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31.07.20 / Östlich von Oder und NeißE / Musik als Schlüssel für alles Schöngeistige / Die Breslauer Halbgriechin Eleni Ioannidou gründete den Verein Ars-Augusta – Konzerte in Baudenkmälern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31 vom 31. Juli 2020

Östlich von Oder und NeißE
Musik als Schlüssel für alles Schöngeistige
Die Breslauer Halbgriechin Eleni Ioannidou gründete den Verein Ars-Augusta – Konzerte in Baudenkmälern

„Im Umkreis von 15 bis 50 Kilometern um Görlitz befinden sich auf beiden Seiten der Neiße bemerkenswerte Baudenkmäler. Es ist eine ausgezeichnete Gelegenheit, diesen Sommer einen dieser Orte zu besuchen und gleichzeitig eine musikalische Veranstaltung zu erleben“, wirbt Sopranistin Eleni Ioannidou. Mit musikalischen Veranstaltungen meint die in Breslau geborene Halbgriechin eine Konzertreihe auf Schloss Klitschdorf [Kliczkow], ein Konzert im Garten des Carl-Hauptmann-Hauses im Riesengebirge, eines in Giersdorf [Zeliszow] oder eines im Herrenhaus Goßwitz bei Reichenbach im bundesdeutschen Teil der niederschlesischen Oberlausitz. 

Im Letzteren wird es am 8. August eine „Matinée mit Barockmusik“ gegeben, bei der Telemann, Händel, Biber und Couperin von Solisten des Lausitzer Barockensembles gespielt werden. Dieses Ensemble hat Ioannidou mit ihrem Verein Ars-Augusta e.V. gegründet. Es trifft sich seit November 2016 einmal monatlich zu Proben trifft und gibt seit 2017 immer wieder Konzerte. Ioannidou konnte auch mehrere deutsche und polnische Profis für das „Schlesische Vokalensemble“ zusammenbringen – eine Zusammenarbeit zwischen Piotr Lykowski, Professor an der Breslauer Musikakademie, und Ars-Augusta. Das Ensemble erforscht Alte Musik aus  Niederschlesien und der Oberlausitz, wobei das beiderseits der Neißegrenze liegende Görlitz beides ist.

Ioannidou ist die Tochter eines Griechen und einer Polin. Sie wuchs zum Großteil in Griechenland auf, studierte dort Agrarwissenschaft und Musik, später zwei Jahre lang Operngesang an der Musikhochschule in Wien und zwei Jahre an der Akademie der Mailänder Scala. Sie lebte zwölf Jahre lang in Italien, sang in der Arena von Verona, der Oper von Athen, gab Konzerte in Japan, Kolumbien, Frankreich, Griechenland und Deutschland. 

Vor zwölf Jahren ging sie nach München, um sich auf die Musik Richard Wagners zu spezialisieren. 2017 kamen sie und ihr Lebenspartner, der Musiker und Tontechniker Heinz Müller, nach Görlitz. Die Neißestadt habe sie durch ihre wunderbare Architektur, das Theater, die Stadthalle und vor allem die schlesische Chortradition von Anfang an begeistert. Schnell musste sie feststellen, dass viele Komponisten der Region heute kaum noch bekannt sind, vor allem östlich der Neiße. Das will Eleni Ioannidou ändern. Mit Konzerten will sie nicht nur die Musik, sondern auch die Schlösser östlich und westlich der Neiße vor dem Vergessen bewahren. So hat sie die Musik von Bolko von Hochberg (1843–1926), der die Schlesischen Musikfeste ins Leben rief und die Görlitzer Stadthalle erbauen ließ, in dessen Heimat auf Schloss Fürstenstein [Ksiaz] bei Weldenburg [Walbrzych] erklingen lassen und eine CD mit Biografiebeigabe über ihn herausgegeben. Die Musik von Leopold Schefer (1784–1862) aus Bad Muskau [Muzakow] und von dem aus Zittau stammenden romantischen Komponisten Heinrich Marschner (1795–1861) befanden sich ebenso in ihrem Fokus wie die Komponistin Anna Teichmüller (1861–1940), der Ioannidou einen Liederabend mit Lesung in Schreiberhau [Szklarska Poreba] widmete. Auch zu Teichmüllers Kompositionen gab sie eine CD heraus. Am 5. September widmet sie der Komponistin in ihrem Augusta-Kultursalon ein Konzert. 

Den Kultursalon richteten Eleni Ioannidou und Müller in der gemeinsamen  Gründerzeit-Wohnung in der Görlitzer Augustastraße ein. In ihrem großen Wohnzimmer steht ein schwarzer Flügel, um den sich wie im 18. und 19. Jahrhundert Literatur- und Musikfreunde treffen. Im Augusta-Kultursalon veranstaltet sie regelmäßig Salonkonzerte, Lesungen und Ausstellungen, die auch als Gelegenheit für Künstler gedacht sind, sich zu präsentieren oder um Spenden zu sammeln, zuletzt für die Sanierung des deutschen Friedhofs und der 1797 errichteten Langhans-Kirche in Giersdorf [Zeliszow]. Dieses evangelische Gotteshaus sei ein Baudenkmal von Weltklasse, so Ioannidou. Am 1. August werden auf ihre Intitiative in der Giersdorfer Kirche sechs Künstlerinnen eine Anthologie von Madrigalen aus der italienischen Renaissance singen. „Wie bei den anderen Konzerten wird es auch in Giersdorf freien Eintritt geben, dafür aber um Spenden für die Renovierung des Gotteshauses gebeten“, verspricht Ioannidou. C.W. Wagner

Infos:  www.ars-augusta.org