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31.07.20 / salzburger Festspiele / Elektra mit Maske / Corona zum Trotz – Salzburg zieht zum 100. Jubiläum seine Festspiele durch, gibt den „Jedermann“ und eine Handke-Uraufführung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31 vom 31. Juli 2020

salzburger Festspiele
Elektra mit Maske
Corona zum Trotz – Salzburg zieht zum 100. Jubiläum seine Festspiele durch, gibt den „Jedermann“ und eine Handke-Uraufführung
Harald Tews

Zum 100. Jahrestag gehen die Salzburger Festspiele volles Risiko. Sie ziehen vom  1. August an ein umfassendes Programm durch, allerdings in modifizierter Form. Erstmals wird der Eröffnungsabend mit der Neuinszenierung von Richard Strauss’ Oper „Elektra“ aus der Felsenreitschule und mit der Wiederaufnahme des „Jedermann“ auf dem Domplatz live in zahlreichen Kinos in Österreich, Deutschland und der Schweiz zu erleben sein. 

 „Gesundheit geht vor, aber der Hunger nach Kultur ist übergroß“, begründet Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler die Entscheidung, dieses Musikfest anders als zum Beispiel die Bayreuther Festspiele trotz Corona und einer im Juni positiv auf das Virus getesteten Mitarbeiterin nicht abzusagen. Damit aus Salzburg kein neues Ischgl wird, hat man die geplanten 242.373 Eintrittskarten auf 76.698 reduziert. Der Einnahmeverlust ist enorm, aber nachdem man schon die Pfingstfestspiele absagt hatte, blieb das Verlangen, die seit 1920 ausgetragenen Festspiele als Visitenkarte der Stadt nicht ungenutzt zu lassen, schwerwiegender. 

Um die Infektionsgefahr so gering wie möglich zu halten, hat man die Spielstätten von 16 auf acht reduziert. Fürs Publikum besteht Maskenpflicht, Pausen mit Getränkeausschank wird es nicht geben. 

Pausenlose Opern

Für den Eröffnungsabend wählte man den Strauss-Einakter „Elektra“, der nur etwas mehr als anderthalb Stunden dauert, eine Zeit, welche die Zuschauer in der Felsenreitschule problemlos mit Mund-Nasenschutz überstehen werden. Dafür verlangt die Oper eine verhältnismäßig große Orchesterbesetzung mit 110 Musikern, die ordentlich Aerosole ausstoßen werden.

Bei der Oper führt der Pole Krzysztof Warlikowski Regie, der bei den Festspielen 2018 sein Debüt mit Henzes „Die Bassariden“ gab. Mit Franz Welser-Möst steht einer der weltweit profiliertesten Dirigenten am Pult der Wiener Philharmoniker. Die Rolle der Elektra übernimmt die litauische Sängerin Aušrine Stundyte, die damit ihr Debüt bei den Salzburger Festspielen gibt. Elektras Schwester Chrysothemis verkörpert Stundytes Landsmännin Asmik Grigorian. Seit ihrem Auftritt 2018 als Salome gilt sie als eine der großen Sängerdarstellerinnen der letzten Jahre und wurde unter anderem von der Zeitschrift „Opernwelt“ als Sängerin des Jahres ausgezeichnet. An ihrer Seite singen Tanja Ariane Baumgartner als Klytämnestra, Michael Laurenz als Aegisth und Derek Welton als Orest. Die Premiere in der Felsenreitschule wird in ausgewählte Kinos am 1. August ab 17 Uhr live übertragen. 

Kein Verzicht auf Dauerbrenner

Mit Hugo von Hofmannsthals „Jedermann“ unter der Regie von Max Reinhardt wurden im August 1920 die Salzburger Festspiele aus der Taufe gehoben. Das Mysterienspiel über Leben und Tod ist nicht nur zentraler Bestandteil der DNA der Festspielgeschichte, sondern auch ein einzigartiges Phänomen in der deutschsprachigen Theaterlandschaft: Seit Bestehen der Festspiele wird es jedes Jahr auf dem Domplatz aufgeführt, ist stets als erstes ausverkauft und gilt als eine der größten Herausforderungen und Ehrungen für Schauspieler. Von Anfang an war klar, dass man auf diesen Dauerbrenner nicht verzichten würde.

Im abgespeckten Programm wird bei den bis 30. August laufenden Festspielen außer „Elektra“ als einzige andere Oper nur noch Mozarts „Così fan tutte“ aufgeführt. Auch dieses Stück wird nicht durch Pausen unterbrochen. Hier ist bei einer Spieldauer von drei Stunden Durchhaltevermögen gefragt. Im Bereich Schauspiel darf man auf die Uraufführung von „Zdenek Adamec“ des Literaturnobelpreisträgers Peter Handke gespannt sein sowie auf die weibliche „Jedermann“-Entsprechung „Everywoman“ von Milo Rau und Ursina Laedi. Vollständiges Programm und Kartenbestellungen unter: www.salzburgerfestspiele.at.