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31.07.20 / Rentner / Südländer setzen auf „Silver Economy“ / Mit niedrigen Abgaben wollen klassische Urlaubsländer solvente Senioren zum längeren Verbleib bewegen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31 vom 31. Juli 2020

Rentner
Südländer setzen auf „Silver Economy“
Mit niedrigen Abgaben wollen klassische Urlaubsländer solvente Senioren zum längeren Verbleib bewegen
Wolfgang Kaufmann

Die Zahl der Senioren in Europa nimmt kontinuierlich zu. Bis 2025 sollen in der Europäischen Union die jährlichen Gesamtausgaben der Generation 50 plus auf 6,4 Billionen Euro steigen und die Erfüllung der Bedürfnisse der Älteren für den Erhalt von vier Zehntel aller Arbeitsplätze sorgen. Das zeugt von der überragenden Bedeutung der sogenannten Silver Economy. Der Begriff wurde in den 1970er Jahren in Japan kreiert, wo es schon damals überdurchschnittlich viele betagte Menschen gab, mit denen in beachtlichem Maße Geld verdient werden konnte.

In Europa galten Senioren hingegen noch längere Zeit als zu vernachlässigende Gruppe. Deshalb konzentrierte sich die Werbung auch vorrangig auf die jüngere Generation. Doch das ist nun vorbei. Jetzt beginnt der Wettbewerb um die „Grauhaarigen“, die „Silberlocken“, welche der Tourismus- und Dienstleistungsbranche, dem Handel und dem Handwerk sowie dem Gesundheitssektor zunehmend größere Einnahmen bescheren. Das geht so weit, dass manche Länder mittlerweile versuchen, Pensionäre und Rentner aus anderen Staaten abzuwerben – in der Hoffnung, dass diese mit ihrem Geld die leeren Steuerkassen füllen und zugleich für mehr Beschäftigung unter den Jüngeren sorgen.

Sieben Prozent Einkommenssteuer

Vorreiter auf diesem Gebiet sind die klassischen südeuropäischen Urlaubsländer Portugal, Italien, Malta und Zypern, die wohlhabende Rentner außer mit angenehmen Temperaturen und südländischem Flair mit günstigen Steuersätzen und weiteren Privilegien zu ködern versuchen. 

Und nun will auch das notorisch klamme Griechenland auf diesen Zug aufspringen. Das Kabinett in Athen billigte kürzlich einen Gesetzesentwurf, nach dem jeder, der im EU-Ausland Altersbezüge erhält, zehn Jahre lang nur sieben Prozent Einkommensteuer zahlen muss, wenn er seinen Hauptwohnsitz nach Griechenland verlegt und mindestens 183 Tage pro Kalenderjahr, also mehr als die Hälfte des Jahres, dort verbringt. Dieser pauschale Steuersatz gilt auch für Kapitalerträge und Mieteinnahmen. Entsprechende Anträge für 2020 können noch bis zum 30. September gestellt werden, danach endet die Frist dann immer am 31. März.

Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis feierte die neue Regelung, der das Athener Parlament sicher bald zustimmen wird, mit den Worten: „Die gesamte Silver Economy bietet unserem Land großartige Möglichkeiten.“ Und sein Chefberater Alex Patelis fügte hinzu, er erwarte keinen Widerstand seitens der EU-Staaten, denen so Steuereinnahmen verloren gingen. 

Damit könnte Patelis allerdings falsch liegen – vor allem, wenn das Beispiel der vier Mittelmeerländer und Portugals Schule macht.