26.04.2024

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04.09.20 / Corona-Hostie / Brot und Wein in einem Stück

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36 vom 04. September 2020

Corona-Hostie
Brot und Wein in einem Stück
Helga Schnehagen

Schon länger gehörten neben klassischen Hostien, Brothostien, glutenfreien Hostien, Bio-Hostien (DE-ÖKO-001) aus Bio-Weizenmehl und Bio-Dinkelmehl auch Konsekrationshostien sowie Schauhostien zum Sortiment der Hostien-Bäckerei der Neuendettelsauer Diakonie. Als neuestes Produkt ist die Weinhostie hinzugekommen. Was für die katholische Kirche unmöglich ist, hält die evangelische Kirche durchaus für liturgisch statthaft: Brot und Wein, Leib und Blut Christi, bei der Eucharistie in einem zu sich zu nehmen. 

Nach dem Corona-Lockdown sind Kirchenbesuche zwar wieder möglich, gemeinsame Abendmahlsfeiern in traditioneller Form jedoch nicht. Hostien könnte man wohl verteilen, aber Wein aus ein und demselben Kelch trinken ist derzeit ausgeschlossen. Alternativ wäre jedem Gläubigen ein eigener Becher zu reichen, was auch schon praktiziert wird. 

Da kam einer Mitarbeiterin der Hostien-Bäckerei die Idee, warum nicht den Wein in den Teig integrieren. Gedacht, gesagt, getan: Es wurde so lange probiert, bis die richtige Mischung gefunden war. Traditionelle Hostien bestehen aus nichts anderem als klarem Wasser und Weizenmehl. Einen Teil des Wassers durch Wein zu ersetzen ist insofern schwierig, als der Rebensaft Fruchtzucker enthält, der den Teig am Backeisen kleben lässt. Die Hostienherstellung ähnelt der von Waffeln. Nach einigem Probieren fand man jedoch einen geeigneten halbtrockenen Weißwein, mit dem man 

25 Prozent des Wassers ersetzen kann.

Um den hygienischen Anforderungen zu genügen, werden die Weinhostien einzeln in Kunststofftütchen verpackt. Das beim Abendmahl so wichtige Gemeinschaftsgefühl kann auch damit entstehen, wenn alle Gemeindemitglieder in gebührendem Abstand zum Altar gehen, dort die Hostie in Empfang nehmen, zurück am Platz diese so lang in der Hand halten, bis alle eine haben, sie dann gemeinsam auspacken und erst essen, wenn der Pfarrer mit einem Bibelwort dazu einlädt. Den Rebensaft schmeckt man dabei nicht.

Die Neuendettelsauer Hostien-Bäckerei ist mit 1,6 Millionen Oblaten pro Jahr ein wichtiges Standbein der mittelfränkischen Körperschaft bei Ansbach. Mit 7800 Mitarbeitern und zirka 406 Millionen Euro Umsatz (2018) gehört sie zu den fünf größten Diakonischen Unternehmen in Deutschland. Mit ihren vielen Einrichtungen bildet sie unübersehbar eine eigene Stadt in der 8000-Einwohner-Gemeinde. Vor einem Jahr kam es zur Fusion mit der Schwäbisch Haller Diakonie und zur Umbenennung in Diakoneo: jetzt ein Arbeitgeber von über 10.000 Mitarbeitern und mit etwa 600 Millionen Euro Umsatz im Jahr (www.diakoneo.de).