27.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
11.09.20 / Marionettenspiel / Hanswurst erklärt die Welt / Nicht nur für Kinder – Das Puppentheater-Festival in der Region Elbe-Elster setzt auf eine lange Tradition

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37 vom 11. September 2020

Marionettenspiel
Hanswurst erklärt die Welt
Nicht nur für Kinder – Das Puppentheater-Festival in der Region Elbe-Elster setzt auf eine lange Tradition
H. Schnehagen

Fernab und doch mittendrin: Im Elbe-Elster-Land findet auch in diesem Jahr das Puppentheater-Festival statt. Es beginnt in Doberlug mit der Menzel-Schäfer-Produktion „Die Macht des Schicksals“ und endet in Bad Liebenwerda mit der „Langen Nacht des Puppenspiels“ und dem Kasper-Café für Kinder. 

Das Elbe-Elster-Land im äußersten Südwesten von Brandenburg – bis 1815 gehörte es zu Sachsen – gilt als Wiege des mitteldeutschen Wandermarionettentheaters. Vor über 250 Jahren war hier seine Geburtsstätte. Saathain zwischen Elsterwerda und Liebenwerda war ein echtes Komödiantennest. Auch in den Orten ringsherum siedelten sich Marionettenspieler an. Ganze Puppenspieler-Dynastien zogen von hier mit ihren Wohn- und Packwagen von Frühjahr bis Herbst von Dorf zu Dorf, um die Landbevölkerung zu unterhalten.

Ihnen gilt das kleine, aber feine Mitteldeutsche Marionettentheatermuseum in Bad Liebenwerda. Dank des Ankaufs der deutschlandweit einmaligen internationalen Sammlung zum Puppentheater von Karin und Uwe Brockmüller vor vier Jahren kann das Museum jetzt „über den Tellerrand blicken und nicht nur die Geschichte des regionalen Wandertheaters beleuchten, sondern einen weltweiten Horizont eröffnen“, so Ralf Uschner, wissenschaftlicher Mitarbeiter.

Mit „Kaspers Welten“ wurde am 9. September eine neu konzipierte Dauerausstellung eröffnet. „Der Marionettenkasper ist eher eine Randfigur, während der Handpuppenkasper das Spiel an sich reißt“, so Uschner. „In der neuen Ausstellung werden die Ursprünge der gänzlich unterschiedlichen Typen über Europa hinaus bis nach Asien verfolgt, wo das Puppenspiel längst Weltkulturerbe ist.“ Dabei reicht die Palette vom wüsten Knaben, einem richtigen Haudrauf, über den törichten Narren und die lustige Figur wie im Hanswurst bis zum Pädagogen, der den Verkehr regelt oder die Zähne putzt, und sogar Weltanschauungen verbreitet. 

Heute ist in der Region nur der Schausteller und Marionettenspieler Ricardo Gierhold in Dobra bei Elsterwerda noch aktiv. Es gibt aber Nachfahren der Dynastien, die außerhalb des Elbe-Elster-Landes ansässig sind und Puppenspiel betreiben. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Hanauer Marionettentheater, Roland Richter; Traditionelles Marionettentheater Dombrowsky, Uwe Dombrowsky; Theater C.C.C., Camillo Fischer; Hohenloher Figurentheater, Johanna und Harald Sperlich; Theater Con Cuore, Virginia und Stefan Maatz; Marionettentheater Bille, Andreas Bille. Auch die mit dem Volksmusiker Stefan Mross verheiratete Sängerin Anna-Carina Woitschack ist Puppenspielerin aus der Dynastie Richter. 

Infos: Mitteldeutsches Marionettentheatermuseum, Burgplatz 2, 04924 Bad Liebenwerda, geöffnet Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr, von Oktober bis März bis 17 Uhr. Das 22. Puppentheater-Festival läuft vom 11. bis 20. September im Elbe-Elster-Gebiet, Karten nur mit telefonischer Reservierung siehe Programm: www.puppentheaterfestival-ee.de