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11.09.20 / Kaiser Karl I. / Reliquie im Budweiser Dom

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37 vom 11. September 2020

Kaiser Karl I.
Reliquie im Budweiser Dom

Eine Reliquie des letzten Kaisers von Österreich sowie Königs von Ungarn und Kroatien sowie Böhmen, Karl I., beziehungsweise IV. beziehungsweise III., kann seit vergangenem Monat in der Kathedrale St. Nikolaus der südböhmischen Metropole Budweis (Ceske Budejovice) verehrt werden. Die feierliche Übernahme durch den Budweiser Bischof Vlastimil Krocil erfolgte am 133. Geburtstag des Seligen, dem 17. August. 

In seiner Predigt im Festgottesdienst erklärte Bischof Krocil, für den Monarchen sei die katholische Soziallehre der „Eckstein seiner Reformen“ gewesen, von denen „bis heute die moderne Sozialpolitik der Mehrheit der derzeitigen mitteleuropäischen Staaten“ ausgehe. Die „grundlegende moralische Haltung“ des Monarchen habe nach dem Ende des Ersten Weltkriegs in den Nachfolgestaaten des Habsburgerreiches einen friedlichen Übergang zur neuen Staatsordnung ohne den Ausbruch von Bürgerkriegen ermöglicht, so der Bischof. Mit dem Kaiser habe man „einen christlichen Herrscher vor Augen“, der gut Tschechisch gesprochen und nach erhaltenen Zeugnissen noch kurz vor seinem Tod für das tschechische Volk gebetet habe. Bei der Seligsprechungsfeier im Jahre 2004 habe Papst Johannes Paul II. Karl als Vorbild besonders für jene bezeichnet, die in der Gegenwart in Europa politische Verantwortung tragen, erinnerte der Bischof von Budweis.

Die silberne Monstranz mit der Reliquie ruht auf einem Basaltstein vom Georgsberg (Ríp), einem 456 Meter hohen Berg in Nordböhmen bei Leitmeritz (Litomerice), der seit 1963 tschechisches Nationaldenkmal ist. Wie der Basaltstein ist auch das zum Reliquiar gehörende Gemälde des Seligen nicht frei von nationaler Symbolik. Das vom Budweiser Domdekan Zdenek Mares geschaffene Werk zeigt den im Ornat des Ordens vom Goldenen Vlies gewandeten Herrscher, wie er mit der rechten Hand auf die vor ihm auf einem Kissen ruhende Wenzelskrone des Königreiches Böhmen weist, während er in der Linken neben der zum Ordensornat gehörenden Kopfbedeckung Lindenblätter hält, also Blätter des Nationalbaums der Tschechen.

Interessant ist, wie in der offiziellen Beschreibung des Gemäldes mit dem – aus tschechischer Sicht – Manko umgegangen wird, dass Karl sich wie sein Großonkel und Vorgänger, Franz Joseph I., nicht zum König von Böhmen krönen ließ. Das sei zu seiner Zeit nur noch ein formaler Akt gewesen und auch viele andere europäische Herrscherhäuser hätten auf Krönungen verzichtet. Zum König von Ungarn ließen sich jedoch sowohl Franz Joseph als auch Karl krönen.PAZ