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07.08.20 / Der Wochenrückblick / Das ansteckende Pappschild / Warum mangelnder Abstand mal brandgefährlich, mal völlig risikolos ist

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32 vom 07. August 2020

Der Wochenrückblick
Das ansteckende Pappschild
Warum mangelnder Abstand mal brandgefährlich, mal völlig risikolos ist
Hans Heckel

Wie ansteckend ist das Virus nun eigentlich? Das ist die große Frage, an der die Wissenschaft schon das ganze Jahr herumdoktert. Zum Glück gibt es kaum noch wissenschaftliche Fragen, die in unserer modernen, aufgeklärten Welt allzu lange auf eine Antwort warten müssen, so ist es auch in diesem Falle.

Seit diesem Wochenende wissen wir es: Wie ansteckend Covid-19 wirkt, hängt entscheidend davon ab, welche politische Richtung der mögliche Überträger vertritt. Die Teilnehmer der teils überaus gewalttätigen „Black Lives Matter“-Demos stellen kaum ein Risiko dar, selbst wenn die Demonstranten dicht an dicht marschieren und viele von ihnen auf Masken verzichten. Auch körpernahe Übergriffe mit Boxen, Spucken und Schreien stellen kein Ansteckungsrisiko für den Attackierten dar, wenn es sich bei den Angreifern um linke „Aktivisten“ handelt.

Hoch infektiös dagegen sind Demonstranten, die sich gegen die Corona-Maßnahmen der Regierung wenden, so wie die vielen Tausend, die vergangenes Wochenende durch Berlin wogten. Das Entsetzen über die gesundheitlichen Risiken, die von deren Auftritt  ausging, war gewaltig. Wobei ein heftiger Streit darüber ausgebrochen ist, wie viele beim „Tag der Freiheit“, wie die Restriktionsgegner ihre Demo nannten, dabei waren. 

Etliche hunderttausend bis zu mehr als einer Million sagen die Veranstalter. Sie verweisen auf Bilder, die den gesamten Bereich zwischen Siegessäule und Brandenburger Tor voller Menschen zeigen. Völlig übertrieben, behaupten Behördenvertreter und politische Gegner der Corona-Demonstranten. Das seien viel weniger gewesen, 17.000, vielleicht auch 20.000, und Letzteres auch nur bei der Schlusskundgebung. Die Bilder der Massen erklärten sich mit den großen Lücken zwischen den Demonstranten. Durch sie füllten die Wenigen so viel Raum aus, dass sie weitaus zahlreicher wirkten.

Eine bemerkenswerte Erklärung: Wurde die Auflösung der Demonstration nicht gerade damit begründet, dass die Abstände zwischen den Protestierern viel zu gering gewesen seien? Dann müsste der Schauplatz doch ziemlich voll gewesen sein und längst nicht so dünn bevölkert, wie von den Kritikern der Corona-Demo angegeben. Dann kommt man mit einer Zahl von nur 20.000 schnell an den Rand des Glaubwürdigen. 

Ach, was sollen wir uns herumquälen mit den schnöden Zahlen. Anlass und Ablauf der Kundgebung sind doch sowieso viel wichtiger. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller von der SPD beschwerte sich über die „Randale“ in seiner Stadt, die von den Corona-Demonstranten ausgegangen sei. Eine TV-Nachrichtensendung wusste von einer „bitteren Bilanz“ zu berichten: „45 verletzte Polizisten“ und „133 Festnahmen“ beklagte die Sprecherin, während im Hintergrund die Bilder von den demonstrierenden Maßnahmen-Gegnern auf der Straße des 17. Juni zu sehen waren. Erst später sickerte indes durch, dass die 45 verletzten Beamten und 133 Festnahmen gar nichts mit der Demo im Zentrum der Hauptstadt zu tun hatten. Die Übergriffe und daraufhin die Festnahmen ereigneten sich auf einer linken Demonstration in Neukölln. Aber wer will denn das so genau nehmen! 

Außerdem liege „Randale“ auch dann schon vor, wenn jemand seiner Maskenpflicht nicht nachkommt, findet Sozialdemokrat Müller. Es ist also ganz gleich, ob sie jemanden zusammenschlagen oder ohne Maske unter freiem Himmel mit nur 50 Zentimetern Abstand an ihm vorbeischlendern. So gesehen sind Deutschlands Fußgängerzonen die reinsten Bürgerkriegszonen. Dort trägt so gut wie niemand eine Maske und die Abstände unterscheiden sich kaum vom vergangenen Sommer. Es grenzt an ein Wunder, dass an Hamburgs Hafenpromenade noch niemand in die Elbe gedrückt wurde bei dem Gedränge, das dort seit Ende des strengen Lockdowns immer wieder herrscht. Zu massiven Corona-Ausbrüchen hat die massenhafte Tuchfühlung indes noch nicht geführt.

Das würde sich vermutlich schlagartig  ändern, sobald ein „Covidiot“ (so titulierte SPD-Chefin Saskia Esken bekanntlich die Berliner Demonstranten) in dem Getümmel auftauchte mit einem kleinen Pappschild in der Hand, mit dem er gegen die Restriktionen rebelliert. Das Ansteckungsrisiko, das von dem Pappschild und der verdächtigen Gesinnung seines Halters ausginge, würde einen sofortigen Polizeieinsatz unabdingbar machen, begleitet von Verwünschungen in Politik und Medien, wie rücksichtslos Schild und Gesinnung die Gesundheit aller anderen Promenadendrängler gefährden. Schließlich rechnen wir seit Monaten geradezu stündlich mit dem Ausbruch der „zweiten Welle“. Diese zweite Welle hat die Rolle des dauerdräuenden Bürgerschrecks übernommen und könnte dabei fast die „rechte Gefahr“ vom Thron stoßen. Was wir nun auch wieder nicht möchten, weshalb wir beides mit allen Mitteln verrühren. In Berlin hatte jemand die Fahne des Kaiserreichs dabei, ein anderer eine preußische. Reicht doch schon für „Nazi“, oder? Außerdem ist „Tag der Freiheit“ der Titel eines Leni-Riefenstahl-Films, wie der „Spiegel“ aufdeckt, womit erst recht alles klar ist. 

Auf jeden Fall gilt es, den treuen Glauben an die zweite Welle am Leben zu halten. Das Problem: Die Deutschen warten schon ganz schön lange auf diese Welle. Die Vorgänge von Berlin zeigen, dass es immer mehr Bundesbürgern spanisch vorkommt, wenn sie sich von morgens bis abends vor einer angeblich akuten Gefahr fürchten sollen, die nicht eintreten will.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hat die Lösung. Er spricht einfach jetzt schon von steigenden Infektionszahlen, und der Ärzteverband Marburger Bund verkündet, die zweite Welle sei schon da. Natürlich baut sich so eine Welle nicht von selbst auf. Aber glücklicherweise konnte die Zahl der Tests von der 24. bis zur 29. Kalenderwoche von 326.000 schrittweise auf 532.000 gesteigert werden. Und wo mehr getestet wird, da kommen auch mehr positive Ergebnisse heraus, so die Erwartung. 

Trotz dieser Bemühungen blieb die Ausbeute bislang bescheiden: Ende Juli zeigt sich ein kleiner Buckel in der Linie der Neuinfektionen. Den hatten wir allerdings Mitte Juni auch schon mal, danach flachte alles wieder ab. Und der Anteil der positiven Ergebnisse von allen Tests fiel von der 24. bis zur 29. Kalenderwoche gar von 0,8 auf 0,6 Prozent. Selbst ein Wiederanstieg auf 0,8 von Hundert ließe sich schlecht als „statistisch erwiesene zweite Welle“ verkaufen.

Also muss man anders beweisen, dass Kritiker der rigiden Corona-Maßnahmen unrecht haben, nämlich, weil sie böse, dumm oder gefährlich sind. So will der ARD-„Faktenfinder“ ermittelt haben, dass gerade rechtsradikale Facebook-Gruppen die Zahl der Berliner Demonstranten besonders hoch ansetzen. Damit wären alle Kritiker der Maßnahmen entlarvt und damit auch die Kritik. Nun gilt es nur noch, die Deutschen Tag für Tag mit Horrormeldungen und Drohungen unter Dampf zu halten.