19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
04.09.20 / Kolumne / Der erfundene Sturm

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36 vom 04. September 2020

Kolumne
Der erfundene Sturm
Vera Lengsfeld

Seit letztem Sonnabend rauscht, nein stürmt es im Medienwald. Grund ist, dass am Rande der Freiheitsdemonstration, auf der sich Zehntausende Menschen für ihre grundgesetzlichen Rechte eingesetzt haben, eine kleine Gruppe von nach Polizeiangaben 300 Personen die Treppen am Reichstagsgebäude bestiegen hat. Warum die Absperrung nicht gesichert war und überhaupt nur drei Polizisten postiert waren, wo wenige Stunden zuvor am Brandenburger Tor Hunderte Beamte zeitweilig den Demonstranten den Zugang zur Straße des 17. Juni versperrten, bleibt auch nach der Sondersitzung im Abgeordnetenhaus vom Montag unbeantwortet. 

Sieht man sich die politischen und medialen Reaktionen an, wächst der Eindruck, dass die Begehung der Reichstagstreppe um des Framings willen hätte erfunden werden müssen. Glücklicherweise kann man sich auf YouTube Videos ansehen und sich ein Bild machen. Ich sehe eine ziemlich bunte Menschenmenge, unterschiedliche Fahnen, auch Reichsflaggen. Letztere werden als ziemlich einziger „Beweis“ angeführt, dass es sich um eine Aktion von Rechtsradikalen gehandelt habe, die einen „Angriff“ auf die „Herzkammer der Demokratie“ verübt hätten. 

Warum diese gefährlichen Rechtsradikalen ihren angeblichen Angriff dann vor drei Polizisten gestoppt und sich mit Jubelschreien begnügt haben, wäre eine Untersuchung wert. Tatsache ist, dass die Rechtsradikalen auch unter diesen 300 Menschen eine kleine Minderheit waren und dass weder der Reichstag gestürmt noch die Treppe an einer einzigen Stelle beschädigt worden ist. Die angeblichen Erstürmer zogen sich widerstandslos vor dem Gewedel der Schlagstöcke zurück. Hört und liest man aber die Reaktionen von Politikern und Journalisten, bekommt man den Eindruck, es hätten sich mindestens die Szenen abgespielt, die man von linksradikalen Ausschreitungen gewohnt ist. Es gab aber weder Böller, Buttersäureattacken, Flaschen- oder Steinwürfe, noch brennende Barrikaden oder gar Polizeiwagen. Die Gewalt ging diesmal eindeutig von der Staatsmacht aus.