25.04.2024

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14.08.20 / Bose / Mit Londons Feinden für ein freies Indien

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33 vom 14. August 2020

Bose
Mit Londons Feinden für ein freies Indien
Dirk Pelster

Noch immer ranken sich zahlreiche Gerüchte um den Start des zweimotorigen Mitsubishi-Bombers, der am frühen Nachmittag des 18. August 1945 vom Militärflughafen Taihoku, dem heutigen Taipeh, abhob. Es waren Zeiten der Wirrnis. Nur drei Tage zuvor hatte der japanische Tenno einseitig die Kapitulation seines Landes verkündet. Doch noch war der Zweite Weltkrieg im Fernen Osten nicht beendet. Dichtgedrängt zwischen japanischen Offizieren befand sich ein prominenter Passagier an Bord des Fliegers. Subhas Chandra Bose – neben seinem Rivalen Mahatma Ghandi einer der führenden Köpfe der indischen Freiheitsbewegung – versuchte, die von den Japanern besetzte Mandschurei zu erreichen, um mit den dort vorrückenden Sowjets Verhandlungen aufzunehmen. Der 48-Jähige, der sein ganzes Leben dem Kampf für ein von Großbritannien unabhängiges Indien verschrieben hatte, war auf der Suche nach neuen Verbündeten. 

Nach seinem Zerwürfnis mit Ghandi und dessen Kongresspartei 1940 hatte er ganz auf die Achsenmächte gesetzt. 1941 floh er nach Berlin, wo er für die Sache des indischen Freiheitskampfes warb und erhebliche Unterstützung erfuhr. Aus den Reihen der im Afrikafeldzug gemachten indischstämmigen Gefangenen der britischen Armee konnte Bose die Legion Azad Hind (Freies Indien) aufstellen, die später in den Kämpfen an der Westfront eingesetzt werden sollte. Er selbst verließ jedoch schon 1943 Deutschland. Mit dem Scheitern des Afrikakorps hatte sich die Hoffnung zerschlagen, die deutsche Offensive über den Nahen Osten weiter in Richtung seiner indischen Heimat zu tragen. 

Mit einem U-Boot ließ er sich zunächst nach Madagaskar transportieren, wo ihn die Japaner weiter in das von ihnen besetzte Sumatra brachten. Unter dem Schutz des fernöstlichen Kaiserreiches gründete Bose die Indische Nationalarmee (INA), deren Kämpfer vor allem im Birma-Feldzug der Japaner eingesetzt wurden. Der von Bose erhoffte Aufstand der Inder und anderer asiatischer Völker gegen die Briten blieb indes aus. 

Nach Japans Kapitulation hoffte er, seinen Kampf mit der Unterstützung der Sowjets fortführen zu können, da ihm die zunehmenden Spannungen zwischen den Alliierten nicht verborgen geblieben waren. Doch seine Maschine stürzte unter noch immer nicht ganz geklärten Umständen kurz nach dem Start in Taihoku ab und fing Feuer. Bose wurde mit schweren Verbrennungen in ein örtliches Krankenhaus eingeliefert und verstarb dort wenige Stunden später.