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21.08.20 / Der Wochenrückblick / Die bleiche Schwarze / Warum bei Harris die Hautfarbe gar nicht so wichtig ist, und wo die Scholz-Draisine steckt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34 vom 21. August 2020

Der Wochenrückblick
Die bleiche Schwarze
Warum bei Harris die Hautfarbe gar nicht so wichtig ist, und wo die Scholz-Draisine steckt
Hans Heckel

Das war eine Überraschung: Mit Kamala Harris bekämen die USA „ihre erste schwarze Vizepräsidentin“, jubeln deutsche Medien über die Nominierung der erfolgreichen Juristin für das Amt des stellvertretenden Staatschefs durch den Präsidentschaftskandidaten der Demokratischen Partei, Joe Biden. Harris ist also schwarz? An welcher Stelle denn? Gegen die blonde friesische Surflehrerin am Sylter Strand geht Mrs. Harris jedenfalls als ziemliches Bleichgesicht durch – sofern die Hautfarbe entscheidet.

Aber um Hautfarbe geht es offenbar gar nicht, da haben wir wieder falsch gelegen. Entscheidend ist die Herkunft. Die ist im Falle von Kamala Harris aber auch nicht ganz lupenrein. Gut, der Vater stammt von Jamaika, wo die Leute ja tatsächlich recht dunkelhäutig sind und in der Mehrzahl Wurzeln in Afrika haben. Die Mutter jedoch stammt aus Indien, und „Black Lives Matter“-Aktivisten haben Mahatma Gandhi eben erst vom Thron der Edlen gestoßen, weil auch er ein ganz übler Rassist gewesen sei. Wir sind also im Bilde, und Harris braucht gar nicht so zu tun.

Tut sie jedoch gleichwohl, indem sie ihren letzten Trumpf aus dem Ärmel zaubert, um den Titel einer rassistisch unterdrückten Schwarzen zu verteidigen. Dass sie überhaupt Karriere machen konnte, habe sie dem „Busing“-Programm an US-Schulen zu verdanken, sonst wäre sie demnach also in der Gosse gelandet. Oder höchstens am Tresen beim Drive-in.

„Busing“ bedeutet, dass Kinder nicht in die Schule ihres Stadtteils gehen sollen, sondern per Bus in entferntere Quartiere gekarrt werden. Da die ethnischen Gruppen der USA in ihrer Nachbarschaft vielerorts gern unter sich bleiben, entstehen Schülerschaften, die recht einseitig schwarz oder weiß ausfallen. Das schmälert angeblich die Bildungsaussichten der Schwarzen. Um die Chancen der schwarzen Kinder per Durchmischung mit weißen Mitschülern zu steigern, wurde „Busing“ erfunden. 

So konnte die kleine Kamala den bedrückenden Verhältnissen, der Armut und sozialen Deklassierung in ihrem unterprivilegierten Elternhaus zumindest für die Zeit der Schulstunden entkommen. Kamalas Vater hat es nämlich nicht weiter gebracht als bis zum Wirtschaftsprofessor, ihre Mutter musste sich als Krebsforscherin verdingen. Die Bildungschancen der möglichen nächsten US-Vizepräsidentin waren also von Anfang an entsprechend begrenzt. Erst recht, nachdem sich ihre Eltern scheiden ließen, als sie sieben war. Wie hoch können Unterhaltszahlungen schon ausfallen, wenn der Papa bloß Professor ist?

Mit diesem harten Los im Gepäck kann Harris nun losziehen und den arbeitslosen weißen Stahlarbeitern in den Holzhäuschen und Trailerparks von West Virginia erklären, wie sehr sie wegen ihrer hellen Hautfarbe privilegiert sind gegenüber schwarzen Akademikerkindern wie ihr. Die Leute werden zutiefst gerührt, ja beschämt, sein und ganz bestimmt nicht noch einmal diesen Trump wählen.

In Deutschland wählen wir ja erst nächstes Jahr wieder. Das hat die SPD bekanntlich nicht davon abgehalten, schon mehr als 13 Monate vor dem Urnengang ihren Kanzlerkandidaten zu benennen. Allerdings fehlt es dieses Mal ein wenig an der Begeisterung, die noch Anfang 2017 die Genossen durchzuckte, als sie mit einer Delegiertenmehrheit von 100 Prozent Martin Schulz auf den Schild hoben. Die Ernennung von Olaf Scholz fiel dagegen mit der schnöden Beiläufigkeit einer Aktennotiz vom Tisch.

Was war das dagegen für ein herrlicher Wirbel damals, als sich im Winter 2017 der „Schulz-Zug“ in Bewegung setzte und die geneigten Medien in Euphorie versetzte! Schwuppdiwupp schoss die SPD über 32 Prozent in den Umfragen und ließ sogar die Union hinter sich. Bei Scholz scheint sich dieser strahlende Start nicht einstellen zu wollen. Während der Schulz-Zug gleichsam aus dem Stand Höchstgeschwindigkeit aufnahm, hat die Scholz-Draisine noch nicht mal den Bahnhof verlassen. Magere zwei Prozentpunkte konnte die SPD nach der Nominierung des derzeitigen Finanzministers zurückholen und damit noch nicht einmal das Ergebnis erreichen, mit dem Schulz im September 2017 im Morast endete. Dabei ist es, Stand 18. August, bis jetzt geblieben.

Nun, andererseits hat das ja auch sein Gutes: Wer nicht von der Stelle kommt, kann wenigstens nicht entgleisen. Für uns, das Publikum, verspricht das allerdings keine sehr erbaulichen Aussichten. Sollen wir uns jetzt 13 Monate lang das fade Gekrebse eines Kanzlerkandidaten ansehen, der sich ohne Höhen und Tiefen durch die lange Ebene zur absehbaren Niederlage quält? Och nö!

Aber was soll man machen? Einfach nicht hingucken, schlage ich vor. Die Musik spielt sowieso woanders. Da ist einmal die Corona-Sache, die gerade ihrem zweiten Höhepunkt entgegengeschoben wird. Und im Schatten des Virus breitet sich eine linke Kulturrevolution im Lande aus, die es auf alles abgesehen hat, was Europa und den gesamten Okzident ausmacht. Wie zu Maos besten Zeiten in China soll auch hier alles Überlieferte verschwinden, inklusive der Demokratie, der Bürgerrechte, der Freiheit, Aufklärung, Emanzipation und des ganzen anderen weißen Schunds.

Natürlich sagen die Protagonisten das nicht offen. Vielmehr kleiden sie ihren Feldzug in die schönsten Vokabeln der Weltverbesserung. Derweil „reinigen“ sie unsere Sprache, um uns gefügig zu machen. Dabei geben sie sich große Mühe, die Wahrheit über ihr Treiben unter der Decke zu halten, denn wie bei Maos Kulturrevolution ist auch diesmal die Lüge die treibende Kraft.

So weist der Autor einer großen Sonntagszeitung den Vorwurf brüsk zurück, in Deutschland werde ein „Neusprech“ durchgedrückt, wie es George Orwell in „1984“ beschrieben hat. Dort wird die Sprache unausgesetzt „gereinigt“, um die Gedankenwelt der Menschen auf die Linie des Regimes zu zwingen. Wer denkt da dieser Tage nicht an die Firma Knorr, die ihre „Zigeunersoße“ umbenennen will aus Furcht, man könnte ihr Rassismus vorhalten?

Das könne man nicht vergleichen, so der Autor, denn Umbenennungen wie die des „Negerkönigs“ bei Pippi Langstrumpf oder des „Zigeunerschnitzels“ seien ja „ganz offen als Ergebnis von Diskussionen einer demokratischen Gesellschaft vollzogen“ und nicht wie in einer Diktatur einfach durchgezogen worden. 

Tatsächlich? Konnten Sie „ganz offen“ über den Negerkönig mitentscheiden? Nein? Kennen Sie jemanden, der an solchen Entschlüssen mitwirken durfte? Auch nicht? Macht nichts, denn wenn Ihnen dieses Glück der Teilhabe widerfahren wäre, hätte es auch nichts genützt. Solche Debatten laufen nämlich nach einem Muster ab, das mich an meinen linksradikalen Sozialkundelehrer erinnert. Der hat auch immer „ganz offen“ diskutiert, doch das Ergebnis der Diskussion stand von vorneherein fest. Wer nicht mitschwimmen wollte, der wurde eben nicht mehr drangenommen, so wie Sie und ich bei der Negerkönig-Debatte.