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21.08.20 / Risikogebiete / Man kann es auch übertreiben / Nicht jede Empfehlung der Ständigen Impfkommission am Robert-Koch-Institut ist verhältnismäßig

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34 vom 21. August 2020

Risikogebiete
Man kann es auch übertreiben
Nicht jede Empfehlung der Ständigen Impfkommission am Robert-Koch-Institut ist verhältnismäßig

Gemäß der Ständigen Impfkommission am Robert-Koch-Institut (STIKO) sollen sich die Bewohner oder Besucher der vom Robert-Koch-Institut (RKI) ausgewiesenen Risikogebiete gegen die durch Zecken übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) impfen lassen. Als ein solches Risikogebiet gilt seit Anfang 2020 auch die sächsische Landeshauptstadt Dresden. Wer nach der Begründung für diese etwas überraschende Einstufung sucht, findet folgende Aussage des RKI: Eine Region werde dann zum Risikogebiet deklariert, wenn es dort im Zeitraum von fünf Jahren jährlich mehr als eine Erkrankung pro 100.000 Einwohner gegeben habe. 

In Dresden registrierte man 2017 drei Fälle, 2018 zwei Fälle und 2019 vier Fälle. Dazu kam jeweils ein Fall 2015 und 2016 sowie auch in den ersten sieben Monaten des Jahres 2020 – allerdings bei 563.000 Einwohnern. 

Dresden gilt als Risikogebiet

Dennoch hat das RKI Dresden zum mittlerweile siebten Risikogebiet in Sachsen erklärt, weil auch aus dem unmittelbaren Nachbarkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge FSME-Infektionen gemeldet worden seien – nämlich sechs seit 2015. Wegen dieser „Krankheitswelle“ sind die Dresdner also nun angehalten, sich gegen FSME impfen zu lassen, und die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten.

Dabei trägt maximal jede 100. Zecke das Virus in sich. Nur zehn Prozent der Bisse von virusbefallenen Zecken führen zu Infektionen. Und selbst die verlaufen bei 80 bis 90 Prozent der Betroffenen ohne Symptome oder mit Anzeichen einer leichten Grippe und werden lediglich per Test diagnostiziert. Ungünstige Verläufe mit hohem Fieber, neurologischen Ausfällen oder gar einer potenziell tödlichen Hirnhautentzündung sind dahingegen die Ausnahme. Ob überhaupt ein einziger Dresdner dergestalt betroffen war, verschweigen die Statistiken. Auf jeden Fall aber ist keiner der 2019/20 positiv auf FSME getesteten 38 Sachsen an der Viruserkrankung gestorben.

Allerdings verursachen die bei der Impfung verwendeten Vakzine FSME-Immun und Encepur manchmal Nebenwirkungen. Diese reichen laut dem deutschen Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel, dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in Langen, von Muskel- und Gelenkschmerzen über Fieber bis hin zu Lähmungen, Krampfanfällen und „meningitischen Zeichen“. Das statistische Risiko derartiger Impfkomplikationen liegt immerhin etwa doppelt so hoch wie das, in einem sogenannten Risikogebiet wie Dresden an FSME zu erkranken.W.K.