19.04.2024

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14.08.20 / Nicht radikal genug

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33 vom 14. August 2020

Nicht radikal genug
Erik Lommatzsch

Die Charakterisierung der USA als „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ ist nahezu jedem geläufig. Verbunden war damit in der Regel etwas Positives. Dass die Formel in Zukunft verstärkt anders gelesen werden muss, als Hinweis auf die Möglichkeit unbegrenzten Irrsinns, zeigt eine Reihe von Ereignissen in Folge der „Black Lives Matter“-Proteste und der durch sie geschaffenen Atmosphäre.

Ein besonders skurriler Vorfall aus dem kulturellen Bereich ist der unter massivem Druck zustande gekommene Amtsverzicht des langjährigen Kurators des „San Francisco Museum of Modern Art“ (SFMOMA), Gary Garrels. Zum beruflichen Genickbruch wurde ihm die Äußerung: „Keine Sorge, wir werden bestimmt weiter weiße Künstler sammeln.“ Dieser Nachsatz war gefallen, als Garrels gerade eine Reihe von neu angeschaffter Kunst vorgestellt hatte, die ausdrücklich von „POC“ stammt, von „People of Colour“. Bis dahin hatte Kunsthistoriker Garrels den Erwartungen der gegenwärtig tonangebenden medialen Öffentlichkeit entsprochen. So war er schon länger der Meinung, sein Museum sei zu stark von Hervorbringungen weißer Männer dominiert. 

Um die Mittel aufzutreiben, den Sammlungen mehr Werke von „POC“ und weiblichen Künstlern hinzufügen zu können, hatte Garrels extra ein Gemälde des – weißen – Pioniers der Farbfeldmalerei Mark Rothko versteigern lassen, das dann auch über 50 Millionen Dollar einbrachte. 

Der Grund – sowohl für den Verkauf als auch für die Neuankäufe – ist bizarr. Künstlerische Aspekte scheinen immer weniger eine Rolle zu spielen. Vergleichbare Vorgänge sind von anderen Kunstmuseen bekannt, auch über die USA hinaus.

Garrels hat die Kriterien, die für eine bedeutende Kulturinstitution wie das SFMOMA selbstverständlich sein sollten, bereitwillig über Bord geworfen. Für seine sich immer mehr radikalisierenden Gesinnungsgenossen offenbar nicht restlos genug. Was steht da noch zu erwarten?