Es könnte die Paketzustellung in Zukunft revolutionieren, den Straßenverkehr entlasten und den Versandhandel noch attraktiver machen. So hoffen es zumindest die Initiatoren. Kritiker fürchten dagegen ein Chaos in der Luft. In den USA läuft demnächst ein neues Projekt von Amazon an. Nur 30 Minuten nach einer Bestellung sollen selbstfliegende Drohnen Ware in Gärten abwerfen. Die US-Luftfahrtbehörde hat dem Versandhändler entsprechende Tests genehmigt.
Ernüchterung in Deutschland
Beim Branchenführer gibt es seit Jahren Überlegungen, Pakete per Drohne liefern zu lassen. Im Dezember 2013 sagte Amazon-Gründer Jeff Bezos in einem Fernsehinterview, Drohnen würden innerhalb von fünf Jahren zu Kunden nach Hause fliegen. Zwei Jahre später schlug der Konzern vor, in großen Städten für seine Auslieferungsflieger eigene Flugräume freizuhalten. Umgesetzt wurde davon bislang nichts, auch weil weltweit die Gesetzgeber ein Chaos im Luftraum befürchteten.
Daher war Amazon in den vergangenen Monaten auch eher zurückhaltend, was die Genehmigung angeht. Aber nachdem Konkurrent UPS und eine Tochterfirma von Google bereits den Zuschlag erhalten hatten, zog Amazon nun nach.
Ein Unternehmenssprecher schränkte aber ein, dass es noch dauern werde, bis Lieferungen per Drohne regulär zum Alltag gehören werden. Amazon setzt eine elektrische Drohne mit sechs Rotoren ein, die gut 24 Kilometer weit fliegen und bis zu 2,3 Kilogramm befördern kann. Dank Sensoren kann sie Hindernisse erkennen und ihnen ausweichen. Klar ist, dass die Lieferungen von Paketen per Drohne zunächst in Gebieten mit geringer Bevölkerungsdichte starten werden. Für einen Einsatz in Ballungsgebieten sei die Technik noch nicht ausgereift genug.
In Deutschland ist nach einer Testphase bereits wieder etwas Ernüchterung eingekehrt. Die Deutsche Post DHL Group hat in den vergangenen Jahren Testläufe unter anderem in Bonn, im Alpenort Reit im Winkl sowie auf der ostfriesischen Insel Juist durchgeführt. Im regulären Lieferbetrieb setzt das Unternehmen die Drohnen in Deutschland jedoch noch nicht ein. „Bis auf Weiteres ist das für uns ein reines Forschungsprojekt“, erklärt Sprecherin Sarah Preuß.
In China ist man weiter
In China ist man dagegen (wieder einmal) ein Stück weiter. Dort hat DHL Express im Mai 2019 die erste innerstädtische Route eingeweiht. In der 14-Millionen-Einwohner-Stadt Guangzhou transportieren Drohnen zweimal täglich Express-Sendungen zwischen zwei Packstationen.
Bis es in Deutschland so weit ist, wird es dauern. Bisher braucht man für jeden einzelnen Drohnenflug eine Erlaubnis. Kritiker fürchten eine Überlastung des Flugraums.