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04.09.20 / Einst Bedeutende Klosterkirche / Vergessenes Zisterzienserinnenkloster auf Usedom

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36 vom 04. September 2020

Einst Bedeutende Klosterkirche
Vergessenes Zisterzienserinnenkloster auf Usedom

Die Sonneninsel Usedom in Vorpommern, die auch als Badewanne Berlins bezeichnet wird, hat außer den berühmten Kaiserbädern mit ihrer inzwischen restaurierten Bäderarchitektur und den breiten Sandstränden auch noch andere bauliche sowie landschaftliche Besonderheiten aufzuweisen. Zu dieser Palette gehört auch die ehemalige Klosterkirche in Krummin am Krumminer Wieck. 

Sie ist das einzige Zeugnis für die Kloster-Vergangenheit auf der Insel Usedom und besaß früher eine reiche Ausstattung, die inzwischen verloren ging oder teilweise zum jetzigen Bestand von Museen gehört. Die ehemalige Klosterkirche und heutige Dorfkirche hat eine interessante Geschichte und ist in ihren Anfängen eng mit dem Wirken der Greifenfamilie verbunden.

Nach dem Tod von Herzog Barnim I. übernahm dessen ältester Sohn Bogislaw IV. für längere Zeit allein während der Minderjährigkeit seiner jüngeren Halbbrüder die Regierung über das ungeteilte Herzogtum Pommern. Doch Barnim II. und Otto I., die Brüder, wollten bald auch ihren Teil von der Macht. So kam es vor 725 Jahren zur folgenschweren Teilung des Landes. Am 12. Juli 1295 wurde der Teilungsvertrag unterschrieben. Fortan regierte Herzog Bogislaw IV. nur noch über das Teilherzogtum von Pommern- Wolgast. 

Zu diesem Landesteil gehörte auch das Land Bukow mit dem Gnitz auf Usedom. Das ist eine Halbinsel zwischen dem Peenestrom, dem Krumminer Wiek und dem Achterwasser. Diesen Landzipfel schenkte der Herzog dann seiner damals zehnjährigen Tochter Jutta beim Eintritt in das Kloster Wollin mit der Auflage, hier ein Tochterkloster der Zisterzienserinnen von Wollin zu gründen, das dann die Pommernprinzessin als Äbtissin leiten sollte. Diese Entscheidung von Bogislaw IV. hatte für Usedom, Wollin und Prinzessin Jutta weitreichende Folgen. 

Frühe Besiedelung des Landes

Das Kloster Krummin bestand einige Jahrhunderte lang, verfiel allerdings nach der Säkularisierung im Gefolge der Reformation und ist heute nur noch mit der ehemaligen Klosterkirche erhalten. Die anderen Bauten sind verschwunden. 

Der Gnist auf Usedom ist von drei Seiten von Wasser umgeben und hat nur nach Norden in Richtung Zinnowitz einen Landzugang. Der Zugang von der Landseite wurde durch den Strumminer See erschwert. Diese besondere Lage sorgte für eine frühe Besiedlung. Archäologische Funde bis hin zu einem erhaltenen Großsteingrab aus dem Neolithikum belegen eine Besiedlung lange vor 1700 v. Chr. Die frühdeutsche Inbesitznahme ist durch die Überreste der Turmhügelburg bei Neuendorf aus der Zeit um 1230 nachgewiesen. Dazu entwickelte sich Netzelkow als Gutsort. Der Strumminer See gedieh durch Verlandung im Lauf der Jahrhunderte zu einem bewaldeten Moorgebiet.  

Das Mutterkloster war Wollin

Ab 1300 entstand dann in Krummin, das dem Krumminer Wieck den Namen gab, das Tochterkloster. Es entwickelte sich schnell, bekam zusätzliche Schenkungen und erlangte bald eine größere Bedeutung als das Mutterkloster Wollin. Das hatte die Loslösung vom Mutterkloster zur Folge. Regen Anteil an dieser eigenständigen Erfolgsentwicklung hatte die Gräfin Jutta, die als Äbtissin den Aufstieg leitete. Sie nutzte ihre Herkunft und die damit verbundenen Verbindungen für die Besitzerweiterung, sorgte für den Ausbau der schon vorhandenen kleinen Dorfkirche, die den Namen des Heiligen Michael trägt, zur Klosterkirche und war bis 1336 als Äbtissin tätig. 

Der Ausbau des dreijochigen Saalbaus vollzog sich mit Feldsteinen und Ziegeln, die vom Festland angeliefert wurden. Der Klosterbesitz reichte bis zum heutigen Zinnowitz, wurde durch Streubesitz auf dem Festland ergänzt und umfasste auch Besitzungen bei Wolgast. 

Das Kloster Krummin war neben dem Mönchskloster Pudagla das zweite maßgebliche Kloster auf Usedom, diente vor allem der standesgemäßen Versorgung für die unverheirateten Töchter des Landadels Pommerns und erlebte im Gefolge der Reformation eine entscheidende Zäsur. Nach einer Visitation nach den Grundsätzen des pommerschen Reformators Johannes Bugenhagen begann der Niedergang des Klosters. Die Versorgungsanstalt für Adelsdamen geriet im Wirbel des Dreißigjährigen Krieges endgültig unter die Räder. Die Klausurgebäude wurden abgerissen. Allein die Klosterkirche überstand die Zeitenwechsel als Dorfkirche. Ab 1846 war Krummin ein preußisches Rittergut und im Besitz von Heinrich von Corswandt, der auch das Patronat über die Kirche hatte und für eine weitgehende Sanierung des Baus und eine Ergänzung der Ausstattung sorgte. 

Ein Besuch lohnt

Das Wappen der Familie von Corswandt befindet sich bis heute im Mittelteil der Patronatsloge. Abgesehen vom Krumminer Kelch von 1500, der jetzt als Leihgabe im Pommerschen Landesmuseum in Greifswald steht, blieben in der jetzigen Dorfkirche ein interessantes Kruzifix aus der Stralsunder Werkstatt um 1500 und auch die wertvolle Orgel des berühmten Stettiner Orgelbauers Barnim Grüneberg erhalten. Die Krumminer Kirche gehört inzwischen zur ev. Kirchgemeinde Krummin-Karlshagen-Zinnowitz im Pommerschen Kirchenkreis und lohnt auch für Touristen einen Ausflug in die Klostergeschichte von Krummin. Martin Stolzenau

In dem kleinen Inselkirchen-Führer konnte man lesen: Wir laden Sie herzlich ein, in ihrem Urlaub nicht nur das Meer und die Bäderarchitektur zu genießen, sondern auch die schönen Kirchen unserer Insel zu entdecken. Erleben Sie dort einen Moment der Stille, der Besinnung und des Gebets! Unsere Kirchengebäude erzählen von acht Jahrhunderten Christentum hier auf der Insel.