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07.08.20 / Wolfgang von Gronau / „Fliegender Prinz von Homburg“

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32 vom 07. August 2020

Wolfgang von Gronau
„Fliegender Prinz von Homburg“
Friedrich List

Der 1893 in Berlin geborene Luftfahrtpionier Wolfgang Gronau, ab 1913 von Gronau, machte sich Anfang der 1930er Jahre mit mehreren Langstreckenflügen einen Namen. So startete er vor 90 Jahren, am 18. August 1930, von List auf Sylt aus mit einem „Wal“ von Dornier zur ersten Atlantiküberquerung eines Seeflugzeugs von Ost nach West. Für seinen berühmtesten Flug hatte er keine Genehmigung. „Ihr Einverständnis voraussetzend, fliege ich nach USA“, ließ Gronau nach Deutschland funken, als sein Flugboot Island in Richtung Grönland passierte. Den Verantwortlichen in Berlin blieb nichts weiter übrig, als abzuwarten, ob Gronau mit seiner Besatzung tatsächlich die USA erreichte. Trotz schlechten Wetters erreichten die Flieger ihr Ziel und wurden am 26. August 1930 in New York begeistert empfangen. Der damalige Reichsverkehrsminister Theodor von Guérard schickte ein Glückwunschtelegramm und schenkte von Gronau sinnigerweise eine Prachtausgabe von Heinrich von Kleists Drama „Der Prinz von Homburg“. Gronau scheint die Anspielung verstanden zu haben, denn in seinem Buch über den Atlantikflug bezeichnet er sich als den „fliegenden Prinzen von Homburg“. 

Gronau war ursprünglich Seeoffizier in der Kaiserlichen Marine gewesen. Während des Ersten Weltkrieges wurde er dann zum Seeflieger ausgebildet. Gronaus eigentliche Karriere in der Luftfahrt begann, als er Mitte der 1920er Jahre die in Warnemünde angesiedelte Seeflugabteilung der Deutschen Versuchsfliegerschule übernahm. Dort stellte er 1925 einen Höhenrekord auf und gewann im folgenden Jahr den Deutschen Seeflugzeugwettbewerb. 

Schon während des Krieges hatte er davon geträumt, eines Tages die Metropole am Hudson River zu erreichen. In den folgenden Jahren arbeitete er zielstrebig auf diesen Flug hin. Er war überzeugt, dass Atlantiküberquerungen am besten über die Nordroute an Grönland vorbei durchzuführen seien. Bei seinem Flug 1930 nutzte er Treibstoffdepots, die eine britische Expedition angelegt, aber nie genutzt hatte. Sein eigentlicher Auftrag hatte gelautet, zum Nordkap und wieder zurück zu fliegen. 

Gronau verbrachte den Zweiten Weltkrieg als Luftwaffenattaché in Japan. Danach beriet er die Lufthansa in Fragen der Flugnavigation. Er starb 1977 im bayerischen Frasdorf.