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04.09.20 / Mini-Konzerthaus / Mein lieber Schall / Wiedereröffnung eines kulturhistorischen Kleinods – Das sanierte Schallhaus in Rudolstadt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36 vom 04. September 2020

Mini-Konzerthaus
Mein lieber Schall
Wiedereröffnung eines kulturhistorischen Kleinods – Das sanierte Schallhaus in Rudolstadt
Martin Stolzenau

Seit 1993 gibt es auf Initiative der Deutschen Stiftung Denkmalschutz immer am zweiten Sonntag im September den Tag des offenen Denkmals, der inzwischen bundesweit begangen wird und Bauten unter Denkmalschutz für die Öffentlichkeit zugänglich macht. Doch schon eine Woche vorher, am 5. September, wird das historische Schallhaus in Rudolstadt nach umfassender Restaurierung für Besucher wiedereröffnet. 

Dieser Bau ist ein architektonisches und musikhistorisches Kleinod von nationaler Bedeutung mit einer rund 350-jährigen wechselvollen Geschichte und unterschiedlicher Nutzung. Das reichte vom luxuriösen Gartenpavillon über die Verwendung als Konzertgebäude für die Hofgesellschaft bis zum Missbrauch als Schafstall. Nun erstrahlt das Schallhaus im alten Glanz, gilt jetzt als deutsche Besonderheit und erwartet die neuerliche Nutzung als Musikpavillon mit einem besonderen Klangerlebnis.

Das Gebäude liegt im Anlagekomplex von Schloss Heidecksburg, der einstigen Residenz der Fürsten von Schwarzburg- Rudolstadt, und wurde im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts auf der unteren der drei Schlossterrassen erbaut. Zunächst entstand ein Gartenpavillon in oktogonaler Form, dessen Fassade durch Pilaster in korinthischer Ordnung auffällt und im Inneren über eine umlaufende Empore verfügt. 

Aus dem Lusthaus im Garten wurde im 18. Jahrhundert mit kleineren Umbauten ein Musikpavillon, in dem Teile der Hofkapelle während der Sommermonate für die Hofgesellschaft Konzerte geben. Die Empore gedieh zum Podium für die Musiker. Der Kuppelraum über der Empore mit seiner gewölbten Schale bewährte sich als Schallzone und sorgte für eine spezielle Akustik, welche die Konzerte für die Zuhörer im Raum zu ebener Erde zum Hörerlebnis machten.

Doch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verlor der Musikpavillon mit dem sich verändernden Musikgeschmack an Bedeutung. Im 20. Jahrhundert wurde er zunächst als Abstellraum und dann in der DDR sogar als Schafstall missbraucht. Das alles führte zu Verfallserscheinungen, die nach 1989 Sofortmaßnahmen erforderlich machten. 

Das begann mit der Erneuerung des Dachs und der Vorbereitung weiterer Schritte durch das Zusammenwirken mehrerer Partner. Die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten sowie der ehrenamtliche Verein Schallhaus fanden schließlich mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz einen potenten Helfer. Diese gedieh zum Motor des Projekts, steuerte mit einem großzügigen Geldgeber einen Großteil der benötigten Mittel bei und nahm auch fachlich Einfluss auf die Restaurierung. „Was man retten kann, soll man auch retten!“, hieß es damals. So konnten die Fassade und der Innenraum mit viel Liebe für das Detail mehrheitlich originalgetreu saniert werden. 

Im Frühjahr waren die Sanierungsarbeiten weitgehend abgeschlossen. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 610.000 Euro. Die wiederhergestellte Konzert-Einmaligkeit sollte mit einem Konzert standesgemäß eröffnet werden. Die regionale Presse und der Mitteldeutsche Rundfunk berichteten darüber. Doch der Corona-Lockdown ließ auch dieses Vorhaben wie eine Seifenblase platzen. Mit dem Rückgang der Covid-19-Krankheitsfälle keimte dann Hoffnung für das Schallhaus auf.

Nun ist der 5. September als Wiedereröffnungstermin mit Publikum geplant. Für Musikfreunde aus nah und fern ist das ein zusätzlicher Anziehungspunkt. Man darf gespannt sein, mit welcher Akustik das restaurierte Mini-Konzerthaus jetzt aufwartet.