annutsch, Marketingchefin von Yaskawa Europe gegenüber der „Deutschen Verkehrszeitung“. Und Schmid betont, dass die Cobots die menschliche Arbeitskraft ergänzen, aber nicht wie die Industrieroboter ersetzen würden. 

Die Nachfrage ist groß

Auch der Branchenverband VDMA erwartet nach der Corona-Krise einen ordentlichen Schub für Robotik und Automatisierung. Aber die Branche könne sich derzeit noch nicht vom konjunkturellen Abschwung entkoppeln, sagt Verbands-Vorstand Patrick Schwarzkopf. Seine Interessengruppe hofft darauf, dass sich die Produktion der Cobots bedingt durch die Corona-Pandemie wieder aus Asien zurück nach Europa verlagert. Denn obwohl Firmen wie Universal Robots ihren Sitz in Europa haben, wurde auch in der Branche die Produktion oft nach China verlegt. 

Die Herstellung ist teuer, und langfristig verlangt der Markt nach kombinierten Maschinen, also ein System, das vom Cobot-Betrieb auf den Industrieroboter-Modus umstellen kann. Dies sei besonders in Zeiten wichtig, in denen in den Fabrikhallen auf Abstand geachtet werden müsse. Die Nachfrage ist derzeit groß. Vor allem medizinische Einrichtungen fragen vermehrt an, ob Cobots etwa bei Corona-Tests eingesetzt werden könnten.