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04.09.20 / Putsch in Mali / Siegeszug der Fundamentalisten / Der politische Islam stürzt in Mali die Regierung – Putschisten von deutschen Militärberatern ausgebildet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36 vom 04. September 2020

Putsch in Mali
Siegeszug der Fundamentalisten
Der politische Islam stürzt in Mali die Regierung – Putschisten von deutschen Militärberatern ausgebildet
Bodo Bost

Ausgerechnet Offiziere, die von französischen und deutschen Militärberatern ausgebildet worden waren, haben in Mali den Präsidenten Ibrahim Boubacar Keita und Premier Boubou Cissé gestürzt. Vorausgegangen waren wochenlange Proteste unter Leitung von Imam Mahmoud Dicko, der sich zum Führer der Opposition und mächtigsten Gegenspieler der etablierten Parteien aufgeschwungen hat. 

Neben der durch Corona verschärften Sicherheitskrise im Norden des Landes, erlebt Mali jetzt eine sich verschärfende politische Krise im Zentrum des Landes. Keitas Fehler war, dass er in sieben Amtsjahren die Sicherheitslage in seinem Land nicht stabilisieren konnte. Der inzwischen zurückgetretene Präsident wollte das Land mit Diplomatie befrieden. Dabei hatte er Imam Dicko, der selbst aus Timbuktu, der Hauptstadt des radikalislamischen Nordens stammt, mit den Verhandlungen mit den Dschihadisten beauftragt.

Aber anstatt Frieden zu bringen, hat Dicko jetzt seinen Präsidenten weggeputscht. Vom Norden aus hat sich die Rebellion 2019 nach Süden verbreitet und das muslimische Volk der Fulbe erfasst, die unter Anleitung von Imam Dicko das animistisch/christliche Volk der Dogon ins Visier genommen haben. 

UN-Friedenstruppe schaut zu

Dicko führt seit Jahren nicht etwa einen Feldzug gegen den islamischen Terror, sondern gegen die angebliche „Verwestlichung“ seiner Heimat. Er schreibt den Niedergang Malis dem Ausverkauf muslimischer Traditionen zu. Bereits vor Jahren kämpfte Dicko, der sich jetzt gerne als Reformer gibt, erfolgreich gegen die Gleichstellung der Frauen und gegen die Einführung der Sexualkunde als Schulfach und gegen ein Schulbuch, das Homosexualität als Thema behandelte.

Während des Studiums in Saudi-Arabien hatte Dicko den politischen Wahhabismus und seine Ideologie, den Salafismus, kennengelernt. Jetzt predigt er eine malische Variante des Salafismus, ohne zu sagen, was das in dem Land heißt, wo eine große Mehrheit der Muslime Anhänger des sufischen, mystischen Islams sind.

Manchmal bezeichnet er den türkischen Präsidenten Erdogan als sein Vorbild, manchmal die Muslimbruderschaft. Ebenso, wie die im Norden Malis operierenden Extremisten, die Dicko aus seinen fundamentalistischen Koranschulen kennt, die ihre Treue entweder al-Kaida oder dem Islamischen Staat geschworen haben, lehnt Dicko den malischen Sufismus und die Heiligenverehrung ab. 

Imam Dicko will die im Land agierenden französischen und deutschen Soldaten so schnell wie möglich nach Hause schicken, wohlwissend, dass dann seine Glaubensbrüder aus dem Norden die Macht im Lande übernehmen werden. Die Bundeswehr hat in Mali bis zu 1100 Soldaten als Teil der UN-geführten Mission MINUSMA stationiert. Das Mandat wurde gerade vom Bundestag verlängert. Die unter der Federführung Frankreichs begonnene Mission war zur Stabilisierung Malis gegen den Dschihadismus gedacht, der kurz davorstand, militärisch die Macht zu erobern. Jetzt strebt der Salafismus mit Imam Dicko danach, die politische Macht zu übernehmen.