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18.09.20 / Porträt / Tapfere Flötistin

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38 vom 18. September 2020

Porträt
Tapfere Flötistin

Von dem oppositionellen Damentrio, das in Weißrussland die Wahlen gewinnen wollte, war sie die letzte Verbliebene: 

Maria Kolesnikowa. Doch dann verschwand auch sie. Offenbar von staatlichen Instanzen in einem Kleinbus entführt, zerriss sie, so heißt es, kurz vor ihrer Abschiebung in die Ukraine ihren Ausweis. Jetzt soll die 38-Jährige in einem Gefängnis in Schodsina nordöstlich von Minsk sitzen.

Dabei hatte die aus Weißrusslands Hauptstadt Minsk stammende Oppositionsführerin vor Kurzem nichts mit Politik am Hut gehabt. Eigentlich ist sie Musikerin, Flötistin genauer gesagt. Ihre Ausbildung absolvierte sie an der Staatlichen Musikakademie in Minsk, der sich ein Studium der Alten Musik an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart anschloss, wo sie von 2007 an für zwölf Jahre lebte. Noch in Stuttgart organisierte sie deutsch-weißrussische Kulturprojekte und das Minsker Kunstfestival Artemp. Als Kulturmanagerin lernte sie in Minsk den Bankier und Oppositionspolitiker Viktor Babariko kennen, der als Kandidat für die Präsidentschaftswahlen gegen Amtsinhaber Lukaschenko antreten wollte. Als Babariko im Juni kurz vor den Wahlen inhaftiert wurde, schloss sich Kolesnikowa ihren Mitstreiterinnen Swetlana Tichanowskaja und Veronika Zepkalo an, um gemeinsam Lukaschenko zu stürzen.

Ob freiwillig oder nicht, jedenfalls verließen letztere beiden nach den Wahlen das Land. Zurück blieb Kolesnikowa, die bis zu ihrer Entführung tapfer die Protestbewegung im Land koordinierte. Nun ruhen die Hoffnungen der Opposition auf Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch im ungleichen Kampf gegen die Staatsmacht (siehe Seite 2).H. Tews