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28.08.20 / Einwanderung in die EU / Wieder verstärkt über Tunesien und Italien / Italien gilt nicht mehr als Corona-verseucht und Tunesiens Wirtschaft leidet unter den Corona-Folgen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35 vom 28. August 2020

Einwanderung in die EU
Wieder verstärkt über Tunesien und Italien
Italien gilt nicht mehr als Corona-verseucht und Tunesiens Wirtschaft leidet unter den Corona-Folgen
Bodo Bost

Hatte der starke Anstieg von Corona in Italien zu Beginn der Pandemie zu einem faktischen Stillstand der Immigration aus Afrika geführt, sorgen die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie jetzt für einen verstärkten Wiederanstieg der Immigrantenzahlen, allerdings aus einem Land, aus dem zeitweise nur mehr ganz wenige Immigranten gekommen waren.
Tunesien hatte in den letzten Jahren seine Wirtschaft stabilisiert und die illegale Schleuserkriminalität weitgehend in den Griff bekommen. Da Libyen infolge des mittlerweile schon fast zehn Jahre andauernden Bürgerkriegs immer mehr im Chaos versinkt, hatten sich Nordafrikaner dem großen Treck über die Balkanstraße angeschlossen, wenn sie in die Europäische Union wollten.

900 Euro kostet es übers Mittelmeer

Mittlerweile ist infolge der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie die Zahl der Migrationswilligen Richtung Europäische Union erheblich angewachsen und sie versuchen es wieder über Tunesien und Lampedusa. In der südtunesischen Hafenstadt Zarzis warten derzeit Hunderte Männer auf einen Platz auf einem der Boote. Auch Migranten aus dem benachbarten Libyen versuchen nun ihr Glück von Tunesien aus, auch weil dort die Küstenwache nicht so gut die Küsten kontrolliert wie in Libyen.

Von der tunesischen Halbinsel Kap Bon sind es nur rund 150 Kilometer bis zur EU. Lampedusa erlebt nach einigen Jahren Ruhe nun wieder einen Ansturm von Immigranten, was den Bürgermeister der Stadt zu einem Alarmruf veranlasst hat. Zwar erhalten Tunesier in Italien meist kein Asyl und müssen so schnell wie möglich auf eigene Kosten zurück in ihre Heimat fliegen, doch aufgrund der Überlastung in den Aufnahmelagern und bei der Registrierung gelingt es vielen, illegal im Land zu bleiben und weiterzuziehen.

Tunesien macht derzeit eine schwere Wirtschaftskrise durch. Die Tourismussaison fällt in diesem Jahr infolge Corona so gut wie aus, die Arbeitslosenquote ist sprunghaft angestiegen. Viele der arbeitslosen Mitarbeiter in der Hotelbranche zieht es nun bei ruhigem und warmem Wetter dorthin, von wo einst die Mehrheit der Touristen kam, in die Europäische Union. 900 Euro kostet ein Platz auf einem Boot nach Italien. Von manchen Schulen Tunesiens macht sich bis zur Hälfte der männlichen Jugendlichen auf nach Europa, die Mädchen müssen zu Hause bleiben, das gebietet die islamische Ehre.