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28.08.20 / Heimatkreisgemeinschaften

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35 vom 28. August 2020

Heimatkreisgemeinschaften

Allenstein-Land

Kreisvertreter: Andreas Galenski, Sauerbruchstraße 2, 42549 Velbert, Tel.: 02051 – 8 77 29, Kreisvertreter-Allenstein@t-online.de, www.allenstein-landkreis.de
Geschäftsstelle: Gemeindeverwaltung Hagen, Postfach 1209, 49170 Hagen. Tel.: 05401 - 977-0

Zum Tode von Bürgermeister Hubert Große Kracht
Am 7. August 2020 verstarb im Alter von 95 Jahren unser Ehrenmitglied und Ehrenbürgermeister der Gemeinde Hagen am Teutoburger Wald, Hubert Große Kracht, Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande und Inhaber des Ehrenzeichens der Landsmannschaft Ostpreußen e.V.
Jahrzehntelang hat er unermüdlich für die Kreisgemeinschaft Allenstein-Land und für die deutsch-polnische Völkerverständigung gewirkt.
Dabei ragen drei Ereignisse besonders heraus:
1. Im Jahre 1976 gab er als Bürgermeister von Hagen a.T.W. im Patenlandkreis Osnabrück der in der kreisfreien Stadt Osnabrück nach Aufgabe der Agnes-Miegel-Realschule des Landkreises heimatlos gewordenen ehemaligen Wartenburger Mittelschule, die seinerzeit das jährliche Kreisheimattreffen Allenstein-Land ausrichtete, mit der neuen Hagener Realschule ein neues Zuhause;
2. Hubert Große Kracht gelang es in der Mitgliederversammlung auf dem Heimatkreistreffen am 15. Oktober 1989 die vom Satzungsausschuss verabschiedete neue Vereinssatzung mit neuen kommunalen Normen wie Kreisausschuss und Kreistag in Kraft zu setzen;
3. Hubert Große Kracht wurde nach mehrmaligen Besuchen der einzigen Stadt im alten Landkreis Allenstein, in Wartenburg (Barczewo), zum Wegbereiter der bundesweit ersten Partnerschaft zwischen einer deutschen und einer polnischen Gemeinde, als es auf dem historischen Stadtfest „630 Jahre Wartenburg/Barczewo“ am 3. Juli 1994 in Wartenburg zum Abschluss des kommunalen Partnerschaftsvertrages der Städte Hagen a.T.W. und Barczewo (Wartenburg) zwischen dem anwesenden Bürgermeister Martin Frauenheim aus Hagen und mgr. Antoni Ropelewski kam.
Vereinbart wurden Kulturaustausch der beiden Nationen und Begegnungen von Schülern, Jugendlichen und Sportlern. Kurzentschlossen lud Große Kracht 25 Jugendliche auf Kosten des deutschen Roten Kreuzes zu einem Ferienaufenthalt in seiner Gemeinde ein. Diese Idee führte alsbald zum gegenseitigen jährlichen Schüleraustausch. – Darüber hinaus brachte sich Hubert Große Kracht wie ein Kreisvertreter in die deutsch – polnischen Beziehungen in unserer Heimat ein.
Zusammen mit dem Pressereferenten nahm er an der Einweihung der neuen Heimatstube der Wartenburger deutschen Minderheit im Sparkassengebäude gegenüber dem Rathaus und an der Einweihung der städtischen Feuerwehrhalle auf dem einstigen Viehmarkt teil, veranstaltete in Allenstein zusammen mit dem Ermländisch-Masurischen Landfrauenverein und dem deutschen Bauernverband deren Sitzungen und knüpfte Kontakte zum Polnischen Roten Kreuz und zum Bezirksverband der Feuerwehren.
Als großer Organisator schaffte er es in den 90er Jahren, einen ganzen Eisenbahnzug nur mit Bürgern aus Osnabrück Stadt und Land nach Allenstein auf die Schienen zu stellen und die Reisenden in den Hotelanlagen des ehemaligen Forstamtes von Lanskerofen  – bis kurz zuvor noch Sperrgebiet – unterzubringen.
Noch einmal trat Hubert Große Kracht in Erscheinung, als ihm auf dem Neujahrsempfang der Kreisgemeinschaft im Januar 2013 in Hagen a.T.W. der polnische Landrat des Landkreises Allenstein, Starosta Miroslaw Pampuch, die „Gläserne Meerjungfrau der Lyna (Alle)“ nebst Urkunde dafür verlieh und sich bedankte, weil es seine Idee war, dass sein Sohn als Leiter des Angela-Gymnasiums in Osnabrück, Oberstudiendirektor Karl Große Kracht, eine Schulpartnerschaft mit der Verbundschule in Hohenstein (Olsztynek) einging (diese weiterführende Schule besuchte einst der aus Westpreußen stammende, mit dem Nobelpreis 1901 ausgezeichnete und geadelte Mediziner Emil von Behring). Schon auf dem Kreisheimattreffen am 15.10.1991 in der Realschule in Hagen a.T.W. hatte ihm der damalige Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen e.V., Wilhelm v. Gottberg, in Würdigung seiner Leistungen, für die aus ihrer Heimat Vertriebenen das Ehrenzeichen der Landsmannschaft Ostpreußen verliehen.
Als Ehrenmitglied hat Hubert Große Kracht bis zu seinem 93. Lebensjahr an den Sitzungen des Kreisausschusses und des Kreistages der Kreisgemeinschaft Allenstein-Land teilgenommen und sich fördernd eingebracht. Mit seinem Tod verliert die Kreisgemeinschaft einen äußerst engagierten Förderer und zuverlässigen Freund. Sein ehrendes Andenken im Kreise der Allensteiner hüben wie drüben ist ihm gewiss.

Heimaturlaub
Kreisvertreter Andreas Galenski verbrachte seinen Sommerurlaub im Juli 2020 in seinem Heimatort Tolnicken im Kirchspiel Neu Kockendorf. In seiner Freizeit machte er dem Landrat (Starosta) im Kreishaus in Allenstein seine Aufwartung und stattete auch der deutschen Minderheit AGDM einen Besuch ab. Außerdem nahm er Kontakt mit dem in Allenstein lebenden Historiker Dr. Meindl auf, der vor Ort für das neue Buch „Der Landkreis Allenstein“ forscht.

Nächste Vorstandssitzung
Der Gesamtvorstand kommt am Samstag, dem 29.8. 2020 um 9.00 Uhr eine Stunde vor der Kreisversammlung im Großen Sitzungssaal des Rathauses Hagen a.T.W. zusammen. Die Sitzung ist anders als die Kreisversammlung nicht öffentlich.
Horst Tuguntke



Osterode

Kreisvertreter: Burghard Gieseler, Elritzenweg 35, 26127 Oldenburg, Telefon (0441) 6001736.

Geschäftsstelle: Postfach 1549, 37505 Osterode am Harz, Tel.: (05522) 919870. E-Mail: KGOeV@t-online.de; Sprechstunde: Mo. 14-17 Uhr, Do. 14–17 Uhr

Liebe Osteroder Ostpreußen, liebe Nachkommen der Osteroder Ostpreußen, liebe Freunde,
sicherlich warten Sie schon auf eine klare Aussage darüber, ob wir angesichts der Corona-Pandemie unser Jahrestreffen wie geplant am 2. und 3. Oktober in Lüneburg durchführen können. An der Tatsache, dass ich mich so spät an Sie wende, können Sie erkennen, dass wir die feste Absicht hatten, das Jahrestreffen unbedingt stattfinden zu lassen. Alle Vorbereitungen waren abgeschlossen: Das Programm stand, die Räumlichkeiten waren angemietet, die Hotelzimmer für unsere Gäste aus Ostpreußen waren reserviert.
Doch nun mussten wir uns angesichts steigender Infektionszahlen nochmals gründlich mit Medizinern beraten, die auf dem Gebiet der Epidemiologie ausgewiesene Experten sind. Deren eindeutiges Votum lautete, dass unter den gegebenen Umständen die Durchführung des Jahrestreffens nicht verantwortbar wäre. Deshalb sage ich hiermit – schweren Herzens – unser Jahrestreffen 2020 ab.

Auch wenn diese Nachricht vielleicht nicht überraschend kommt, so ist sie doch traurig. Denn unsere Treffen sind für viele von Ihnen die einzige Möglichkeit, lieb gewonnene Menschen aus der Kindheit, Schicksalsgefährten, wiederzusehen und sich mit Ihnen zusammen an die gemeinsame Heimat zu erinnern. Aus diesem Grund sind gerade für diejenigen, die in ihrem persönlichen Umfeld niemanden mehr haben, mit dem sie sich erinnern können, unsere Treffen so wichtig.
Die Absage unseres Jahrestreffens tut mir auch so leid für unsere Gäste aus Ostpreußen, besonders für die zwei fünfzehnjährigen Mädchen aus Hohenstein, die wir mit unserer Einladung nach Lüneburg für ausgezeichnete Deutschkenntnisse belohnen wollten. Auch ist es schmerzlich, dass Sie, liebe Landsleute, nun nicht den Festvortrag von Henriette Piper über ihr wunderbares Buch, das sie über das Leben ihres Großvaters geschrieben hat („Der letzte Pfarrer von Königsberg“), hören werden. Doch Frau Piper hat uns – worüber ich mich sehr freue –  fest zugesagt, dass sie ihren Vortrag auf dem Jahrestreffen 2021 nachholen wird.
Natürlich stelle ich mir auch voller Sorge die Frage, was das Virus aus unserer Gemeinschaft machen wird. Wie wird es sich auswirken, wenn unsere Mitglieder im Jahr 2020 auf keinem einzigen Treffen zusammenkommen können? Werden die fehlenden Begegnungen dazu führen, dass wir uns fremd werden, dass dadurch die Kreisgemeinschaft ihren inneren Zusammenhalt verlieren und schließlich auseinanderbrechen wird?
Nein! Ganz sicher nicht! Wir haben schon viel überstanden. Wir werden auch das miteinander überstehen! Wir Ostpreußen lassen uns nicht von einem Virus unterkriegen. Denn wir sind aus ganz besonderem Schrot und Korn und das, was uns verbindet, ist mehr als irgendein verzichtbares Hobby. Es ist das gemeinsame Schicksal. Es ist – Ostpreußen!
Ich grüße Sie in heimatlicher Verbundenheit
Ihr
Burghard Gieseler


Sensburg

Kreisvertreterin: Gudrun Froemer, In der Dellen 8a, 51399 Burscheid, Telefon (02174) 768799.
Alle Post an: Geschäftsstelle Kreisgemeinschaft Sensburg e.V., Stadtverwaltung Remscheid, 42849 Remscheid, Telefon (02191) 163718, Fax (02191) 163117,
E-Mail: info@kreisgemeinschaft sensburg.de, Internet: www.kreis gemeinschaftsensburg.de

Bruderhilfe unter ungewöhnlichen Umständen 
In diesem Jahr war alles anders, als wir das aus früheren Jahren kannten. Die Anspannung begann bereits bei der Vorbereitung. Unsere bisherigen Termine für die Auszahlung der Bruderhilfe lagen stets in der ersten Junihälfte eines jeden Jahres. Warum also sollten wir den Zeitpunkt ändern? Der Termin stand fest. Doch dann kamen unerwartet die Meldungen über die  Ausbreitung der Corona-Pandemie. Alle Überlegungen, die unser Team anstellte, waren gleich Null.
Es gab keine Option, die uns einer Lösung nahe brachte. Die Grenze, die gen Heimat zu überqueren ist, kannte seit vielen Jahren keinen einschränkenden Charakter mehr. Und plötzlich war sie geschlossen.  Ratlosigkeit machte sich breit.  In der sich über Wochen ausbreitenden Ungewissheit erahnte man nach und nach einen Hoffnungsschimmer, der endlich die Wende brachte. Der Weg für eine Reise war frei. Es folgten keine langen Diskussionen. Obwohl die Sekretärin der Geschäftsstelle unserer Kreisgemeinschaft krankheitshalber ihren Dienst über einen längeren Zeitraum nicht ausüben konnte, wurden die Anschreiben an die Empfänger der Bruderhilfe anderweitig gefertigt und per Post verschickt.  Zuvor waren die Termine mit den Auszahlungsstellen vereinbart worden.

Natürlich war uns bewusst: Die Pandemie, vor deren Virus es gilt, sich zu schützen, wo Menschen sich nahe kommen,  ist auch in Sensburg präsent. Die Einhaltung der Vorsichtsmaßnahmen wurde stets telefonisch im Einzelnen besprochen. Aber auch  die Überlegung, die Auszahlung doch noch abzusagen, war weiterhin ein Thema. Bedingt durch verschiedene Hindernisse hatte Gerhard Zielinski, Mitglied des Kreisausschusses, der stets bei den Auszahlungen dabei war, diesmal kurzfristig eine Absage erteilen müssen. Der Reisetermin nahte heran, und es musste eine Entscheidung getroffen werden. Schließlich machte sich der Heimatbeauftragte, Manfred Buchholz, allein auf den Weg nach Sensburg, wo er sein Quartier im „Hotel Huszcza“ bezog.  
Zur selben Zeit hielt sich der Landsmann Arno Kowalewski, aus ehemals Langewiesen/Kreis Lötzen, besuchshalber in der „Pension Christel“ in Zondern auf. Durch seine unzähligen Fahrten nach Sensburg und Umgebung kennt er sehr viele der dort verbliebenen Deutschstämmigen. Ohne groß zu überlegen, sprang er sofort helfend ein und war an allen Orten bei der Auszahlung dabei. Seine Aufgabe bestand darin, die Leute zu empfangen und für eine gewisse Ordnung zu sorgen, vor allem, dass die Regeln betreffs der Corona-Pandemie an Ort und Stelle eingehalten wurden.

In Sensburg erwarteten wir unsere Landsleute aus der Stadt Sensburg, aus Sensburg Land und von den Regionen Seehesten und Weißenburg an zwei aufeinanderfolgenden Tagen in dem ihnen vertrauten „Hotel Huszcza“. Im großen Speiseraum, der uns von der Hotelleitung freundlicherweise zur Verfügung stand, war es kein Problem, den gebotenen Abstand zu halten. Aber auch diese Distanz wirkte sich für Gespräche immer noch recht günstig aus. Der Ablauf der Auszahlung war nicht völlig frei von Zwischenfällen, verlief jedoch bedeutend stressfreier, als wir dies zuvor erwarteten.
In Nikolaiken hatten wir Zutritt zum Pfarrgelände, wo wir in der Nähe des Sees  in einem überdachten  Unterstand die Auszahlung verrichten konnten. Pfarrer Juroszek bemühte sich, uns hilfreich zur Seite zu stehen. Ähnliche Verhältnisse bot uns das Pfarramt Sorquitten. Bei herrlichem Sonnenschein fand die Begegnung mit „meinen Sorquitter Landsleuten“ auf dem Pfarrhof statt. An einem langen rustikalen Holztisch spielten sich  die Gespräche und die Überreichung des Geldes ab. Günstig wirkte sich aus, dass einige der Truppe gleich zu Beginn  anwesend waren, was die Unterhaltung recht lebendig machte.

Insgesamt war es möglich, die Bruderhilfe an allen Stellen an die fast hundertprozentig Erschienenen weiterzugeben. Wer aus Altersgründen oder sonstigen Belangen persönlich nicht anwesend sein konnte, für den erschien eine vertraute Person, versehen mit einer Vollmacht, die im Anschreiben als Formular zugegangen war.
An allen Auszahlungsorten ist die „Bruderhilfe“ dankbar angenommen worden. Den Betrag, der für 2020 von der Landsmannschaft Ostpreußen für diese Aktion zur Verfügung stand, hat die Kreisgemeinschaft Sensburg um drei Viertel aus eigenen Mitteln  aufstocken können. Es war der höchste Betrag, der jemals  bei der „Bruderhilfe“ an unsere Landsleute im Kreis Sensburg  ausgezahlt wurde. Diese Maßnahme begrüßten unsere sich zum Deutschtum bekennenden Landsleute, gerade  in Corona-Zeiten, ganz besonders wohlwollend. Dass wir ein wenig großzügiger verfahren konnten, verdanken wir vielen unserer Sensburger, die mit ihren Spenden dazu beigetragen haben. Gleichzeitig setzten sie damit ein Zeichen, dass die Heimat und die in ihr verbliebenen Ostpreußen nicht vergessen sind.
Manfred Buchholz