Derzeit suchen über 170 Forscherteams nach einem Impfstoff gegen das Coronavirus. Acht Typen scheinen geeignet zu sein. Deren Wirkungsprinzip ist stets das Gleiche. Künstlich hergestellte Moleküle mit dem Bauplan für SARS-CoV-2-Proteine sollen die Immunabwehr im Körper des Geimpften stimulieren und zur Bildung von Antikörpern führen, die dann verhindern, dass das echte Virus in die menschlichen Zellen eindringt. Dabei muss aber die Entstehung sogenannter Infektionsverstärkender Antikörper (ADE) ausgeschlossen werden, weil die für einen schwereren Krankheitsverlauf als bei Ungeimpften sorgen. Letzteres könnte sich als das entscheidende Manko der noch nicht ausreichend lange und oft getesteten russischen Corona-Vakzine „Sputnik V“ erweisen.
Schwachstelle bei „Sputnik V“
Die Entwicklung wirklich sicherer Impfstoffe kostet viel Zeit. Als das absolute Minimum galten bisher vier Jahre – in vielen Fällen brauchte es aber 15 bis 20 Jahre. Und möglicherweise sieht das Ergebnis dann auch so aus wie im Falle der Impfstoffe gegen AIDS- und Hepatitis-C-Viren. Hier versucht man bereits seit 1984 fündig zu werden, jedoch ohne Erfolg. Das liegt an den ständigen Veränderungen dieser Erreger, die sich zunehmend besser an den Menschen anpassen. Wenn das Coronavirus eine ähnliche Flexibilität entwickelt, wären Vakzine wahrscheinlich sehr bald wieder wirkungslos. Man müsste dann jedes Jahr aufs Neue mit modifizierten Substanzen impfen wie bei der Grippe.
Ansonsten könnten Mutationen auch erst infolge der Impfungen entstehen. Durch das Spritzen des Wirkstoffes wird die Immunabwehr zwar zunächst schlagkräftiger, aber um den Preis eines erhöhten Anpassungsdrucks auf das Virus, der es „aggressiver“ machen könnte. Insofern ist das Versprechen, wenn ein Impfstoff gegen Covid-19 vorliege, sei die Rückkehr zur Normalität möglich, durchaus gewagt.W.K.