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11.09.20 / Kommentare / „Helden“

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37 vom 11. September 2020

Kommentare
„Helden“
Erik Lommatzsch

War der Begriff „Held“ nicht abgeschafft? Im Kinderbuch war er vielleicht noch präsent, ansonsten nur in Gebrauch, sofern mit dieser Zuschreibung ein deutliches Naserümpfen verbunden war.

Dem Schicksal des Wortes „Held“ wird seit einigen Monaten politisch und medial ein weiteres Kapitel hinzugefügt. Etwas unvermittelt erlebt er eine Renaissance. Alte Assoziationen sollen zurückkehren – der „Held“, der Übermenschliches leistet. Dass dies nach jahrzehntelanger Preisgabe des Begriffs an das Lächerliche nahezu stets in Peinlichkeiten und unfreiwilliger Komik endet, scheint von den neuen Freunden der „Helden“ kaum bemerkt zu werden. 

Grotesk ist es, von „Heldinnen und Helden des Corona-Alltags“ zu sprechen, wie es der „Spiegel“ tat, oder überhaupt von „Corona-Helden“. Und vielen Berichten zufolge bewahrten uns „Helden-Polizisten“ unlängst vor einem „Sturm“ auf den Reichstag. Von der eigenen „Helden“-Prosa war man wohl derart eingenommen, dass man vergaß, was ein wirklicher „Sturm“ ist. Immerhin durften sich die „Helden-Polizisten vom Berliner Reichstag“, so „Bild“, später über einen Empfang beim Bundespräsidenten freuen. 

Konsequenz ist allerdings nicht angesagt, sonst wäre die Frage aufgekommen, wo „Helden-Polizisten“ waren, als Greenpeace-„Aktivisten“ Anfang Juli auf das Dach des Reichstags kletterten, um ein Transparent anzubringen. 

Wie schwierig es ist, bei den „Heldengesängen“ eine einheitliche Linie zu verfolgen, zeigt die SPD. Forderte deren Zeitung „Vorwärts“ vor Monaten noch, politisch korrekt, „eine Erholungsprämie für Corona-Held*innen“, so wollte die Partei zuletzt der Benennung eines Platzes nach einem in Afghanistan gefallenen deutschen Soldaten nicht zustimmen, um keinen „Heldenverehrungsort“ zu schaffen.

Eines jedenfalls ist klar: Der gute, alte „Held“ ist wieder willkommen. Sogar so sehr, dass recht absurde „Ernennungen“ erfolgen. Wichtigstes Kriterium: Der jeweilige „Held“ und seine „Taten“ passen in das erwünsche Meinungsklima.