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04.09.20 / Porträt / Mit allen Wassern gewaschen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36 vom 04. September 2020

Porträt
Mit allen Wassern gewaschen
H. Tews

Alle Welt drückt ihre Entrüstung darüber aus, dass bei der Corona-Demonstration einige Protestanten mit Reichsflagge vor den Eingang des Reichstages in Belin gelangen konnten. Aber keiner entrüstet sich über Andreas Geisel. Dabei ist nicht auszuschließen, dass der Berliner Innensenator wegen seiner Verbotslinie eine Mitschuld an der Eskalation trägt.

Unter dem scheinheiligen Vorwand, dass mit Verstößen gegen die geltende Infektionsschutzverordnung zu rechnen sei, hatte der 54-jährige SPD-Politiker die angemeldete Demonstration (siehe Seite 1) verboten. Den eigentlichen Grund verriet er später: Er wolle nicht hinnehmen, dass Berlin „als Bühne für Corona-Leugner, der Reichsbürgerbewegung und Rechtsextremisten missbraucht wird“.

Als dann der Verbotsbeschluss gerichtlich aufgehoben wurde, ließ sich Geisel mit der Niederlage nicht abfinden. Die dann stattgefundene Demonstration löste seine Polizei eilfertig vorzeitig auf.

Das muss die Volksseele zum Kochen bringen. Schnell wurden ihm SED-Methoden vorgeworfen, aber wohl nur deshalb, weil der in Ost-Berlin als Sohn eines Post-Funktionärs aufgewachsene Geisel mit knapp 18 Jahren in die SED eintrat. Fünf Jahre später, nach dem Tian’anmen-Massaker in Peking, trat er aus der Partei wieder aus. Im Frühjahr 1989, einer Zeit politischer Veränderungen, bot sich das an. 

So startete der gelernte Fernmeldetechniker der Post, der nach der friedlichen Revolution Betriebswirtschaftslehre studierte, eine Karriere in der SPD. Zunächst als Berliner Kommunalpolitiker, und – nachdem er 2009 mit einer Kandidatur für den Bundestag gescheitert war – als Bausenator von 2014 bis 2016 sowie seitdem als Innensenator. Mit seinem Landes-Antidiskriminierungsgesetz, das Menschen anderer Herkunft schützen soll, grätschte er seiner Polizei zuletzt noch gehörig in die Beine.