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04.09.20 / Blohm & Voss BV 222 / Die „Wiking“ sollte Adolf Hitler retten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36 vom 04. September 2020

Blohm & Voss BV 222
Die „Wiking“ sollte Adolf Hitler retten
Friedrich List

Die späten 1930er Jahre waren die große Zeit der Flugboote. Speziell große Exemplare mit großer Reichweite galten als das Mittel der Wahl für den transozeanischen Luftverkehr. Den deutschen Beitrag zu dieser Typenfamilie bildete die Blohm & Voß BV 222 „Wiking“. Vor 80 Jahren, am 7. September 1940, stieg sie von Hamburg-Finkenwerder aus zu ihrem Erstflug auf. 

Die Lufthansa hatte das später „Wiking“ genannte Flugboot 1937 für ihre Transatlantikstrecken in Auftrag gegeben. Aber letztendlich trug nur der erste Prototyp für kurze Zeit zivile Kennzeichen. Er wurde noch als Zivilmaschine für 16 Passagiere fertiggestellt, aber nach kurzer Zeit von der Luftwaffe als Transporter übernommen. In dieser Rolle konnten die Boote entweder bis zu 92 Soldaten oder eine gewichtsmäßig vergleichbare Frachtmenge transportieren. 

Das von Richard Vogt konstruierte Flugboot war 37 Meter lang und hatte eine Spannweite von 46 Metern. Angetrieben wurde es zunächst von sechs BMW-Bramo-323-Motoren zu je 1000 PS Leistung. Später gebaute Maschinen flogen mit sechs etwa gleichstarken Jumo-207-Dieselmotoren. Insgesamt produzierte Blohm & Voß 13 Flugzeuge in drei verschiedenen Versionen. 

Die Luftwaffe nutzte die behäbigen Riesen als Transporter und als Fernaufklärer. Ab 1941 flogen die Maschinen bei einer eigens aufgestellten Transportstaffel Versorgungseinsätze in Nordnorwegen und im Mittelmeerraum. Eine zweite Staffel nutzte Flugboote für lange Aufklärungsflüge über dem Atlantik. Im Laufe des Krieges erhielten die Maschinen eine immer stärkere Abwehrbewaffnung, die als Aufklärer fliegenden Flugboote außerdem Radar. 

Im Juli 1944 flog eine BV 222 Ersatzteile für eine auf Grönland gelandete Focke Wulf 200 auf die eisige Insel. Die FW 200 hatte die Besatzung einer Wetterstation abholen sollen, war aber bei der Landung beschädigt worden. Mit den Ersatzteilen gelang die Reparatur, und die FW 200 konnte die Stationsbesatzung nach Norwegen ausfliegen. 

In den letzten beiden Kriegsjahren gehörten die Flugboote zum Spezial-Geschwader KG 200, mit dem die Luftwaffe geheime Operationen durchführte. Bei Kriegsende standen in Norwegen zwei Maschinen bereit, um Adolf Hitler über Grönland nach Japan auszufliegen. Dabei hätte wohl ein Flugboot zusätzlichen Treibstoff laden müssen, um die zweiten Maschine Japan erreichen zu lassen. Denn die Reichweite von 6000 Kilometern alleine hätte für die Strecke nicht ausgereicht. Den Befehl hätte Hitlers Chefpilot Hans Baur übernehmen sollen. 

Von den 13 gebauten Maschinen überlebten nur wenige den Krieg. Eine wurde in Großbritannien erprobt, eine zweite in den USA.