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24.07.20 / Wer kennt nicht Mampe? / Berühmte Spirituosen aus Pommern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30 vom 24. Juli 2020

Wer kennt nicht Mampe?
Berühmte Spirituosen aus Pommern

Wir schreiben das Jahr 1831. In Deutschland grassiert die Cholera. Der praktische Arzt und Königlich Preußische Geheime Sanitätsrat Dr. med. Carl Mampe braut im pommerschen Stargard aus Alkohol und heilsamen Kräutern seinen Magenschnaps „Bittere Tropfen“ zusammen. Mampes Tropfen werden bald in allen Apotheken geführt. Noch zu Lebzeiten vermacht der Sanitätsrat das Originalrezept für „Bittere Tropfen“ seinen beiden Stiefbrüdern Ferdinand Johann und Carl Mampe. Doch die beiden Stiefbrüder zerstreiten sich. So eröffnet F. J. Mampe 1835 in Stargard eine Likörfabrik, die nach 1945 in Hamburg wieder aufgebaut wird und bis 1965 bestehen bleibt. Carl Mampe senior eröffnet 1852 eine Likörfabrik in Köslin (Pommern), die 1877 nach Berlin umzieht. 1854 entwickelt Carl Mampe junior den berühmten Mampe Halb und Halb, der ein Likör von Weltruf werden sollte. Aufgrund seines Inhaltes von ca. 130 Kräutern hat er auch magenstärkende Wirkung. Am 2.10.1899 ist Carl Mampe in Berlin verstorben. Sein Grab ist heute auf dem sogenannten „Musikerfriedhof“ der Sophiengemeinde Berlin zu finden.

Markenzeichen von Mampe Berlin war zunächst das Schimmelgespann, erst 1951 wurde der Elefant, der sich auch als Plastikbeigabe an jeder Flasche Mampe befand, offiziell als Warenzeichen eingetragen. Als J. F. Mampes Werk sich noch in Stargard befand, zierte jede Flasche ein Bild des berühmten Stargarder Mühlentors, während es nach dem Umzug nach Hamburg mit den Brüderschaft trinkenden Mönchen warb.

Dietrich Otto

Heimatkreis Stargard

Info www.heimatkreis-stargard.de     

Die Firma Mampe in Berlin besteht jedenfalls dem Namen nach noch, zwischenzeitlich wechselten große Spirituosenhersteller als Besitzer. Jetzt ist die Marke nach wie vor mit einem kleineren Angebot am Markt, das nach den alten Rezepten produziert wird. An den Flaschen hängt auch wieder der weiße Elefant, der seit vielen Jahre Sammlerstatus besitzt. Übrigens, in den 1920-er Jahren sponserte die Firma Mampe 2 Elefanten für den Zoologischen Garten Berlin, nach 1945 einen weiteren, der den Namen Mampe erhielt und bis 1985 lebte.

Doch leider nicht überlebt haben die „Mampes gute Stube“, die es in  mehreren Städten gab. Das Berliner Lokal befand sich seit 1917 im Erdgeschoss des 1889 von Richard Beyme errichteten Hauses am Kurfürstendamm 14. In den 1920er Jahren trafen sich an dieser Stelle viele Literaten, darunter Joseph Roth, der dort seinen Roman Radetzkymarsch vollendete. Das Lokal wurde 1986 geschlossen. Eine Gedenktafel an dem denkmalgeschützten Haus erinnert an diese Historie. Die Restaurantkette Mövenpick übernahm zunächst die Räumlichkeiten, bis 2016 befand sich MacDonalds in den denkmalgeschützen Räumen. Derzeit wird das Gebäude saniert.

Brigitte Stramm