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07.08.20 / Die Verschwiegene / Schauspielerin Iris Berben wird 70 – Die ARD feiert sie mit einem „Altweibersommer“, und im ZDF ist sie „Nicht tot zu kriegen“

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32 vom 07. August 2020

Die Verschwiegene
Schauspielerin Iris Berben wird 70 – Die ARD feiert sie mit einem „Altweibersommer“, und im ZDF ist sie „Nicht tot zu kriegen“
Anne Martin

Ein langer Weg war es von den „Himmlischen Töchtern“ von 1978 bis zu Frauenfiguren wie Cosima Wagner, Bertha Krupp, Konsulin Bethsy Buddenbrook oder Elisabeth Selbert, eine Mitgestalterin des Grundgesetzes, – ein Weg, der immer nach oben führte. 

Nebenbei gab Iris Berben auch mal die Abenteurerin Katharina von Strahlberg, die in der afrikanischen Savanne eine neue Liebe sucht. Nicht zu vergessen Kommissarin „Rosa Roth“, die im langen Kaschmirmantel 19 Jahre lang durch das stets winterlich graue Berlin streifte. 

Unzählige Rollen hat sie gespielt, und immer noch sieht sie aus wie einem Jungbrunnen entstiegen – selbst wenn die Maskenbildner Falten in ihr Gesicht malen und die Haare ausnahmsweise den grauen Ansatz zeigen dürfen. 

Am 12. August wird Deutschlands erfolgreichste Schauspielerin nun 70 Jahre alt. Ob die attraktive Optik vom vielen Wassertrinken rührt, wie sie auf Nachfrage gern behauptet, oder mit Hilfe diskreter ärztlicher Kunst konserviert wurde, ist längst kein Thema mehr. 

Die Berben ist ganz oben. Ein Star mit Erfolg, Einfluss und eigener Hausmacht: Ihr Sohn Oliver Berben gründete 1996 eine eigene Produktionsfirma, wirkt mittlerweile im Vorstand der Constantin-Film und lieferte seiner Mutter etliche Filmstoffe, darunter die Reihe „Rosa Roth“. 

Die ungeschriebene Altersgrenze für Frauen im Fernsehen hat Iris Berben längst ausgehebelt, denn wer verlässlich Quote bringt, darf weitermachen. Solch einem Topstar wird sogar der rote Teppich ausgerollt. Prompt gratuliert das Öffentlich-Rechtliche Fernsehen mit zwei Filmen, welche die Lebensthemen einer Frau in den allerbesten Jahren wie Perlen auf eine Schnur ziehen: In „Mein Altweibersommer“ darf sie im Ersten Programm (12.8., 20.15 Uhr) als gut situierte Ehefrau vorübergehend ihren Traum von Freiheit leben, einige Tage lang mit einem Wanderzirkus durch die Lande ziehen und im Bärenfell tanzen. Berben: „Es ist keine Geschichte über das Weglaufen, sondern über das Ankommen.“ 

Die Diva und ihr Bodyguard

Das ZDF bringt die Krimikomödie „Nicht tot zu kriegen“ (10.8., 20.15 Uhr), in der sie das eigene Image auf die Schippe nimmt – eine alternde Diva im Nerzmantel ist diese Simone Mangus, die sich an ihre Vergangenheit klammert wie ein Schwimmer an seinen Rettungsring. In ihrem Fotoalbum ein vergilbtes Foto mit Ron Wood von den „Rolling Stones“. An ihrer Seite ein wortkarger Personenschützer, den sie bezirzt wie einst im Mai.

Wer sie persönlich trifft, erlebt eine Frau, die ihr Image genau kalkuliert bis hin zu charmanten Widersprüchen, die ein öffentliches Bild erst geheimnisvoll schillern lassen. Nie wird man Berben dabei ertappen, Privates offenzulegen und damit dem Boulevard Tür und Tor zu öffnen. Der Vater ihres 1971 geborenen Sohnes Oliver? Ein Tabuthema. Genauso wie die Beziehung zu dem zehn Jahre jüngeren Stuntman Heiko Kiesow, den sie 2007 bei den Dreharbeiten zu „Afrika mon amour“ kennenlernte: bitte keine Details. 

Gäbe es ein Lehrbuch über die Kunst, den eigenen Namen zur Marke zu machen, sie wäre eine Musterschülerin. Gerne erwähnt Berben ihre wilde Jugend in den 60ern, die Jahre in wechselnden Internaten, die ersten Filme unter der Regie von Willy Bogner und Klaus Lemke, den zeitweiligen Gefährten Abi Ofarim. 

Der Abglanz einer ungebärdigen Rebellin läuft in ihrer Vita bis heute als Unterfaden mit. Soll keiner denken, die Berben sei eine arrivierte Diva, die nur noch in Luxushotels Hof hält und künstlerisch auf Nummer sicher geht. Ein Image braucht Brüche, weshalb sie etwa bei der Entertainerin Ina Müller in deren Klamauk-Show „Inas Nacht“ einläuft und neben der dröhnenden Gastgeberin kaum zu Wort kommt. Egal, die Botschaft sitzt: Berben kann auch Kneipe. Und eine Kuh mit der Hand melken, wie sie verrät.

Kaum ein anderer deutscher Star hat sein Potenzial so klug genutzt wie die gebürtige Detmolderin, die längst in Berlin lebt. Mag die im letzten Jahr verstorbene Hannelore Elsner die größere Schauspielerin gewesen sein – Iris Berben managt ihre Karriere professioneller, hakt mit Hilfe einer Assistentin jeden Termin in ihrem prallgefüllten Kalender penibel ab, betreibt eine perfekt gestaltete Website. 

Mag eine Senta Berger mit mehr internationalen Produktionen punkten können – Berben hat dafür ihr Portfolio um ein soziales und politisches Engagement erweitert, das ihr genau jene Ernsthaftigkeit verleiht, die Schauspielerinnen sonst gerne abgesprochen wird. Seit vielen Jahren engagiert sie sich für Israel und gegen Rassismus. Sie tourt mit Lesungen, etwa aus dem Tagebuch der „Anne Frank“, wirkt in einem Musikdrama über die Kinder des KZ-Theresienstadt mit und war Herausgeberin eines Buches über couragierte Frauen. Dafür erhielt sie im Februar die Bayerische Verfassungsmedaille für ihr gesellschaftliches Engagement hinzu.

Neun Jahre lang war sie Präsidentin der Deutschen Filmakademie. Was kann da noch kommen? „Das ist doch das Spannende am Älterwerden, Du traust dich immer mehr,“ bekannte die Jubilarin schon vor Jahren. Also spielt sie weiter, demnächst im TV-Film „Das Unwort“, ein Kammerspiel über antisemitisches Mobbing, sowie in der Verfilmung des Dörte-Hansen-Bestsellers „Altes Land“ über eine Frau, die nach 1945 als Kind aus Ostpreußen im Obstanbaugebiet bei Hamburg eine zweite Heimat fand. 

Und wenn Berben lacht, zeigt sie ein geradezu mädchenhaftes Grübchen. Kalkuliert oder ganz spontan, wer will das schon so genau wissen.