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28.08.20 / Östlich von Oder und NeißE / 30 Jahre Provinzialität / Die breite Palette deutschsprachiger Printmedien in der Republik Polen existiert ohne einen echten Leuchtturm

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35 vom 28. August 2020

Östlich von Oder und NeißE
30 Jahre Provinzialität
Die breite Palette deutschsprachiger Printmedien in der Republik Polen existiert ohne einen echten Leuchtturm
Edmund Pander

Die Internationale Medienhilfe (IMH) aus Berlin hat jüngst darauf hingewiesen, dass sich in diesem Jahr der Beginn der Herausgabe der ersten freien Zeitung der Deutschen Minderheit in der Republik Polen zum 30. Mal jährt. Das unabhängige Netzwerk ist in seiner Unterstützung deutscher Auslandsmedien jedoch dadurch benachteiligt, dass die lukrativen Aufträge für die regierungsamtliche bundesdeutsche Kulturarbeit im Ausland geradezu gewohnheitsmäßig stets an das Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) in Stuttgart vergeben werden.
Nachdem Mitte der 80er Jahre noch im Untergrund erste Bemühungen gescheitert waren, eine Zeitung für die Deutschen in der Republik Polen zu begründen, ermöglichte die gemeinsame deutsch-polnische Erklärung vom 14. November 1989 zumindest erst einmal den Bezug deutscher Presseerzeugnisse durch Angehörige der deutschen Volksgruppe. Der Nachbarschaftsvertrag vom 17. Juni 1991 garantierte zudem den gleichberechtigten Zugang zu Funk und Fernsehen. Die nun mögliche Nachfrage nach deutschsprachigen Presseerzeugnissen östlich von Oder und Neiße konnten aufgrund der Ballung der Deutschen am Oberlauf der Oder zunächst die von der Landsmannschaft Schlesien herausgegebenen „Schlesischen Nachrichten“ bedienen. Als erste zweisprachige Zweiwochenschrift in den polnischen Vertreibungsgebieten folgten die „Oberschlesischen Nachrichten“ („ON“) als bescheidene Beilage des gewendeten einstigen Staatsorgans in der Woiwodschaft Oppeln, der „Trybuna Opolska“, am 20. April 1990. Der groteske Vorwurf polnischer Nationalisten, die Ersterscheinung an Adolf Hitlers Geburtstag sei kein Zufall gewesen, wurde noch nach Jahren seitens polnischer Nationalisten kolportiert. Der Umstand, dass die Beilage quasi unter Kontrolle der Nomenklatura lanciert wurde, belegt die Bemühungen der Staatsmacht, die nun anerkannte Minderheit in Abhängigkeit zu halten.

Kritik polnischer Nationalisten

Im April 1991 erschien der Titel dann im Schoße der Organisation der Deutschen Minderheit umbenannt als „Oberschlesische Zeitung“ („OZ“). Seit Februar 1995 lautete der Name „Schlesisches Wochenblatt“, was später zu „Wochenblatt.pl“ verkürzt wurde. Während damit auch Minderheitsverbände in Ost- und Westpreußen und Diasporagruppen im ganzen Land verstärkt mitgenommen werden sollten, hat sich bis heute die erdrückende Dominanz der Westoberschlesier in den Medienstrukturen der registrierten deutschen Volksgruppe gehalten, denn schon der ostoberschlesische Verband der Woiwodschaft Schlesien mit Großstädten wie Kattowitz, Beuthen oder Gleiwitz, der seinen Sitz in Ratibor hat, spielt in der Berichterstattung traditionell eine gegenüber Oppeln untergeordnete Rolle. Geblieben ist auch die Abhängigkeit vom Tropf bundesdeutscher Förderung, die über das ifa läuft und somit eine latente Kontrolle garantiert.
Wohl auch vor diesen Hintergründen hat die Internationale Medienhilfe in den letzten Jahrzehnten eher versucht, mit Unterstützungsarbeit außerhalb von Oppeln anzudocken. In der ehemaligen Kattowitzer Woiwodschaft erschien 1992/93, herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft Versöhnung und Zukunft, die Beilage „Auf schlesischer Erde/Na slaskiej ziemi“ innerhalb der Zeitung „Zycie Katowic“ – quasi eine Übertragung der Oppelner Nischenidee auf die örtlichen Verhältnisse. Bedingt durch die zentrale bundesdeutsche Unterstützung des „Wochenblatts“ aus Oppeln blieb aber auch das Kattowitzer Nachfolgeblatt „Hoffnung“ am Rande der Aufmerksamkeit und existiert wie andere Blätter als quasi nur sehr regionales oder gar lokales Angebot.
Andere, teils am Fördertopf hängende Publikationen, bedienen Sonderinteressen, wobei die bundesdeutsche Seite gerne Jugendmagazine unterstützt. Die Folge sind dabei oft über entsandte bundesdeutsche Unterstützer Berichterstattungen über Minderheiten bundesdeutschen Verständnisses, so etwa Rapper, die sich gegen Rassismus in Berlin wehren. Tragisch ist bis heute, dass auch 30 Jahre nach der „Wende“ bislang kein großes deutsches Periodikum existiert, das zum Beispiel unter zugewanderten Deutschen gelesen wird und nicht im Sud der Minderheit schmort. Somit muss man leider auch 30 Jahre Provinzialität feiern.