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18.09.20 / CDU / Machtkampf in entscheidender Phase / Am Ende könnten Armin Laschet und Norbert Röttgen mit Markus Söder kungeln, nur um Friedrich Merz auszubremsen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38 vom 18. September 2020

CDU
Machtkampf in entscheidender Phase
Am Ende könnten Armin Laschet und Norbert Röttgen mit Markus Söder kungeln, nur um Friedrich Merz auszubremsen
Peter Entinger

Ein Machtkampf hinter den Kulissen lähmt die CDU. In Präsidiumssitzungen soll es bisweilen lautstark zugehen. Gut drei Monate vor dem geplanten Stuttgarter Wahlparteitag scheint das Rennen um den CDU-Vorsitz völlig offen. Und ungeklärt ist auch, ob der neue Vorsitzende der CDU auch der Kanzlerkandidat der Union sein wird oder ob man dem Bayern Markus Söder den Vortritt lassen soll. 

Zu Beginn der Corona-Pandemie machte der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet einige Fehler, während Söder mit seinem beherzten Krisenmanagement punkten konnte. Nach der Test-Pannenserie in Bayern hatten zwar viele in der CDU die Hoffnung, Söder könne etwas von seinem Glanz verlieren, doch die Meinungsumfragen sprechen eine andere Sprache. 

In den jüngsten Umfragen lag der bayerische Regierungschef weit vor den CDU-Kandidaten. Im „Deutschlandtrend“ der ARD-„Tagesthemen“ und der „Welt“ kommt der Ministerpräsident auf 56 und der frühere Fraktionsvorsitzende Friedrich Merz auf 33 Prozent. Weit abgeschlagen dahinter rangieren der nordrhein-westfälische Ministerpräsident und der Außenpolitiker Norbert Röttgen. 

Und so befinden sich die Christdemokraten in einem Dilemma. Kanzlerin Angela Merkel genießt zwar hohes Ansehen, ihre Amtszeit neigt sich aber dem Ende zu. Noch-Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer ist eine „lame duck“, eine „lahme Ente“, – ihr Wort findet fast nirgendwo mehr Gehör. Sie agiert auf Abruf. Und sollte der Parteitag aufgrund der Pandemieentwicklung sogar ins kommende Jahr verschoben werden, würde der Schwebezustand noch verlängert. 

Merz kommt bei der Basis an

So verwundert es nicht, dass die Herren-Riege der Bewerber erstaunlich kleinlaut agiert. Laschet hat seine Partei unlängst vor Überheblichkeit in der Frage der Kanzlerkandidatur gewarnt. Diese sei mit der CSU „auf Augenhöhe zu entscheiden – nicht durch überstimmen“, sagte Laschet Anfang September bei der Jahreshauptversammlung der nordrhein-westfälischen Zeitungsverleger in Düsseldorf. Es sei falsch zu glauben, die Kanzlerkandidatur laufe automatisch auf die CDU zu.

Innerhalb der Partei glauben viele, dass Laschet pokert. Der CDU-Vorsitz und gleichzeitig der Regierungssessel in Düsseldorf könnten ihm reichen, wenn er merken sollte, dass an Söder kein Weg vorbeiführt. Für seine Mitbewerber ist dieses Szenario keine Option. Merz drängt es ins Kanzleramt, und Röttgen, derzeit eher Hinterbänkler im Bundestag, braucht ein Amt, will er nicht ein Vorsitzender ohne Machtbasis sein. Laschet hat die Funktionäre auf seiner Seite, allen voran Gesundheitsminister Jens Spahn, der unter ihm Stellvertreter werden soll. 

Und er zeigt sich derzeit auffallend oft an der Seite des sächsischen Regierungschefs Michael Kretschmer. Seit dessen Wahlsieg vor einem Jahr gilt dieser als Hoffnungsträger. Sollte Laschet CDU-Chef werden, könnte der Sachse den hessischen Regierungschef Volker Bouffier als stellvertretenden Parteichef ablösen. 

Während Laschet auf dem Papier eifrig Posten verteilt, reist Merz durch die Kreisverbände und erfreut sich an der Basis großer Beliebtheit. Im derzeitigen Präsidium hat Merz nur den Baden-Württemberger Thomas Strobl und den Mittelstandsexperten Carsten Linnemann sicher auf seiner Seite. Aber er ist ein kluger Netzwerker. Und viele glauben, dass mit ihm das beste Ergebnis zu erzielen sei. „Merz gilt als konservativ, ohne rechts zu sein. Damit hat er die größte Chance, vor allem im Osten, Stimmen von AfD-Wählern für die CDU wieder zurückzugewinnen“, erklärte der kürzlich verstorbene Politikberater Michael Spreng im Gespräch mit Focus Online. 

Der dritte Kandidat hat eigentlich keine Chance. Aber Röttgen muss im Rennen bleiben, um sich für eine Anschlussverwendung interessant zu machen. Er würde gerne Außenminister werden, sagt man in der Partei. Am Ende, so kursieren weitere Gerüchte, könnten Laschet und Röttgen mit Söder kungeln, nur um Merz auszubremsen.