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21.08.20 / Bildung / Immer mehr Kinder auf Privatschulen / Insbesondere in den neuen Bundesländern hat die Zahl der privaten Lehranstalten stark zugenommen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34 vom 21. August 2020

Bildung
Immer mehr Kinder auf Privatschulen
Insbesondere in den neuen Bundesländern hat die Zahl der privaten Lehranstalten stark zugenommen

Eine Million Kinder und Jugendliche lernen inzwischen auf Privatschulen. Mancherorts schließen öffentliche Schulen, und neue private öffnen. Droht im Bildungssystem eine zunehmende Ungleichheit?

Man müsse angesichts dieser Zahlen nicht „überdramatisieren“, sagte Bildungsforscherin Nele McElvany von der Universität Dortmund gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. „Aber den wachsenden Zulauf“ müsse man „doch kritisch im Auge behalten. Die Frage ist: Bis zu welchem Grad wollen wir das – mitsamt der starken sozialen Selektivität“. Vor allem Akademiker schicken ihren Nachwuchs immer häufiger auf Privatschulen. Zu Privatschulen gehören etwa Waldorf- und Montessorischulen oder Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft. Sie müssen staatlich genehmigt werden. 

Sorge vor zunehmender Ungleichheit

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts stieg die Zahl der Privatschulen seit 1992 um 80 Prozent. Im Schnitt zahlen Eltern 2000 Euro jährlich für einen Platz. Je höher das Einkommen der Eltern, desto mehr wird für die Privatschule ausgegeben. Dabei fällt auf, dass der Osten rasant aufgeholt hat. Während es in der DDR keine privaten Einrichtungen gab, gibt es in den neuen Bundesländern mittlerweile mehr Privatschulen als im Westen. Bedingt durch Abwanderung und Überalterung der Bevölkerung haben sich Kreise und Kommunen für eine Zusammenlegung von Schulen entschlossen. Kinder müssen teilweise einen erheblich längeren Schulweg in Kauf nehmen. In diese Lücke sind die Privaten gestoßen. 

Grundschulen und Gymnasien stellen zahlenmäßig den Großteil der Privatschulen, gefolgt von Gesamtschulen und Waldorfschulen. „Wir sehen ein kontinuierliches Wachstum und eine steigende Beliebtheit“, erklärt Beate Bahr, Sprecherin des Verbands Deutscher Privatschulverbände. Sie wehrt sich gegen Vorwürfe, ihre Einrichtungen seien ein Aufnahmelager für Kinder von Besserverdienenden. 

Nach dem Grundgesetz dürfen Privatschulen Schulgeld verlangen, Schüler aber grundsätzlich nicht nach den „Besitzverhältnissen“ der Eltern diskriminieren, heißt es in Artikel 7. Bahr berichtet von Stipendien und davon, dass die Gebühren nach den Einkommensverhältnissen der Eltern gestaffelt seien. Doch sie gibt zu: „Es ist schon so, dass die Klientel eher aus bildungsinteressierteren  Schichten kommt.“P.E.