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14.08.20 / Zum 350. Todestag / David Mevius – Symbolfigur der Rechtsprechung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33 vom 14. August 2020

Zum 350. Todestag
David Mevius – Symbolfigur der Rechtsprechung
Martin Stolzenau

David Mevius entstammte einer namhaften Greifswalder Juristenfamilie, erlangte als Greifswalder Juraprofessor und Vizepräsident des Wismarer Oberappellationsgerichts für die Rechtsprechung in Norddeutschland über seinen Tod vor 350 Jahren hinaus eine richtungsweisende Nachwirkung. Er orientierte sich am „Lübschen Recht“, verfasste Spruchsammlungen und zahlreiche Rechtsschriften und wurde im Greifswalder Rubenowdenkmal als Symbolfigur der juristischen Fakultät verewigt. Da wundert es nicht, dass sich bis heute auch einige Schriften immer wieder mit seinem Wirken und  seiner Bedeutung über Pommern und Mecklenburg hinaus für ganz Norddeutschland befassen.

David Mevius wurde am 6. Dezember 1609 in Greifswald geboren. Er war der zweite Sohn seiner Eltern. Friedrich Mevius, sein Vater, war Juraprofessor und über Jahrzehnte Inhaber des Juralehr- stuhls an der Greifswalder Universität. Er war verheiratet mit Elisabeth Rhaw, der Tochter eines anderen Greifswalder Professors. Das war die Mutter des jungen David, der nach dem Besuch der Lateinschule zunächst in Greifswald ein Theologiestudium begann und dann aber ebenfalls dem Vorbild des Großvaters und Vaters folgte. Der Professorensohn wechselte noch in Greifswald zu den Rechtswissenschaften, beendete sein Studium an der Universität in Rostock und erwarb den Doktorhut für beide Rechte. Der ausufernde Dreißigjährige Krieg bewog ihn dann aber zu umfangreichen Reisen zu Universitätsorten ohne Kriegsbelastungen, wo er seine Rechtskenntnisse vervollkommnete. Nach Besserung der heimischen Verhältnisse kehrte Mevius 1635 nach Greifswald zurück, wo er an der juristischen Fakultät mit einer Lehrtätigkeit betraut wurde. Mit seinen Kenntnissen und vor allem mit seinem stetigen Praxisbezug stach er hervor. Mit Folgen. Nach dem Tod von Friedrich Gerschow, der als Syndikus der Universität, als mehrfacher Universitäts-Rektor, Chronist der pommerschen Geschichte und letzter Lehrstuhlinhaber hervorgetreten war, galt der junge Mevius als erste Wahl für dessen Nachfolge als Chef des Lehrstuhls. So wurde er mit noch nicht einmal 27 Jahren o. Professor mit Lehrstuhl. Der Aufsteiger enttäuschte nicht. Auf der Grundlage der nunmehrigen Einkommens- und Laufbahnsicherheit heiratete er. Dann aber legte Mevius in seinem Fach so richtig los.

Der Jurist, der um die Vorzüge des Lübecker Rechts wusste, verfasste einen entsprechenden Kommentar, der für die pommersche Rechtsprechung richtungsweisend wurde, und gewann außer als Universitätslehrer auch schnell als Rechtspraktiker einen überregionalen Ruf. Das wurde durch immer neue Veröffentlichungen begleitet. 

Zur Tätigkeit in Greifswald kam die Berufung zum Syndikus der Hansestadt Stralsund. Der Norden entlang der Ostseeküste von Pommern bis vor die Tore Rostocks wurde in der Rechtsprechung Meviusland. Das breitete sich bis ins Hinterland aus. Als Schweden dann weite Teile des Nordens besetzte und für die schwedischen Territorien ein Oberappellationsgericht einrichtete, berief man Mevius zum Vizepräsidenten der Einrichtung, die in Wismar angesiedelt wurde. Nun zog der Jurapapst von Greifswald und Wismar aus seine Kreise. Mit erstaunlichen Folgen. Mevius sorgte zunächst in Wismar für eine überaus fortschrittliche Gerichtsordnung, legte eine umfassende Entscheidungssammlung des Tribunals an, die dann zu seinen Lebzeiten sechs Bände umfasste und bald die ganze Rechtsprechung im Norden beeinflusste. Bei schwierigen Fällen schauten die Richter überall bei Mevius nach, um Fehler zu vermeiden. 

Fast nebenbei sorgte der Macher in schwarzer Robe auch noch für eine Kodifikation des mecklenburgischen Landrechts. Das war eine Zusammenfassung von Rechtsnormen. Er war theoretisch, rechtspraktisch, gerichtsorganisatorisch und auch als Verfasser von Rechtsschriften überaus produktiv. Zwischendurch heiratete er nach dem Tode seiner ersten Frau zwei weitere Male. Aus den Ehen gingen fünf Kinder hervor.

Doch letztlich waren seine Kräfte aufgebraucht. Er starb am 14. August 1670 in Greifswald und wurde 60 Jahre alt. Sohn Friedrich machte als schwedischer General Karriere. Die Töchter Barbara und Maria allerdings heirateten andere aufstrebende Juristen wie Friedrich Klinckow und Georg Bernhard von Engelbrecht. Das lag wohl im Blut. 

Sein Epitaph, das bis zum II. Weltkrieg im Nordschiff der Wismarer Marienkirche zu sehen war, wurde im Gefolge der Zerstörung der Kirche in die Wismarer Nikolaikirche überführt. Dazu erlebte Mevius im bekannten Greifswalder Rubenowdenkmal eine zusätzliche Aufwertung. Eine Statue, die ihn darstellt, symbolisiert die juristische Fakultät der Greifswalder Universität. Außerdem ist ihm in der Schrift „Greifswalder Köpfe“ mit Gelehrtenporträts aus der pommerschen Landesuniversität von 2006 ein Beitrag gewidmet.