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07.08.20 / Archäologie / Ton, Steine, Sterben / Zeugnisse einer Römerschlacht – Krefelder Museum zeigt einzigartige Ergebnisse einer Ausgrabung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32 vom 07. August 2020

Archäologie
Ton, Steine, Sterben
Zeugnisse einer Römerschlacht – Krefelder Museum zeigt einzigartige Ergebnisse einer Ausgrabung
D. Jestrzemski

Im Archäologischen Museum Krefeld Burg Linn ist die Sonderausstellung „Abenteuer Großgrabung – Gräberfeld, Bataverschlacht und Römersiedlung“ bis zum 22. November verlängert worden. Präsentiert werden ausgewählte Fundstücke und Untersuchungsergebnisse aus der jüngsten archäologischen Grabung in Krefeld-Gellep von 2017 bis 2019. 

Insgesamt dokumentierten die Archäologen auf dem Areal in der Nähe des Rheinhafens 3300 Befunde und sicherten etwa 90.000 Fundstücke aus der Zeit 

800 vor bis 500 nach Christus. Es zeigte sich, dass dem bekannten, großen römisch-fränkischen Gräberfeld ein Bestattungsplatz aus der frühen Eisenzeit voranging. 

Als wichtigstes Ergebnis gilt, dass die Nachricht des römischen Historikers Tacitus (58–120) über den Kampf der Römer gegen die germanischen Bataver bei Gel­duba/Gellep im Jahr 69 n. Chr. bestätigt wurde. Im Herbst 69 lagerten 12.000 römische Legionäre und Hilfstruppen bei der ubischen Siedlung Gelduba, um den Bataveraufstand niederzuschlagen. 

Tausende Funde stammen vom Schlachtfeld und dem Bereich des Militärlagers. Nach der gewonnenen Schlacht erbauten die Römer 71 das erste Kastell Gelduba am Niederrheinischen Limes. 

In der Ausstellung zieht die Nachbildung eines Siegesdenkmals besondere Aufmerksamkeit auf sich. An den Stellen, wo sich eine Schlacht zu ihren Gunsten wendete, errichteten die Römer für gewöhnlich ihren Göttern geweihte Denkmäler (Trophaea) in Form von Pfählen oder gestutzten Bäumen mit angehängten Schilden, Waffen und Helmen. Stadtarchäologe Hans-Peter Schletter fand Spuren zweier Trophaea und stieß damit auf einzigartige Nachweise für Deutschland. Es waren umgekehrt in den Boden eingelassene Helme, in denen abgebrochene und gefaltete Helmteile lagen. Bevor das Militärlager verlassen wurde, hatte man die Opfergaben im Boden deponiert.

Im „Vicus“, einer an das Militärlager angrenzenden Zivilsiedlung, lebten Händler, Handwerker, Sklaven und die Frauen der Soldaten. Davon zeugen freigelegte Straßenverläufe und Hausfundamente sowie Alltagsgegenstände, Schmuckstücke und Münzen. Eine Seltenheit stellt eine Krugscherbe mit einer Reliefdarstellung der ägyptischen Göttin Isis dar, die den Horusknaben auf dem Schoß hält und stillt. Der am Niederrhein einzigartige Fund belegt die Beliebtheit des Mysterienkults ägyptischen Ursprungs auch in Germanien während der römischen Kaiserzeit. Isis-Heiligtümer mit dazugehörenden Gemeinden konkurrierten noch in der Spätantike mit dem frühen Christentum.

Museum Burg Linn Rheinbabenstraße 85, 47809 Krefeld, geöffnet bis 31. Oktober täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr, ab 1. November von 11 bis 17 Uhr. Eintritt: 4 Euro. www.museumburglinn.de